[Debatte-Grundeinkommen] Konzept Grundeinkommen

Enrico Weigelt weigelt at metux.de
So Aug 17 01:30:29 CEST 2008


* Peter Voss, Odense <vossp at tdcadsl.dk> schrieb:

Hi,

> vielleicht hättest du den letzten Satz in meinem Beitrag verstehen sollen:
> "Das obenstehende habe ich extrahiert aus verschieden Verläufen in
> unterschiedlichen Bereichen, die man in Dänemark hat observieren können".

konkret ?

> Wir haben selbstverantwortliche Strukturen gehabt, die eine ungewöhnlich 
> hohe Effizienz gehabt haben, 

Das Monopol der Kassenärztlichen Vereinigung war mal effizient ?
Wann soll das gewesen sein ? 

> bis sie auf der Grundlage neolieberalen Gedankenguts von Staats wegen 
> zerschlagen wurden.

Wo genau ist die Politik der BRD genau (neo)liberal ? 
Ich sehe da eher große Schritte zum Faschismus in Reinstform, vorallem
in der EU, die erst die Nationalstaaten zerstören soll, um dann mit 
der Amerikanischen, Afrikanischen und Asiatischen Union zu einem alles
beherrschenden Weltstaat vereinigt zu werden. Weltbank und Weltmilitär
gibt es ja bereits.
Die Bilderberger wollen uns zwar einreden, das sei "neoliberal", und die 
Herde macht prima mit, aber in Wahrheit ist es das völlige Gegenteil:
totalitäre Herrschaft der Konzerne - genau die Definition von Moussolini.

> Die Ärtzte werden so ausgezeichnet bezahlt, dass sich viele deutsche Ärtzt 
> hier um Stellungen bewerben. 

Moment mal! Das betrifft iW. nur die Krankenhaus-Stellen, vorallem in 
Ballungsräumen. Auf dem Land herrscht massiver Ärztemangel.

> Bei den meisten Akademikern ist das Problem, sie in Aussenbereiche zu locken, 
> dadurch gegeben, dass es zu wening Kulturangebote gibt, dass es zu wenige ihres
> gleichen gibt und dass die Erwartung an die Schulequalität nicht gerade
> gewaltig ist. Darum!

Die Schulqualität kanns nicht ein - die ist in Ballungsräumen oft 
noch viel miserabler. Bei Kulturangeboten kann ich nicht mitreden, bin 
da nicht representativ. Aber bei Marktlage wirds deutlich: in meiner
Branche differieren die Preise zwischen hier auf dem Land und den
großen Zentren mal eben um 300%.

In der Staatsmedizin kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: 
Niedergelassene Ärzte bekommen im Vergleich zu den Krankenhäusern 
von den Kassenärztlichen Vereinigungen weniger Geld für die gleiche 
Leistung, haben aber deutlich mehr Verwaltungsaufwand und können 
diesen auch nicht durch Massenproduktion abfedern. Von "Kassenpatienten"
allein kann ein Niedergelassener Arzt kaum existieren, aber Privat-
versicherte gibts auf dem Land oft deutlich weniger.

> Der Staat ist mit seiner Nachfragemacht und dem geballten Wissen nicht 
> so leicht von der Medizinalindustrie über den Tisch zu ziehen.

Fehler #1: Du setzt vorraus, daß der Staat, bzw. die jeweiligen Leute
vernünftig und nicht korrupt sind. Beides ist hinreichend widerlegt.

Fehler #2: Du vergißt, daß der Staat dann gegenüber den Ärzten
ein Monopol ist und praktisch jeden Preis diktieren kann. Damit sind die 
Ärzte noch viel anfälliger dafür, die Patienten mit möglichst
wenig Aufwand, dh. also über Medikamente abzuspeisen. Das Problem
existiert bereits heute schon.

Fehler #3: Du vergißt, daß der Verwaltungsapparat dann überhaupt 
kein Interesse mehr an effizientem und im Sinne des Patienten liegenden
Wirtschaftens hat.

> Du weisst sicher, dass die Medizinpreise sich nach bester Absatztheorie
> nach der Bezahlungsfähigkeit richtet.

Nur wenn es keinen funktionierenden Wettbewerb gibt, dh. sich Kartelle
bilden. Gegen sowas gibts Wettbewerbsaufsicht. Wenn diese nicht funktioniert
(was zuweilen durchaus plausibel ist), dann haben wir weitaus größere
Probleme als "nur" zu teure Medikamente. Übrigends sind viele Medikamente
im (Auslands-)Versandhandel deutlich günstiger. 

In weiten Teilen der Medikamentenpalette, ganz besonders bei verschreibung-
pflichtigen, gibt es aber überhaupt keinen Markt, sondern Preisdiktatur
durch eine nicht demokratisch, sondern von Konzernen kontrollierte (nach
Mousollini könnte man sie auch faschistisch nennen) Gruppe.

> Wir in Dänemark bezahlen viel höhere Preise als ihr in Deutschland, 
> weil unsere Löhne so viel höher sind. 

Vorrausgesetzt der Markt funktioniert, dann liegt das aber daran, daß
auch die Kosten höher sind, nicht weil man mehr abzocken kann.
(abgezockt wird sicher auch ...)

> Natürlich wird der Staat kein Medizinunternehmen kaputt machen durch 
> Unterbezahlung.

(Groß-)Industrieelle sicher nicht. Aber KMU auf alle Fälle. 

> Das Excasso-problem, dass du beschreibst ist, eine Frage von Betrug
> durch die Ärtzte und Krankenhäuser. 

Den Betrug gibts natürlich auch, wenngleich er aber mitnichten die 
exorbitanten Kosten erklärt. Das undurchschaubare Komplexität macht 
Betrug leicht (wie auch im Steuerrecht) für den der das System durchblickt. 
Die im Schnitt schlechte Bezahlung (vorallem für die Landärzte) macht 
Betrug öfters auch überlebensnotwendig.

Manches was das System als "Betrug" definiert, ist aber auch medizinisch
notwendig.

> Wenn man das regelt, wie hierzulande, wird es 
> wenig Betrug geben. Ganz zu  vermeiden wird er nie sein.

Wie genau ?
Quellen ?

> Wenn die Leistungen beschrieben sind und es einen Leistungskatalog gibt, 
> nach dem abgerechnet wird, kann man leicht ja sehen, ob der Artzt z.B. 
> wirklich so viel gearbeitet haben kann, wie es aus seiner Abrechnung 
> hervorgeht. 

Theoretisch gibt es diesen auch. Nennt sich EBM. Allerdings gibt es
dazu ein wahnsinnig kompliziertes System, nach dem sich ergibt, welche
Leistungen überhaupt und zu welchen Anteilen bzw. wieviele Punkte 
abgerechnet werden können. Da muß man als Arzt sehr aufpassen, 
daß man seinen Patienten nicht zu schnell behandelt - sonst bekommt
man im besten Fall kein Geld, im schlimmsten ist man Betrüger.

Einen transparenten Preiskatalog gibt es übrigends nicht, weshalb
es (im gesetzlichen System) auch keine Arztrechnung geben kann
(abgesehen davon wird sie ganz besonders von der SPD boykottiert).
Die Ärzte rechnen nur Punkte ab. Wieviel ein Punkt letzenendes wert 
ist, steht frühestens ein Quartal später fest, wenn die KV'en von 
den Kassen das Geld eingezogen haben und der Verteilungskampf zwischen
den Interessengruppen durch ist. Irgentwann später wird dann eine
Honorarbescheid erlassen, gegen den man aber erfahrungsgemäss schon
pauschal klagen sollte ...

> Neoliberal wird es keine Fairness geben, 

Was genau verstehst Du denn unter "Neoliberal" ? 
Bitte nicht dem Faschismus verwechseln, der heutzutage gern unter
falschen Namen betrieben wird ...

> da wird der Staat genau so wie der Arzt / das Krankenhaus zu betrügen 
> versuchen, wenn es Deutschland ist.

Alle undemokratischen Staaten tun das, warum sollte es in der BRD
(die NICHT "Deutschland" ist !) anders sein ?

> An dem genannten Prozentsatz vermagst du zu sehen, dass das deutsche System 
> weniger Effizient arbeitet als das dänische. Wenn wir eine Behörde hätten, 
> in die sich die Politiker nicht tagesaktuell einmischen könnten, wären die 
> Leistungen sicher besser.

Das Problem bei uns ist bereits, daß sich die gewählten (!) Politiker
eben nicht wirklich einmischen. Sie arbeiten nur darauf hin, daß der
Konzernappart immer unabhängiger von der demokratischen Politk wird.

Wie weit sowas gehen kann, sehen wir ja bereits der Zentralbank, die 
*keinerlei* demokratischer oder anderweitiger souveräner Kontrolle 
unterliegt, aber ganz allein die Geldmenge und damit Wirtschaft und
Staat kontrolliert. Der Staat und alle Bürger müßen sich dann
beim Bankensystem verschulden, um überhaupt an der Wirtschaft 
teilnehmen zu können - Sklaverei in Perfekton - eigentlich nur noch
durch implantierten RFID-Chip (bereits in der Umsetzung) zu toppen !

> Zum Schluss: bemerke bitte die kleinen Hinwiese zur Organisationstheorie, 
> die selbstregulierende Kreisläufe anstreben wollen. Und das funktioniert 
> einigermassen gut.

Wie genau ? 
Quellen ?


Gruss
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