[Debatte-Grundeinkommen] Naturzustand, Naturrecht und BGE

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mo Sep 3 14:33:16 CEST 2007


Lieber Axel und sonstige Interessierte (insbesondere Rüdiger),

impliziert die Freiheit "nein" zu sagen nicht auch, daß man die Freiheit
hat, "ja" zu sagen? Du hast Recht, wenn Du meinst, daß "ja" "ja" und
umgedreht "nein" "nein" heißen soll. Der beschriebene Naturzustand ist das,
wofür sich kein Mensch rechtfertigen muß - der Naturzustand ist
gerecht(fertigt) durch sein Dasein. Daraus ergeben sich die Naturrechte und
bilden die Grundlage des System "Mensch" (bzw. der Natur selbst).

Du liegst auch richtig, daß man den Mensch in männlich und weiblich
einteilen kann; wobei ich dies eher als Prinzip, denn als wahres Geschlecht
betrachte. Prof. Dr. Opielka schreibt in seinem Buch "Gemeinschaft in
Gesellschaft", daß Tönnis eigentlich auch diese zwei Prinzipien den beiden
Worten zuordnet (Gemeinschaft entspricht eher dem männlichen Prinzip;
Gesellschaft eher dem weiblichen - daraus ergeben sich einige interessante
Ansätze in Bezug auf "Führerschaft" von Gruppen). Deshalb muß ich Dir nicht
widersprechen, sondern kann das, was Du schreibst befürworten!

Doch kurz zurück zu den drei aufgeführten Naturrechten: das "liberale"
Naturrecht fordert keinerlei Rechtfertigung, denn der Mensch ist (nach dem
Naturzustand) frei. Allerdings fordert das "soziale" Naturrecht eine
Rechtfertigung, warum man nicht in das Recht anderer eingreifen soll. Das
kann aus dem Naturzustand dadurch abgeleitet werden, daß der Mensch gleich
ist und über die Eigenschaft/Fähigkeit verfügt, ein Gewissen zu bilden.
Dieses braucht er, um gerecht(ferigt?) zu sein. Dieses "soziale" Naturrecht
(eher als vernünftige Pflicht zu verstehen) wird durch das "joviale"
Naturrecht eingeräumt, indem es dem Menschen das "Recht auf Pflicht" durch
die Natur eingesteht.

Pflicht ist von mir in mehreren Aufsätzen als "Einsicht in die
Notwendigkeit" formuliert: "Pflicht ist etwas, das aus einer inneren
Einsicht heraus freiwillig (permanent) gemacht wird (in die Schule gehen,
anderen Menschen helfen, essen, nicht töten...). Sie setzt Verstand voraus."

Das "Recht auf Pflicht" heißt nichts anderes, daß ich meinen Verstand auch
nutzen darf. Aus Rechten ergeben sich Pflichten, aber habe ich damit auch
das Recht, diese Pflichten zu erfüllen? Selbst wenn Pflicht als
"Verpflichtung" betrachtet wird, habe (und brauche!) ich ein Recht darauf,
diese Verpflichtung einzuhalten. Das ganze Ausmaß der Überlegung wird in
folgendem Satz deutlich: "Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur
Pflicht".

Ich möchte Dich bitten, mir eine Stelle in dem Text zu nenne, wo Konkurrenz
entsteht. Ist nicht gerade der letzte Abschnitt auf Seite 2 (mit der
"stillen Übereinkunft") die Aufhebung dieser Konkurrenz? Stellt dies nicht
die Aufhebung der Konkurrenz von Rechtfertigungen dar, warum wie weshalb ein
Grundeinkommen auszuzahlen ist?

Folgendes bezieht sich nicht auf Dich, Axel, sondern ist eher eine
allgemeine Vermutung: Scheinbar will niemand sein "joviales Recht" nutzen
und seinen eigenen Verstand gebrauchen, denn sonst würden andere selbst zu
diesen Schlußfolgerungen kommen (das "Recht auf Pflicht"). Aber ich weiß,
der Kapitalismus ist Schuld... denn man hat keine Zeit, um sich Gedanken zu
machen... ist dann das "ja" wirklich ein "ja", bzw. ein "nein" wirklich ein
"nein"?

Herzlichen Dank und viele Grüße,

Jörg



----- Original Message ----- 
From: "lächelnjetzt" <axel.tigges at gmx.de>
To: "Joerg Drescher" <iovialis at gmx.de>
Cc: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Monday, September 03, 2007 12:39 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Naturzustand, Naturrecht und BGE


> Hallo zusammen,
>
> in der Anlage ein Vorschlag, wie man das BGE rechtfertigen kann. Darin
> wird
> ein Naturzustand definiert, aus dem sich drei Naturrechte ableiten. Diese
> Rechte werden dann in Bezug zum Geldsystem gesetzt und zeigen, dass ein
> BGE
> eine logische Schlussfolgerung sein müsste, wenn man sich nicht
> anderweitig
> rechtfertigen will. Es ist gleichzeitig ein Versuch, den Liberalismus und
> Sozialismus zu erklären. Ist nicht viel... nur 2 Seiten zum Lesen.
>
> Ich stelle den Text hiermit zur Diskussion und bitte, ihn weiter zu
> verbreiten.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)

lieber Jörg,
 ich möchte  grundsätzliche Kritik an dem Modell anbringen.
Der Mensch ist  nicht nur fähig nein zu sagen, wenn  er nein meint, er ist
auch fähig ja zu sagen wenn  er ja meint. So ist nicht ein neues Modell
gefragt, sondern der revolutionäre Ansatz, den auch Patch Adams vertritt,
öffentlich glücklich zu sein. Damit erübrigen sich Systeme, die über eine
Ernsthaftigkeit etwas zu dokumentieren was Gültigkeit erzielen soll.
Wer glaubt denn Männern, die ihre Ziele durchsetzen wollen? Warum zieht
sich die Diskussion hier  hin?  Auf der Ebene wo hier diskutiert wird, wird
es  keine Übereinkunft  geben können. Männer sind  von ihrer Anlage,
zielorientiert und daher müssen sie Scheuklappen haben, also sind sie  blind
für die Breite des Lebens  und haben  eine Moral entwickelt  um sich
gegenseitig in Schach zu halten. Doch damit wird die Frau insgeheim  als
"dämlich" eingeordnet. "Wir Männer machen das schon!"
So sagen häufig Männer  zum Leben ja, doch in der Realität  handeln sie mit
NEIN. Was sagte Hitler anlässlich einer Weihnachtsfeier 1926:Er wolle die
Ideale von Christus zur Tat werden  lassen. Das Werk welches  Christus
angefangen hatte, doch nicht zu Ende führen konnte, werde er (Hitler) zu
Ende führen." Nach E. Deuerlein  , DER AUFSTIEG DER NSDAP, Düsseldorf 1968.
Was Sagte George Bush 1993 in einem Interview:"...alle, die nicht an
Christus glauben, zu Hölle fahren werden, darunter die Juden
eingeschlossen."82 President Outlines War Effort, 17. April 2002
http://www.uni-potsdam.de/db/religion/pdf/sieghartner_busch.pdf Hier sieht
man deutlich wie Christus missbraucht wird, und seine Ideen mit Waffengewalt
verteidigt wurden und werden. Und all das kommt aus dem Elitebewusstsein,
ich bin größer, so wie George Bush, ich bin der Erlöser.  Oder Gruppen, die
sagen, wir wissen mehr, also auf die Knie.
Hier geht es um bedingungsloses Grundeinkommen, also um die Freiheit zu
arbeiten oder nicht  zu arbeiten und trotzdem ausreichend versorgt zu sein.
Alleine dadurch ändert sich alles, und wir gleiten durch das größere
Mitgefühl was durch diese Befreiungen steht automatisch in eine natürlichere
Gesellschaft. Eine Frau, die sich und ihre Kinder ausreichend ohne Druck
ernähren kann, wird den Mann finden, der zu ihr passt. Und da liegt der
Schlüssel der Lösung:
Die Frau sprach: Ich bin ermattet, denn ihr habt mich gehetzt. Ich bin
siech, denn ihr habt mich gepeinigt. Ich bin beschämt, denn ihr verleugnet
mich. Ihr seid der Zwingherr, der mich in der Verbannung hält. Wenn ihr
einander feind seit, hetzt ihr mich. Wenn ihr einander verleugnet,
verleugnet ihr mich. Jeder von euch verbannt seine Gefährten, und so
verbannt ihr mitsammen mich ...Ich bin in Wahrheit bei euch. Wähne nicht,
meine Stirn entsende himmlische Strahlen. Die Glorie ist drüben geblieben.
Mein Gesicht ist das der Kreatur. Sie hob den Schleier vom Gesicht, und er
erkannte es."aus Gog und Magog von Martin Buber, Heidelberg 1949, S. 298f


Nur wer ja-ja  und nein-nein sagen kann,  ist unabhängig und ein Gefährte,
weil seine Konkurrenz  zu seinem Bruder erloschen ist. Doch jedes Modell
fordert die Konkurrenz heraus. Was bleibt: Die Faszination vom Antlitz einer
Frau, die  der Mann will. Was bleibt, die Erkenntnis, habe  ich diese Frau
gewonnen und ist sie  für mich der passende Schuh, erübrigt sich das Spiel
der Konkurrenz unter den Männern, keiner muss mehr besser, schlechter  oder
mindestens genauso gut sein. Denn zu Plänen sollten wir Bert Brecht zu Wort
kommen lassen. Erst macht  er eine

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