[Debatte-Grundeinkommen] Anträge zur a.o. MV 05.07.08

Matthias Dilthey info at psgd.info
Mo Jun 16 12:56:20 CEST 2008


Hallo Brigitte,

Dein "Erschrecken" ist mir absolut unverständlich.

Jörg Drescher hat all dem, was Du geschrieben hast, in keiner Weise 
widersprochen.

Weder hat er Deinem Menschenbild widersprochen, noch hat er die 
Basis-Demokratie abgelehnt.
Demokratie ist nämlich weit mehr, als Menschen an Abstimmungen teilhaben zu 
lassen.
Jörg hat lediglich ausgeführt, daß er mit einer Reduzierung des Begriffs 
"Basis-Demokratie" auf ein reines Abstimmungsinstrument nicht einverstanden 
ist.


Du schreibst zurecht:
> Für mich jedoch ist ein bGE unmöglich
> von der Forderung nach radikaler Demokratisierung
> und einer ganz anderen Form von Gesellschaftlichkeit zu trennen.

Dem schließen sich sowohl Jörg als auch ich vollumfänglich an. Jedoch leider 
nicht unsere Netzwerk-Regierung.
Denn der SprecherInnen-Kreis tritt doch alle Demokratie-Bestrebungen mit 
Füßen:
Informationen werden vom SPK als Belohnung für willfähiges Verhalten genutzt, 
Satzungen und Statuten sind für die Handlungsweisen des SPK nicht mal das 
Papier wert, auf dem diese Regeln niedergelegt sind und Mitglieder-Voten 
(Vollversammlungs-Beschlüsse) werden einfach mißachtet, Kommissionen werden 
von einzelnen SPK-Mitgliedern frech angelogen.

Liest man den Drescher-Text sorgfältig, so gelangt man zu dem Ergebnis, daß 
Drescher nämlich diese überaus undemokratischen Zustände innerhalb des 
Netzwerk anprangert, um zu einer besseren "Form von Gesellschaftlichkeit" und 
zu einer "radikalen Demokratisierung" zu gelangen.

Zu einer Demokratisierung, die sich nicht auf´s "Kreuzchen machen" auf einem 
Stimmzettel reduziert.


Matthias Dilthey

Platenstraße 21
91054 Erlangen

Tel.: 09131/29889


Am Samstag, 14. Juni 2008 15:32 schrieb Brigitte Oehrlein:
> Hallo,
>
> diese Mail läßt mich erschreckt fragen,
> wo eigentlich gemeinsame Positionen liegen,
> ein GE und zwar bedingungslos, zu fordern.
>
> Stets war bisher die Annahme eines Menschenbildes für mich Ausgang
> der GE-Forderung, der Mensch sei ein soziales Wesen, der,
> bekäme er die Möglichkeit freier Entfaltung geboten,
> das dringende Bedürfnis entwickeln würde,
> die Gesellschaft, in der er lebt, nicht nur aktiv mitgestalten,
> sondern ebenso sich produktiv in sie einbringen zu wollen,
> da er das selbstverständliche Bedürfnis hätte,
> einerseits sich selbst herauszufordern
> und andererseits nach sozialer Anerkennung
> und Reaktion auf sein Tun zu streben.
>
> Immer wird menschliches Streben auch etwas mit Glauben zu tun haben,
> nur dieser Glauben (nicht gleichzusetzen mit dem Glauben an einen Gott)
> ist es, der den Menschen motivieren kann, in Bewegung zu bleiben
> und nach Bewegung zu streben.
> Glauben hat auch etwas mit dem Umgang mit Geheimnissen zu tun
> und ich gehe nicht davon aus,
> die Menschheit wird jemals in der Lage sein, alle Geheimnisse aufzuklären.
> Das ist meiner Ansicht nach eine falsche Erwartung an Wissenschaft.
>
> Glauben und das Menschenbild,
> das jedes Individuum zu seinen, ihm eigenen, Verhaltensäußerungen führt,
> sind untrennbar miteinander verwoben.
>
> Die logische Folge eines Menschenbildes,
> das den Menschen nicht zu sozialer Umsicht
> und selbstbestimmtem, verantwortlichem Handeln fähig hält,
> ist dann die Ablehnung von Basisdemokratie.
>
> Ich halte es für einen erschreckenden Widerspruch,
> einerseits für ein bGE zu kämpfen,
> andererseits aber hierarchische Strukturen für notwendig zu halten.
> Politik ist die Suche
> nach einem produktiven Umgang mit Interessenkonflikten.
> Wie anders sollten sie nachhaltig zu bewältigen sein,
> wenn nicht durch möglichst gleichberechtigte Kompromißsuche?
>
> Auch hinter dem Menschenbild,
> es wären zu benennende Entscheidungsträger notwendig,
> da die dumme Masse falschem Glauben anhänge,
> steht nichts anderes als ein, eben nur negativer, 'Glaube'.
>
> Zu bedenken geben möchte ich,
> gerade an dem kirchlichen Machtanspruch,
> die Richtigkeit widerlegter Behauptungen
> mit Gewalt durchsetzen zu wollen,
> ließe sich das Zerstörungspotential hierarchischer Strukturen
> nachvollziehen.
>
> Wenn auch in abgeschwächter Form, durchziehen diese Strukturen
> auch das kapitalistische, derzeit neoliberale Marktsystem.
> Da wird soeben mal die irische Bevölkerung für zu blöd erklärt,
> so schwerwiegende Entscheidungen
> wie einen komplizierten Vertrag verstehen und damit beurteilen zu können,
> weshalb solche Entscheidungen
> gewählten Vertretern vorbehalten bleiben müßten.
> Wer nicht so will, wie die selbsternannten Eliten es für richtig halten,
> soll sich bitte aus dem Entscheidungsprozeß zurückziehen,
> wie es unser Außenminister gerade den Iren empfahl.
>
> Das dahinter stehende Menschenbild,
> geleitet von der Sicht, die Interessen Weniger
> (Besitz und/oder Verfügungsgewalt von Produktionsmitteln)
> seien gegen die Anderen rücksichtslos durchzusetzen,
> muß zwangsweise zu der Annahme
> der Notwendigkeit von Repression und Zwang führen,
> sowie der Ablehnung wahrer Demokratie.
>
> Wer, aufgrund seines 'Glaubens', nicht davon ausgehen kann,
> Menschen wären grundsätzlich durch die Voraussetzung
> Freiheit ermöglichender Bedingungen fähig,
> miteinander zu Konfliktlösungsstrategien zu finden,
> für den kann ein bGE niemals die notwendige Voraussetzung
> wahrhaft demokratischer Strukturen bieten.
>
> Für mich jedoch ist ein bGE unmöglich
> von der Forderung nach radikaler Demokratisierung
> und einer ganz anderen Form von Gesellschaftlichkeit zu trennen.
>
> Viele Grüße
> Brigitte
>
>
>
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Joerg Drescher [mailto:iovialis at gmx.de]
> Gesendet: Freitag, 13. Juni 2008 12:52
> An: Robert Zion; info at psgd.info; kontakt at grundeinkommen.de;
> redaktion at grundeinkommen.de; transparenz at listi.jpberlin.de; Debatte
> Grundeinkommen
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen]Anträge zur a.o. MV 05.07.08
>
>
> Hallo Robert, hallo zusammen,
>
> erinnert die Aussage nicht ein wenig an den Glaube an das Gute im Menschen?
> Ist es nicht der Traum von Anarchie, bei dem alle Menschen gleich
> "vernünftig (begabt)" sind? An die Voraussetzung, daß keine persönlichen
> Interressen im Vordergrund stehen und alle für alle das Beste wollen, ohne
> Rücksicht auf das eigene "Ich"? Zugegeben: schön wär's, wenn das klappen
> würde - allerdings scheint die bisherige Netzwerkstruktur nicht gerade
> diesem Ideal zu entsprechen. Schließlich treffen unterschiedliche Parteien
> aufeinander, die jeweils ihre Vorstellung vom "Besten" vertreten wissen
> wollen und sich entsprechend organisieren. Der Eindruck entsteht zumindest.
> Andernfalls würde im 3. Jahr des Bestehens des Netzwerk-Grundeinkommens
> dieses Netzwerk und dessen Inhalte bekannter sein - tut es das?
>
> Ein Verein legt bestimmte Rahmenbedingungen fest. Problem an diesen
> Statuten: sie können "falsch" interpretiert, irgendwie umgangen oder
> mißbraucht werden. Das haben wir doch auch beim Grundgesetz oder sonstigen
> Verfassungen von Staaten der Welt. Aber immerhin: sie machen die Struktur
> und zumindest das angestrebte Ideal transparent. Von Basisdemokratie halte
> ich recht wenig - jedenfalls dann, wenn es um Mehrheitsentscheidungen geht
> (schließlich gab es auch einmal eine Mehrheit, die glaubte, daß sich die
> Sonne um die Erde dreht).
>
> Mir wäre es auch lieber, wir bräuchten keinen Verein - aber ich zweifle an
> dem Guten im Menschen, ohne ihm Böswilligkeit unterstellen zu wollen. In
> einem Netzwerk wäre man (gleichberechtigter) Teil davon, aber man spricht
> von Mitgliedern, wovon manche "höher" gestellt sind und (eigenständig)
> Entscheidungen treffen (z.B. SPK, Redaktion) - gegenüber steht ein
> "Fußvolk", das die Entscheidungen (sofern kommuniziert) mittragen soll. Der
> Ausdruck "gesellschaftliche Entwicklung" ist dabei sehr treffend, wenn man
> den Unterschied zwischen "Gesellschaft" und "Gemeinschaft" berücksichtigt.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
>
>
>
> ----- Original Message -----
> From: "Robert Zion" <zion at robert-zion.de>
> To: <info at psgd.info>; <kontakt at grundeinkommen.de>;
> <redaktion at grundeinkommen.de>; <transparenz at listi.jpberlin.de>; "Debatte
> Grundeinkommen" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> Sent: Thursday, June 12, 2008 12:32 PM
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen]Anträge zur a.o. MV 05.07.08
>
>
> Hallo zusammen,
>
> Ich halte die Gründung eines Vereins für falsch. Das Netzwerk
> Grundeinkommen ist ein Zusammenschluss von Engagierten und Unterstützern
> innerhalb einer gesellschaftlichen Entwicklung. Solch eine Netzwerkstruktur
> kann auch ohne Vereinsmeierer transaparent und basisdemokratisch
> organisiert werden, besser noch: sich organisieren.
>
> Liebe Grüße
> Robert
> --
> Robert Zion Vorstandssprecher
> B'90/Grüne KV Gelsenkirchen
> Tel: 0209-3187462 / Mobil: 0176-24711907
> E-Mail: zion at robert-zion.de
> www.robert-zion.de
> www.gruene-ge.de
>
> ----- Original Message -----
> From: "Matthias Dilthey" <info at psgd.info>
> To: <kontakt at grundeinkommen.de>; <redaktion at grundeinkommen.de>;
> <transparenz at listi.jpberlin.de>; "Debatte Grundeinkommen"
> <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> Sent: Wednesday, June 11, 2008 4:17 AM
> Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Anträge zur a.o. MV 05.07.08
>
>
> (1) Es wird beantragt, das Netzwerk Grundeinkommen in einen gemeinnützigen,
> eingetragenen Verein zu überführen.
> Der SPK wird beauftragt, zur nächsten ordentlichen MV im Herbst 2008
> tragfähige Konzepte dazu zu erarbeiten, um anläßlich der MV im Herbst eine
> Gründungsversammlung für das neue "Netzwerk Grundeinkommen e.V." abzuhalten
> und so dem Netzwerk legitime, transparente und demokratische Strukturen zu
> geben.
>
> Begründung:
> Das Netzwerk stellt mit fast 1.800 Mitgliedern eine gesellschaftsrelevante
> Kraft dar, die, alleine um die Glaubwürdigkeit in Bezug auf das BGE zu
> erhalten, eines gesicherten Rechtsrahmen bedarf.
>
>
> (2.) Es wird getrennt beantragt, den SPK zu verpflichten, beigefügten
> Satzungsentwurf auf breiter, demokratischer Basis zu diskutieren und daraus
> eine transparente, tragfähige Lösung für unser neues Netzwerk zu
> entwickeln.
>
> Begründung:
> Die von Teilen des SPK und "Kooptierten" entwickelten Statuten stellen
> lediglich eine Festigung des bisherigen Status Quo dar. Dieser Zustand ist
> jedoch nicht geeignet, den Pluralismus, den das Netzwerk eigentlich
> darstellen möchte, zu repräsentieren.
>
>
> Beide Anträge zielen darauf ab, die bestehende Netzwerk-Regierung an ein
> Minimum von Basis-Demokratie zu erinnern und zu verpflichten.
>
>
> Matthias Dilthey
>
> Platenstraße 21
> 91054 Erlangen
>
> Tel.: 09131/29889
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