[Debatte-Grundeinkommen] Wirtschaftsgrundlagen

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Fr Nov 2 10:30:23 CET 2007


Hallo zusammen, hallo Netzwerk-Sprecherinnen und Sprecher,

wie mir manchmal scheint, verstehen einige Leute die wirtschaftlichen
Grundlagen zum Grundeinkommen überhaupt nicht. Dabei leitet sich aus solchen
Grundlagen die Idee des Kommunismus ab, der sozialen Marktwirtschaft, der
freien (liberalen) Marktwirtschaft und eben auch des BGEs (von Matthias
Dilthey und mir "joviale Marktwirtschaft" genannt). Wäre es nicht sinnvoll,
ein gemeinsames Papier zu erstellen, das diese Grundlagen erklärt? Ist es
nicht an der Zeit, nicht nur die positiven Auswirkungen (die dem BGE
zugesprochen werden) auch auf solide Füße zu stellen, indem die
wirtschaftlichen Aspekte einfließen? Was nutzt es uns, wenn wir weiter "pro
BGE" sind, ohne die "Finanzierbarkeit" aufgrund der Realität zu belegen?
Haben wir nicht die Aufgabe, diese Idee mit den Existierenden zu
vergleichen? Ist es nicht gerade die Aufgabe des Netzwerks, Aufklärung zu
betreiben und Publikationen zu machen? Was nützt die schönste Idee, wenn nur
gefühlt wird, daß sie richtig sei, ohne sie "wissenschaftlich" (logisch) zu
bestätigen?

Es wurde (vom Netzwerk) definiert, was das BGE sein soll (existenzsichern,
indiv. Rechtsanspruch, ohne Bürokratie, ohne Gegenleistung). Wird es nicht
Zeit, solche Definitionen auch für die Ausgestaltung zu schaffen?

Diese Forderung stelle ich nicht zum ersten Mal. Widerstand kam aus Gründen,
daß es nicht möglich sei, ohne die Vielzahl der Ausgestaltungen
einzuschränken. Doch dann darf man sich nicht beschweren, daß es
"neo-liberale" Modelle gibt, welche die Situation von heute mit einer
"Stillegungsprämie" verschärfen.

Was ist Wirtschaft? Wie funktioniert Wirtschaft? Wie erklären sich die vier
"großen Handhabungen" (liberale, soziale, joviale Marktwirtschaft und
Kommunismus)? Wie wirkt sich das in der Praxis auf lange Sicht aus?

Unser Ansatz lautet(e):
1. Alle Menschen konsumieren, um Leben zu können und brauchen dafür
Einkommen
2. Eine bestimmte Anzahl Menschen haben wenig bis kein Einkommen (nicht
genug für 1.)
3. Eine bestimmte Anzahl Menschen haben ausreichend bis überdimensionierte
Einkommen (durch vorhandene Produktionsmittel, wie Maschinen, Grundstücke,
Arbeitskraft, Rohstoffe, vorhandenes Geld usw.)

Anhand diesen drei Punkten (so meine Behauptung) ist es möglich, die oben
genannten vier "Wirtschaftsarten" zu erklären. Diesen Versuch hatte ich
schon öfters unternommen, wobei sich außer Matthias kaum jemand wirklich
dahinter stellte oder ihn gar erweiterte, bzw. Fehler (über konstruktive
Kritik) aufzeigte.

Ein gesundes Verständnis der Wirtschaftsgrundlagen bietet Argumentations-,
Erklärungs- und Entwicklungshilfe für Modelle. Ich fühle mich als Teil
dieses Netzwerks und wünschte mir, auch als solcher verstanden zu werden.
Mir geht es nicht um persönliche Vorteile, sondern ums BGE. Leider habe ich
das Gefühl, daß sich das "wir" auf verschiedene Gruppen beschränkt, die uns
nicht aufnehmen wollen, weil "wir" eine eigene Gruppe bilden - dabei
verstehe ich "wir" als Netzwerk.

Wollen wir Symptombehandlung oder Ursachenbekämpfung? Und für
Ursachenbekämpfung, so meine Meinung, sind Grundlagen notwendig.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)




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