[Debatte-Grundeinkommen] .... BGE in die Öffentlichkeit zu bringen.
Joerg Drescher
iovialis at gmx.de
Di Jul 22 22:20:40 CEST 2008
Hallo AgneS, Hallo zusammen,
das Netzwerk Grundeinkommen wollte meinen Text über die "Wichtigkeit der
Finanzierungsgrundlagen" nicht veröffentlichen, da sich das Netzwerk auf
keine Finanzierungsmodelle festlegen möchte. Auf der anderen Seite wird
gegenüber Althaus gewettert, daß dieses Modell (basierend auf dem TGM, das
Peter Scharl bewirbt) keine "soziokulturelle Teilhabe" zuläßt. Aber dieses
Modell müßte Dir, AgneS, gefallen, da es relativ einfach ist und leicht
vermittelt werden kann. Jedenfalls wurde dies (mir gegenüber) bei WikiPedia
als Argument für das Althaus-Modell gebracht.
Der Vorschlag von Götz Werner (alleinige Konsumbesteuerung) ist eigentlich
auch einfach vermittelbar, wenn man die Grundlagen dazu erst einmal
begriffen hat. Das Problem dabei ist, daß es von herkömmlichen Denkansätzen
(Paradigmen) abweicht.
Bei der aoMV in Hannover hatte ich das Vergnügen, länger mit Ronald Blaschke
über das BGE zu diskutieren. Einerseits nahm er steuerliche Ansätze (z.B.
die von Götz Werner) als Argumente, um gegen das Modell zu argumentieren;
anderseits lehnte er jede Diskussion über Steuern ab, da dies nicht sein
Fachgebiet sei.
Schon Werner Rätz (Attac) schrieb in einem NW-Newsletter, daß die
Modelldiskussion bei der BGE-Diskussion eigentlich stören würde. Ich bin
allerdings (immer noch) der Meinung, daß gerade die Modelle und deren
Finanzierungsansätze weitreichende Auswirkungen auf die BGE-Wirkung haben.
Darüber "stritt" ich auch schon mit Sascha Liebermann und Manfred Füllsack,
die eine Gefahr der Pluralität von BGE-Modellen befürchteten. Allerdings
läßt sich kaum über die 5 mathematischen Axiome streiten, die 1+1=2 sein
lassen und die Mathematik zu einer exakten Wissenschaft machen. Einsteins
Theorien sind zwar bisher wissenschaftlich belegt, aber werden nur von einer
Minderheit verstanden.
Dein Argument, AgneS, ein BGE-Modell solle möglichst einfach sein und leicht
vermittelbar, führt eigentlich zu Modellen, wie dem von Althaus. Daß die
Finanzierung (und damit verbundene Auszahlung -> Umverteilung) relativ
kompliziert werden kann, hängt damit zusammen, daß möglichst viele Faktoren
beachtet werden sollten. Dabei ist die Einnahmenseite noch das einfachste
Problem (das war mein Vortrag in Dublin), weitaus schwieriger ist die
"gerechte" Auszahlung (incl. Berechnung der Höhe). Von beidem hängt
letztlich die BGE-Wirkung und Nachhaltigkeit ab.
Mir sind noch Artikel von Spiegel-Online im Hinterkopf, die bei der letzten
Bundestagswahl die Runde machten - darin wurden Berechnungen vorgestellt,
wie viel bei der Wahl einer bestimmten Partei unterm Strich übrig bleiben
würde. Diese gesamten Rechnungen konnte man spätestens nach der
MWSt-Erhöhung über den Kopf werfen, da zwar "unterm Strich" mehr blieb, aber
die Verbrauchspreise nicht berücksichtigt wurden.
Die Kritikpunkte beim Ulmer Modell von WikiPedia hatte ich eingefügt und
gelten eigentlich für jedes Modell (egal, wie einfach oder komplex): kein
Mensch kann sagen, wie die Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen
sein wird. Manche reden auch von der "Porsche-fahrenden Putzfrau", da
niemand mehr diesen Job für das heute bezahlte Geld machen wolle und
entsprechend viel geboten werden müßte, daß solche Arbeiten erledigt werden.
Das werden die "Selbstregulierungskräfte der Marktwirtschaft" zeigen. Der
einzige Modellanspruch ist dabei: die BGE-Höhe muß zum Auskommen reichen
(Lebensunterhaltungskosten incl. soziokultureller Teilhabe).
Viele Grüße aus Kiew,
Jörg (Drescher)
Relevante Links:
Wichtigkeit der Finanzierungsgrundlagen:
http://www.bge-portal.de/2008050334/Allgemein/Hintergruende/Wichtigkeit-der-Finanzierungsgrundlagen.html
Althausbefürworter bei WikiPedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer_Diskussion:Iovialis
----- Original Message -----
From: "Agnes Schubert" <Agne.s at gmx.de>
To: <Netzwerk_BGE at gmx.net>; <debatte-grundeinkommen at listi.jpberlin.de>
Sent: Monday, July 21, 2008 12:54 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] .... BGE in die Öffentlichkeit zu
bringen.
Peter Scharl Netzwerk_BGE (Peter Scharl) schrieb:
> Hallo AgneS, hallo @lle,
>
> wie wäre es, wenn man/frau das TGM (TransferGrenzenModell) ernsthafter
> beachtet, da damit JEDE Idee eines BGE auf die
> Finanzierungsmöglichkeiten hin
> abklopfbar und nachprüfbar zu machen ist: www.Ulmer-BGE-Modell.de
>
> Die "Initiative Grundeinkommen Ulm" stellt zum BGE ein in der Höhe
> realistisches
> Anfangs-BGE zur Diskussion:
> http://www.ulmer-bge-modell.de/Faltblatt_IGU.pdf ,
> dazugehörende Grafik: http://www.ulmer-bge-modell.de/BGE-Ulmer-TGM.pdf
>
Ich hatte es überflogen und selbiges Problem festgestellt wie bei allen
Finanzierungsmodellen! Und da ich mich mehrfach zu allen Modellen
geäußert habe, habe ich es nicht für nötig gehalten, mich speziell zu
diesem zu äußern.
1. Das TGM ist meines Erachtens zu kompliziert (oder auch nur zu
kompliziert dageboten), um damit Werbung machen zu können. Das Leben und
auch politische Entscheidungen sollten für die Menschen möglichst
vereinfacht werden, um sie in die Lage zu versetzen selbst zu
entscheiden. Eine Entscheidung über die Höhe und Anpassung des BGE
sollte eher in den Händen der Leute liegen, als in einem einmal
beschlossenen Modell.
2. Das TGM nennt zwar keine genaue Zahl, sondern relativiert sie
vernünftig. Eine Verwerfung in der Wirtschaft bei plötzlicher Einführung
ist aber nicht auszuschließen und damit diese Einführung abzulehnen.
Deshalb müssen wir mit dem BGE möglichst viele Erfahrungen sammeln, auf
einem Niveau, bei dem Verwerfungen klein bleiben, und um die Menschen
auch an das BGE zu gewöhnen um andererseits ihre Bereitschaft dafür
allmählich steigern zu können und psychologische Hemmnisse abzubauen.
Der für mich zutreffende Selbstkritik aus
*http://de.WIKIPEDIA.org/wiki/Ulmer_Modell *
"
* Helmut Pelzer steht zwar für das von ihm erarbeitete
Transfergrenzenmodell, legt aber selbst folgende Kritik an seinem
Modell an^[1]
<http://de.wikipedia.org/wiki/Ulmer_Modell#cite_note-0> :
/Unser Modell zeigt somit die prinzipielle Finanzierbarkeit eines
BGE auf Basis des Status quo, es erlaubt aber keine genaue Prognose
für die Zukunft nach seiner Einführung./
/Eine andere Frage ist die Unsicherheit für die Zukunft nach
Einführung des BGE, die auch dann bleibt, wenn noch so genaue Daten
aus der Zeit vor dessen Einführung vorliegen. Denn die Einführung
eines BGE wird die Basis der Berechnungen verändern und Einfluss
haben sowohl auf die Verteilung der Einkommen als auch auf das
Gehalts- und Preisniveau./
"
AgneS
PS:
> PS: Warum gibt es KEINE Reaktionen, weder vom Netzwerk, noch von anderen
> Teilnehmern
> zu meinen Vorschlägen wie es mit der Netzwerk-Diskussion nach dem Treffen
> in Hannover
> weitergehen soll? Ist das Netzwerk hiermit TOT?
>
Ich war nicht in Hanover, und habe weder einen Bericht gelesen, was
tatsächlich besprochen wurde, noch darüber wie es weitergehen sollte.
Ich bin nicht sehr gut in Vereinsarbeit, würde mich aber gleichwohl
dafür interessieren, wie es hier weitergehen soll.
AgneS
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