[Debatte-Grundeinkommen] Voraussetzungen für ein BGE

Michael Klockmann mk at mphase.net
Do Nov 6 12:20:57 CET 2008


Eines Freitags, anno 1929 schrieb Kurt Tucholsky:

> Die Grundlage aller Nationalökonomie ist das sog. ›Geld‹.
>
> Geld ist weder ein Zahlungsmittel noch ein Tauschmittel, auch ist es
> keine Fiktion, vor allem aber ist es kein Geld. Für Geld kann man
> Waren kaufen, weil es Geld ist, und es ist Geld, weil man dafür Waren
> kaufen kann. Doch ist diese Theorie inzwischen fallen gelassen worden.
> Woher das Geld kommt, ist unbekannt. Es ist eben da bzw. nicht da –
> meist nicht da.

http://www.textlog.de/tucholsky-nationaloekonomie.html

Etwas fundierteres zu diesem Thema habe ich seitdem nicht mehr finden
können.

Am Mittwoch, den 05.11.2008, 20:43 +0200 schrieb Joerg Drescher:

> Im Gegensatz zu Marx muß ich nicht hunderte ätzend langweilige Seiten
Da tust du ihm über weite Strecken aber echt unrecht, du ;-(
>  schreiben, um mir über die Wirtschaftsgrundlagen klar zu werden -
> aber vielleicht habe auch ich irgendwo einen Denkfehler ;-)

Ich habe keinen finden können.

Aber um die Fehleranfälligkeit noch etwas zu senken, läßt sich die
Argumentation noch ein wenig vereinfachen, was im Nebeneffekt erheblich
zu unserer Seriosität beitragen würde. 

In einem logisch und ethisch tragfähigen Verteilungsmodell kann
prinzipiell sowieso nur verteilt werden, was eine gegebene Gesellschaft
in einer gegebenen Periode an Gebrauchswerten bereitstellt, also Rüben,
Busfahrten, Haarschnitte, Bohrungen in Zähnen, Dübel, Meisenringe etc.
pp. Davon (BIP in Wertkategorien, natürlich) die Hälfte gleichmäßig -
und da wo sinnvoll natürlich mit irgendeiner Art von beliebig
einsetzbaren Anrechtszetteln -  auf alle aufgeteilt ('take half'), das
ist das bGE und sonst nix. Von den ganzen wundervollen Dingen, die die
Menschen daraus machen werden, natürlich abgesehen.    

Nun aber mal abgesehen von ein wenig Vorratshaltung, z.B. der
Rübenmiete, um über den Winter zu kommen:

Abstrahiert man von dieser realwirtschaftlichen Betrachtung und
fabuliert statt tatsächlicher Darstellbarkeit völlig müßig über "Geld"
und  "Finanzierbarkeit", so handelt man sich nur unnötige Komplikationen
(Stichworte "Zukunft", "Außenbeiträge") ein. 

Und außerdem werden einem dadurch endlose und in meiner politischen
Praxis jedenfalls bisher völlig fruchtlose Therapieversuche an den armen
Purzelchen aufgenötigt, die am höchst simplen Doppelcharakter des
"Geldes" irre werden: In kleinen Mengen Existenzgeld, in großen
Ausbeutungsversprechen.

Und wenn letzteres, wie derzeit, gewissen Volatilitäten unterliegt, wird
eben "Geld" ein etwas unzuverlässiger "Wertaufbewahrungsbehälter", was
ein echter Grund zur Freude wäre, könnten wir (zumal in den Städten) nur
umstandslos eine Zeitlang auf Subsistenz umswitchen...


> Viele Grüße aus Kiew,
Wie steht da so der Hanf?

fragt sich...
 
Michael

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