[Debatte-Grundeinkommen] Konzept Grundeinkommen

Enrico Weigelt weigelt at metux.de
Sa Aug 9 01:02:35 CEST 2008


* A.N. <anke.niebuhr at o2online.de> schrieb:

> Hallo Enrico,
> 
> >  wenn jeder genug Geld in die Hand bekommt, um sich die Versicherung
> >  leisten zu können, warum sollte man darauf verzichten ?
> 
> Weil es auch unvernünftige Menschen gibt. 

Erwachsene Menschen braucht (und soll) man nicht vor ihrer eigenen 
Unvernunft schützen, solange sie niemanden anderen damit gefährden.
Es gibt auch Leute, die sich selbst vestümmeln, weil sie's toll
finden. Das rechtfertigt aber nicht, daß deshalb Millarden über
Millarden verpraßt werden.

> Glaubst Du allen Ernstes, dass ein Drogensüchtiger eine Krankenversicherung 
> abschließt, wenn er/sie das Geld in Drogen umsetzen kann? 

Suchtkranke sind eine ganz andere Baustelle. Diese Leute brauchen
ohnehin eine ordentliche Betreuung, schon für viel grundlegendere
Dinge, zB. die tägliche Ernährung.

> Oder Zwanzig- bis Dreißigjährige.
> In dem Alter hätte ich NIE eine KV abgeschlossen!

Selbst schuld, wenn man das trotz vernünftigen Einkommen (was ja
durch das BGE geboten wird) das immernoch bleiben lässt. Wenn heute
jemand keine Krankenversicherung hat, dann dürfte das in den aller-
meisten Fällen wohl daran liegen, daß sie sich das nicht leisten 
können. -> mangelndes Einkommen, genau das was das BGE behebt.

> Bist Du nicht auch der Meinung, dass diese Menschen ein Recht auf
> Versorgung haben sollten? 

Haben sie doch. Genau dafür bekommen sie doch BGE, um sich das dann
problemlos leisten zu können. Wer dieses Angebot ausschlägt, der
ist dann auch selbst dafür verantwortlich. 

Von mir aus kann man auch gern die Auflage machen, daß jeder BGE-
Empfänger eine Krankenversicherung abschließen muß. Aber sowas
muß auch überprüft werden, was wiederum ordentlich kostet.

> Zu Deinen anderen Ausführungen:
> 
> - das Geld der Versicherungen muss verwaltet werden. Einzahlungen,
>   Auszahlungen. Das tun Krankenkassen. Um Verwaltungskosten und
>   andere Ausgaben gering zu halten, sollte es eine einzige
>   gesetzliche geben. Dann würde in dieser KK kein Geld für Werbung
>   auszugeben - was zur Zeit aber der Fall ist, weil man wählen kann.

Ah, Du glaubst also noch an den Mythos, daß das System der GKV 
günstiger ist als ein privates System ? Wahrscheinlich glaubst 
Du auch noch an anderen Mythen, wie zB. daß große Organisationen 
(Großgemeinden, Zentralstaat, Konzerne, ...) effizienter als kleine. 
Oder den Mythen wie, Jesus Christus oder daß ein paar Barrel Kerosin
massivsten Baustahl schmelzen ...

Religion ist heilbar, zB. durch Bildung!

> - die Empfänger von GEK sollten ihr Geld nicht für Krankenversicherung
>   ausgeben müssen. 

Gut, dann fordere ich auch eine gesetzliche Essensversicherung, 
die jedermann eine gesunde Ernährung sichert.

> Deshalb sollen in meinem Konzept die ArbeitGEBER allein die KV finanzieren. 
> Vermutlich hast Du nicht den Absatz "Arbeit" gelesen, da steht das.

Möglicherweise hab ich das mit Absicht überlesen, weil ich die
ganzen Debatten über "Arbeit" für Quatsch halte. Allein schon
der Begriff "Arbeitgeber" ist riesengroßer Blödsinn !
Er gibt keine Arbeit, sondern nimmt sie. Stattdessen gibt er Geld,
damit jemand anderes für ihn Arbeit verrichtet. Und auch die 
Einteilung Gruppierungen wie "Arbeitgeber" und "Arbeitnehmer" wird
die Probleme nicht lösen, sie dient allein dazu, die Menschen
zu spalten. Da kann man auch nach Augenfarbe oder Genitalgrösse
einteilen - das ist genauso willkürlich und sinnlos.

Würde man die pseudosoziale Zwangsversicherungen wegnehmen, 
dann bliebe von einem Angestelltenverhältnis nichts weiter als
ein dauerhafter Dienstvertrag mit ein paar besonderen Bedingungen
(Kündigungsschutz, Erfindungs-/Schöpfungsabtretung, etc).
Das kann man mit ganz normalen Vertragsrecht genauso lösen, ohne
dabei gleich einen komplett eigenen Rechtsbereich zu schaffen.

>   Die Arbeitgeber kämen trotzdem billiger dabei weg als jetzt,
>   denn zur Zeit zahlen sie 217 Mrd. € im Jahr Sozialabgaben. Ohne
>   Renten- und Arbeitslosenversicherung bräuchten sie nur noch die
>   KV zu finanzieren, welche zur Zeit im Jahr 146 Mrd. € benötigt.
>   (die Zahlen sind von 2005)

Was ist mit allen anderen Leuten, zB. Selbstständige, Pensionäre,
Beamte, Schüler/Studenten/Azubis, Empfänger von Ersatzleistungen, 
usw., usw ? 

Unsere Gesellschaft besteht nunmal nicht fast ausschließlich
aus sog. "Arbeitnehmern". Wenn Du nur diese eine (stetig kleiner
werdende) Gruppe zu Lasten aller anderer fördern willst, dann
wird das recht schnell zur Diskriminierung.


cu
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