[Debatte-Grundeinkommen] Konzept Grundeinkommen

Viktor Panic viktor.panic at gmx.de
Fr Aug 22 14:21:31 CEST 2008


Hallo, alle!

Zunächst die Antwort auf eine Frage von Anke:
"Zdravstvujtje!" ist russisch und war ein ironischer Gag.
Es ist die übliche Begrüßungs- und Verabschiedungs-Formel ("Hallo!"), genauer gesagt, die Plural- und Höflichkeits-Variante.
Vorher war vom Gesundheits-System die Rede, später hatte ich als Kritik an Anke's konkreten Mehrwertsteuer-Sätzen vorgeschlagen, Erdöl und Erdgas mit einer höheren (Öko-)Steuer zu belegen, auch anlässlich des harten russischen Vorgehens im Kaukasus, um deren Absatz zu bremsen, und hatte erwähnt, dass ich selber teilweise russischer Abstammung bin.
"Zdravstvujtje!" bedeutet wörtlich übersetzt "Werdet gesund!" oder "Werden Sie gesund!"

Mein Statement (V):
Dennoch wundere ich mich darüber, wieso bei der Diskussion um das Grundeinkommen ständig davon die Rede ist, das Grundeinkommen für Kinder solle niedriger sein als das für Erwachsene!?
Anke's Entgegnung:
Ein Mehrpersonenhaushalt ist günstiger als ein Einzelhaushalt. Ökonomischer. Rechne doch mal...
V: Das trifft doch auf jeden Mehrpersonenhaushalt zu, egal ob es Erwachsene oder Kinder betrifft!
Ich bin derzeit selber Single, jedoch habe ich, um Kosten zu sparen, eine WG gegründet.
Ich sehe das ganz simpel: Alleine zu wohnen ist nun mal teurer, Luxus, also muss derjenige, der das will, selber sehen, wo er das nötige Geld herkriegt. Dasselbe gilt für das Leben in der Stadt.

Was das Kinder-Grundeinkommen betrifft, nochmal anders formuliert:
Derzeit sind Kinder dem Staat mehr wert als Erwachsene - wenngleich das Kindergeld deren Existenzminimum bei weitem nicht abdeckt - und ich finde nicht, dass wir das umkehren sollten! Gleichviel für beide, und zwar in existenzsichernder Höhe, das ist meine Idealvorstellung.
Übrigens habe ich ja angeregt, Erziehung als Teil des Kinder-Existenzminimums zu betrachten: Erziehungsgeld könnte man als Teil des Kinder-Grundeinkommens an die Eltern zahlen, und jetzt kommt der Clou, den ich zur Diskussion stellen möchte: Das Erziehungsgeld ist Bezahlung für die Erziehungsarbeit der Eltern und wird (restlos?) in eine Erziehungsrenten-Kasse eingezahlt. Wenn sich später herausstellt, dass die Eltern darin versagt haben, könnte man den Schaden aus dieser Kasse begleichen.
Ich weiß, ich wage mich hier auf neues Terrain!

V:
Zur Altersrente:
Angenommen, jemand hat sein ganzes Leben nicht gearbeitet, warum auch immer.
Warum sollte er ab einem bestimmten Alter plötzlich mehr Geld erhalten?
A:
Weil er vorher etwas hätte dazuverdienen können. Es werden die allerwenigsten ihr ganzes Leben ohne Zuverdienst verbringen. Das ist ein Teil der Gesellschaft, der gering genug ist. Die Mehrheit sollte nicht - wie jetzt bei ALG II - dafür bestraft werden.
V:
Ja, aber wenn er vorher etwas dazuverdient, dann könnte er davon auch einen Teil fürs Alter abzweigen!
Wie ich gesagt habe, kann er dabei ja wählen, ob er freiwillig in eine Arbeitsrente einzahlt, die dann ja zusätzlich zum Grundeinkommen ausgezahlt würde, oder ob er lieber ein Vermögen aufbaut, mit dessen Erträgen er später sein Grundeinkommen aufbessert, und das er weitervererben kann.

[Die Anpassung des Grundeinkommens...]
> Nach BIP halte ich für gefährlich, weil der Arbeitsmarkt eine unvor-
> hersehbare Entwicklung durchmachen wird. Wenn die Einkommensschere
> wächst (und das wird sie ohne Mindesteinkommen), dann ist auch das
> BIP so verzerrt, dass es nicht aussagekräftig ist.
Hier muss man genau hinsehen!
Die Einkommensschere wird sich tatsächlich öffnen, was die Erwerbs-Einkommen angeht.
Die Einkommensschere wird sich dagegen schließen, wenn man die Gesamt-Einkommen betrachtet, also Grundeinkommen plus Erwerbseinkommen.
Diese beiden Dinge sind die beiden Seiten derselben Medaille, nämlich der Verbesserung des Lohnabstand-Arbeitskosten-Quotienten, der derzeit teilweise unter 20% liegt, nach Einführung des Grundeinkommens mindestens auf 50% steigen würde. Sie sind durch die Gesetze des Marktes miteinander verknüpft, wenn man nicht künstlich einen Mindestlohn erzwingt.

Noch ein Wort zu ausländischen Arbeitskräften (ich verwende meist diskret den Begriff "Saisonkräfte"):
[Übrigens war ich selber mal Ausländer und habe ganz bestimmt nichts gegen sie!]
Wenn aufgrund der Mechanik des Grundeinkommens die Brutto-Arbeitslöhne sinken - was ja auch aus Anke's Statement hervorgeht - werden diese für (echte) Ausländer gravierend unattraktiver, es würden erheblich weniger nach Deutschland kommen, jedenfalls je herkunftsland betrachtet. Natürlich dürfen die Politiker dann nicht anderen Ländern den Zuzug erleichtern, aber ich denke nicht, dass sie dies tun werden, denn die Wirtschaft wird nicht mehr nach billigen Ausländern rufen, weil sie im Lande genügend günstige Arbeitskräfte finden werden. Aber man darf nicht vergessen, dass in einigen Jahren Deutschland für die neuen EU-Staaten geöffnet wird! Trotzdem meiner Meinung nach kein Problem.
Hey, das ist doch ein guter Slogan: das Grundeinkommen schützt Deutschland vor weiterer unnötiger Arbeits-Zuwanderung!

V:
Der Prozentsatz selbst könnte demokratisch reguliert werden, das traue ich den Bürgern zu. 
A:
Du Optimist *g* Ich nicht.
V: 
... denn wie ich bereits einmal dargelegt habe, wäre die Mehrheit der Bevölkerung Netto-Empfänger, da mein Modell als Finanzausgleich-System funktioniert, ...
A:
Würdest Du mir Dein Modell mal zuschicken? Ich kenne es nicht.
V: 
... und in einem solchen ist jeder, der unterdurchschnittliches Erwerbseinkommen erzielt, Netto-Empfänger ist und umgekehrt. Daher hätte die Mehrheit ein Interesse an einem möglichst hohen Grundeinkommen.
Andererseits wäre allen klar, dass ein zu hohes Grundeinkommen der Wirtschaft schaden würde, was zu einem Rückgang des Grundeinkommens führen würde. Daher würde sich der Prozentsatz auf ein gesundes Niveau einpendeln.
A:
Ich traue dem freien Markt keine wünschenswerte Einpendelungskurve zu. Allein bei dem Gedanken kriege ich eine Gänsehaut. Wo nehmt Ihr bloß alle dieses Vertrauen in das Gute im Menschen und das Funktionieren eines freien Systems her?
V:
Also, mit Einpendeln meinte ich jetzt keinen Markt-Mechanismus, sondern einen demokratischen:
Ein zu hohes Grundeinkommen würde der Wirtschaft schaden, das wäre so offensichtlich, dass die Politik lediglich die öffentliche Meinung umsetzen und das Grundeinkommen senken müsste.
Ein "zu niedriges" Grundeinkommen würde zu einem Wirtschaftboom führen, jedoch wäre die Mehrheit der Bevölkerung Netto-Empfänger und könnte sich ausrechnen, dass sie mit einem höheren Grundeinkommen noch besser dastünden, und ein bisschen weniger Wachstum würde ja nicht schaden!
Übrigens glaube ich tatsächlich an die Mechanismen des Marktes!
Dass der Arbeitsmarkt heute nicht "anständig" funktioniert, liegt am Staat und seiner konkaven Brutto-Netto-Kurve, oder anders ausgedrückt: daran, dass der Mensch keine Maschine ist, sondern ein Existenzminimum benötigt, aus welchem Grund unser Staat saudumm eine Grundsicherung auf die Marktwirtschaft aufgepfropft hat, die dessen Gesetze bricht!

Gibt es zufällig noch jemanden außer Anke, der nochmal meine Brutto-Netto-Grafik haben möchte?
Die aktuelle Fassung beansprucht nur noch 937KB.

Bis bald!

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