[Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Do Mai 10 17:41:16 CEST 2007


Hallo, Jörg und Ludwig und alle auf der Liste!

Jörg, Du denkst doch sonst nicht so durch die Geld-Brille. Städte sind
heutzutage eigentlich kein Lebensraum mehr, sondern nur noch
Ballungsraum. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte dazu führen,
dass Ideen für die Gestaltung eines menschenwürdigens Lebensraumes
Stadt wieder gedacht und vielleicht auch umgesetzt werden können.
Damit würden Städte dem Land sicher wieder etwas ähnlicher werden.

Die Lebenshaltungskosten in der Stadt sind u.a. deswegen höher, weil
Wohneigentum weniger verbreitet ist. Weil viele Menschen in der Stadt
Miete zahlen, verschaffen sie den Hausbesitzern leistungsloses
Einkommen. Zudem vergrößern sie dadurch und durch den mit den
Mietzahlungen finanzierten Zinseffekt das Eigentum der Hausbesitzer.
Dadurch wird die Situation in der Stadt auch immer schlimmer. Dabei
gibt es gar keinen sinnvollen Grund, dass meine Wohnung jemand anderem
gehören muss. Eigentlich düfte es diese Form des Menschen abhängig
machenden Eigentums überhaupt nicht geben. Neben dem bedingungslosen
Grundeinkommen brauchen wir daher auch ein Wohnrecht/Wohneigentum ODER
umgekehrt die völlige Abschaffung von Bodeneigentum. So weise waren
schon die alten Indianer...

Ludiwg, Dein Modell klingt gut und gerecht, ist aber unter
kapitalistischen Bedingungen auf lange Sicht undenkbar, da Boden damit
zum Spekulationsobjekt werden würde, das nur dann gemeineigen gehalten
werden kann, wenn er auch etwas abwirft. Eigentlich ist der
Kapitalismus insgesamt auf lange Sicht undenkbar ;-)

Gruß
Manfred


On 5/9/07, Ludwig Paul Häußner
<ludwigpaul.haeussner at iep.uni-karlsruhe.de> wrote:
>  Lieber Jörg und LeserInnen der Liste,
>
> dass das Leben in der Stadt teurer ist, liegt darin begründet, dass die
> Verfügbarkeit über den Boden knapper ist und sich dies in Form höherer
> Bodenpreise, die dann in die Mieten und alle übrigen Preise einkalkuliert
> werden müssen, ausdrückt.
>
>
> In der Tat löst ein Grundeinkommen nicht alle Probleme, vgl. dazu auch meine
> früheren Beiträge.
>
> Der von Natur aus knappe Boden wirft für die Inhaber der Bodennutzungsrechte
> ein leistungsloses Einkommen ab: die Bodenrente.
>
> Diese ist grundsätzlich auf zwei Wegen zu sozialisieren:
>
>
> 1. durch eine reine Bodensteuer (statt der bisherigen Grundsteuer)  bzw.
> Bodenabgabe
>
> 2. durch die Vergabe von Bodennutzungsrechten im Form von Erbbaurechten (der
> Städte und Gemeinden).
>
>
> Möchlich wäre, dass die Einnahmen daraus pro BürgerIn wieder rückvergütet
> würden.
>
> Folge: Jeder hätte dadurch also - ökonomisch - die gleiche Teilhabe am
> Faktor Boden!
>
>
> Im Prinzip ist die Bodensteuer ein Aspekt von Ökoabgaben (auf Boden, Wasser,
> Luft, Bodenschätze) mit Rückvergütungsmöglichkeit.
>
> In diesem Sinne ist eine Grundeinkommen im doppelten Wortsinn ein Grund für
> die Zukunft.
>
>
> Ludwig Paul Häußner
>
> -------------------------------------------------------------
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: gruenes_netzwerk_grundeinkommen-bounces at gruene-berlin.de
> [mailto:gruenes_netzwerk_grundeinkommen-bounces at gruene-berlin.de] Im Auftrag
> von Joerg Drescher
> Gesendet: Mittwoch, 9. Mai 2007 17:16
> An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de;
> gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de;
> genugfueralle at listen.attac.de
> Betreff: [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und BGE
>
> Hallo zusammen,
>
> hiermit möchte ich einmal eine Frage aufwerfen, die mit meinem Aufenthalt in
> der Ukraine zusammenhängt und sich in vielen Punkten von einer "deutschen
> BGE-Diskussion" unterscheidet. Deutschland ist weitgehenst industialisiert,
> in der Ukraine werden mancherorts Felder noch mit Pferden und von Hand
> bearbeitet.
>
> Ein Grundeinkommen, das für einen Menschen zum Leben in Kiew ausreicht (ca.
> 600 USD) würde einem Menschen auf dem Land wahren Reichtum bescheren (dort
> kommt man mit der Häfte aus)! Mit einem Schlag wäre das Landleben gegenüber
> dem Stadtleben zu bevorzugen. Zudem existiert auf dem Land noch ein anderes
> Tauschmittel: gegenseitige, unentgeldliche Hilfe. Das würde der
> Landbevölkerung zusätzlich Geldgewinne bringen.
>
> Ist dann ein BGE nur für Industrienationen "gerecht" oder sogar nur dort
> umsetzbar? Wenn sich das BGE an dem mißt, was finanziell eingenommen wird,
> heißt dies, daß die Stadtbewohner (wenn sie nicht auf's Land ziehen)
> gegenüber der Landbevölkerung "verarmen" und zur Arbeit "gezwungen sind"?
>
> Nun mag das sogar dazu beitragen, daß das Stadtleben uninteressant wird und
> wieder mehr Menschen auf's Land ziehen. Das könnte durchaus wünschenswert
> und von Vorteil sein.
>
> Die Aussage, die ich mit diesem Beitrag in den Raum stellen will: ein BGE
> wird einen riesigen Effekt auf die Demoskopie eines Landes haben und in
> Nichtindustrieländern zur "Verarmung" und damit zur "Versklavung" der
> Stadtbevölkerung führen.
>
> Es würde mich freuen, hierzu Meinungen zu hören.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
>
>
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