[Debatte-Grundeinkommen] goldig!

Michael Klockmann mk at mphase.net
Mo Nov 17 14:27:57 CET 2008


Am Sonntag, den 16.11.2008, 18:33 +0100 schrieb Boris Behnke:
>  
> Er hat doch recht, alles muss im Gleichgewicht bleiben.
Wie gesagt, wo er recht hat, hat er recht, aber Gleichgewicht ist im
Kapitalismus eben nicht vorgesehen...

> Da war von einem Milliadär die Sprache, der hat jeden Tag einen Zuwachs von
> 130 Millionen Euro. Da ist was aus dem Ruder gelaufen.
 
Das müssen die Nullen sein, die da aus dem Ruder gelaufen sind, nämlich
so um 1 bis 2 Kommastellen. Denn 130 * 365 wären 47.450 Millionen, der
Mann würde also in nur einem Jahr fast soviel verdienen, wie Bill Gates
in den ganzen Jahren nicht ausgeben konnte, also angesammelt hat. Sein
Vermögen soll irgendwo bei 50 Milliarden liegen, selbst bei 20% Rendite,
was mir sehr hoch erscheint, käme er nur auf popelige 27 Millionen pro
Tag (50.000 * 20% / 365). Also 13 oder 1,3 pro Tag, das lass ich
gelten... 

Aber seis drum, der Knackpunkt liegt nämlich ganz woanders:     

> nehmen wir mal an von den 130 Mio, wären 30 Mio aus Zins. 
Das ist ganz und gar Schietegal, ob das Rendite aus eigenem Sachkapital
(also z.B. eine Fabrik) ist oder ob der sich bei jemand anderem mit
Krediten (oder Anteilen oder Aktien oder was auch immer) an seinem Laden
beteiligt hat, oder ob da noch ein paar Kapitalverschiebebahnhöfe mehr
dazwischen sind. 

> Dann müssen
> irgendwelche Leute 30 Mio Schulden haben! 
Nicht haben, NEU aufnehmen müssten, pro Tag!
Richtig ist, das der arme Mann jeden Tag diverse Millionen wieder gut anlegen 
muß...
   
Aber so ein Kredit ist ja, so lange der Laden läuft, eine rentierliche
Investion und der Gläubiger denkt im Traum nicht daran, sein Geld wieder
haben zu wollen. "Schulden" wird sowas erst genannt, wenn die Firma
nichts mehr abwirft. 

Und - jetzt kommts - wie macht sie das, die Firma, etwas abwerfen?

> Das Kapital muss sich immer neue Schuldner suchen.
Nö, das Kapital muss jeden Tag Leute arbeiten lassen und ihnen dafür
weniger auszahlen als sie erarbeitet, also verdient haben. Diese
Differenz wird Profit genannt und solange der stimmt, wächst das
Vermögen von dem guten Mann, ohne das irgend jemand auch nur einen
Pfennig Schulden machen muss. Die Quelle aller Vermögen ist die
unbezahlte Arbeit anderer. Und solange sein Geschäftsfreund immer brav
aus diesen Quellen mit einen Teil seines Profits den Kredit bedient, ist
auch alles in bester Butter. Nur wenn sie den janzen Plunder nicht mehr
verkooft kriegen und also der Profit nicht mehr stimmt, dann kriegen sie
ein Problem. Dann muß der Geschäftsfreund die Zinsen eben mal aus seiner
Privatschatulle begleichen...

Ein anderes Ungleichgewichtsproblem des Kapitalismus liegt nun
allerdings darin, das selbst wenn der Profit in absoluten Zahlen uns
noch horrend erscheint, er bezogen auf einen wachsenden Kapitalstock,
als Profit r a t e, immer mickriger erscheint. Und all die armen
Millionäre suchen ständig nach sicheren und rentablen
Anlagemöglichkeiten, der Rubel muß ja schließlich rollen, ma kann ja
schließlich keine Geldsilos bauen...       

> ich habe auch nix gegen einen gesunden Kapitalismus, 
ich hab auch nichts gegen 'ne gesunde Zigarette...


> Grüße Boris 

Grüße Michael






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