[Debatte-Grundeinkommen] Konzept Grundeinkommen

A.N. anke.niebuhr at o2online.de
Fr Aug 15 16:23:23 CEST 2008


Hallo Viktor,

>  Ich habe den Eindruck, Du und Enrico Weigelt habt eine intensive
>  Diskussion geführt, von der ich jedoch nur seine Beiträge lesen
>  konnte, da Du Deine anscheinend nur an ihn persönlich geschickt
>  hast. Aber vielleicht war das ja Absicht?

Ich war eigentlich der Meinung, dass es eine private Diskussion
war und war überrascht, die Emails in der Liste zu finden. Am
Anfang hat er auch beide Seiten der Kommunikation an die Liste
geschickt, zum Schluß ist aber wohl eine (oder mehr?) von meinen
nicht dabei gewesen.

>  Meiner Meinung nach muss die Krankenversicherung verpflichtend sein!

Generell habe ich für, Enrico gegen eine verpflichtende Kranken-
versicherung argumentiert. Nur für den Fall, dass Du das anders
rum verstanden haben könntest.

>  Die Begründung liefere ich gleich, möchte vorher jedoch darauf
>  hinweisen, dass es aus Sicht des Bürgers völlig gleichgültig
>  ist, ob der Staat den dazu notwendigen Betrag zunächst auszahlt,
>  mit der Verpflichtung, ihn für eine Versicherung aufzuwenden,
>  oder ihn direkt an die betreffende Versicherung leistet.

Unterm Strich hast Du recht. Das Problem ist aber, dass mir jetzt
schon bei der Althaus-Variante der Satz im Ohr klingelt:
"Warum beschwerst Du Dich, Du kriegst doch 800 €", dabei wären
es effektiv nur 600 €. Dieser Betrag wird einem im Mund umgedreht
werden, glaub mir.

>  Ob es
>  dann verschiedene Versicherer gibt oder nur noch einen, stellt
>  kein Problem dar. Allerdings muss die Kostenentwicklung
>  untersucht werden, dazu später mehr.

Ich war vielleicht etwas naiv, als ich angenommen habe, die Kosten
würden sinken, wenn es nur eine Versicherung gäbe. Aber ich gehe
bei sowas auch von einer flachen Hierarchie und reiner Verwaltungs-
tätigkeit aus.


In jedem Fall sollte der Leistungsumfang neu definiert werden.
Sollte z.B. Zahnersatz enthalten sein?

Obwohl ich zuerst anderer Meinung war, ist Krankengeld im Zuge
des GEK nicht nötig. Das wäre eine Versicherung, die jede/r privat
abschließen könnte, genau wie eine Arbeitslosenversicherung.

> (zum Thema Bismarck und Teufelskreis)

Genau das Problem sehe ich auch. Unfälle können altersunabhängig
jedem passieren und verursachen oft astronomische Kosten.

>  Zur Kostenfrage: Meiner Meinung nach hat die bisherige
>  gesetzliche Krankenversicherung das Problem, dass nur
>  Arbeitnehmer dazu verpflichtet sind, jedoch wird die
>  Entscheidung über deren Leistungen demokratisch gefällt, somit
>  also auch von Vertretern der Nicht-Betroffenen.

Ich halte unser Parteien-Sytem nicht wirklich für demokratisch,
höchstens quasi-demokratisch. Ich muss immer eine Partei wählen,
mit der ich in vielen Punkten nicht übereinstimme. Mir wäre lieber,
ich könnte für jeweils Finanzen, Umwelt, Soziales etc. gezielt die Partei
wählen, mit der ich in dem bestimmten Punkt am meisten übereinstimme.
Aber das ist ein anderes Thema.

>  Arbeitgeber-Anteil bezieht sich ja auch bloß auf den Arbeitslohn
>  des Arbeitnehmers, kommt diesem zugute, und ist daher als Teil
>  des Arbeitslohns anzusehen.)

Lohn + Arbeitnehmersozialanteil + Arbeitgebersozialanteil

Das ist wieder so eine Augenwischerei, damit sich die Prozente
nicht so hoch anhören. Arbeitnehmeranteil Krankenversicherung ca.
14 %, Arbeitgeberanteil 14 % + 0,9 % = 28,9 %

28,9 % hört sich schon ganz anders an als 14 %, oder?

>  Ind Uferlose gestiegen sind die Beiträge dennoch nicht.

Naja. Geht so. Beitragsbemessungsgrenzen sind mir vor allem ein
Dorn im Auge.

>  Ich bin aber der Auffassung: Wenn die gesamte Bevölkerung zur
>  Krankenversicherung verpflichtet ist, werden die Politiker
>  stärker motiviert sein, die Kosten zu begrenzen, als dies heute
>  der Fall ist!

Stimmt, das ist nötig. Ich bin immer für weniger Bürokratie.

Laut statistischem Jahrbuch sind knapp 50,5 Mio. Menschen in Deutschland
gesetzlich krankenversichert. 31,5 Mio. sind es demnach nicht.

Die Ausgaben betragen jährlich knapp 145 Milliarden Euro. Wenn wir den
Betrag auf die Gesamtbevölkerung hochrechnen benötigen wir 232 Milliarden
Euro für eine KV für alle. Das würde einen pro-Kopf Beitrag von
knapp 236 € / Monat bedeuten.

>  Übrigens möchte ich noch darauf hinweisen, dass das
>  Krankheitsrisiko besonders stark vom Alter abhängt. Ich habe den
>  Eindruck, das mancher das übersieht!

Mir ist das durchaus bewußt.

>  Ich befürworte ein Althaus-ähnliches Modell, in dem ebenfalls
>  eine Krankenversicherungs-Prämie Teil des
>  Bürgergelds/Grundeinkommens ist.

Ich bin für eine psychologische Trennung der Finanzierung, siehe oben.

Bedingungsloses Grundeinkommen
Bedingungslose KV

Gruß,

Anke Niebuhr




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