[Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben

Ludwig Paul Häußner ludwigpaul.haeussner at iep.uni-karlsruhe.de
Mi Mai 9 17:43:03 CEST 2007


 Lieber Jörg und LeserInnen der Liste,

dass das Leben in der Stadt teurer ist, liegt darin begründet, dass die
Verfügbarkeit über den Boden knapper ist und sich dies in Form höherer
Bodenpreise, die dann in die Mieten und alle übrigen Preise einkalkuliert
werden müssen, ausdrückt.


In der Tat löst ein Grundeinkommen nicht alle Probleme, vgl. dazu auch meine
früheren Beiträge.

Der von Natur aus knappe Boden wirft für die Inhaber der Bodennutzungsrechte
ein leistungsloses Einkommen ab: die Bodenrente.

Diese ist grundsätzlich auf zwei Wegen zu sozialisieren:


1. durch eine reine Bodensteuer (statt der bisherigen Grundsteuer)  bzw.
Bodenabgabe

2. durch die Vergabe von Bodennutzungsrechten im Form von Erbbaurechten (der
Städte und Gemeinden).


Möchlich wäre, dass die Einnahmen daraus pro BürgerIn wieder rückvergütet
würden.

Folge: Jeder hätte dadurch also - ökonomisch - die gleiche Teilhabe am
Faktor Boden!


Im Prinzip ist die Bodensteuer ein Aspekt von Ökoabgaben (auf Boden, Wasser,
Luft, Bodenschätze) mit Rückvergütungsmöglichkeit.

In diesem Sinne ist eine Grundeinkommen im doppelten Wortsinn ein Grund für
die Zukunft.


Ludwig Paul Häußner

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: gruenes_netzwerk_grundeinkommen-bounces at gruene-berlin.de
[mailto:gruenes_netzwerk_grundeinkommen-bounces at gruene-berlin.de] Im Auftrag
von Joerg Drescher
Gesendet: Mittwoch, 9. Mai 2007 17:16
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de;
gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de;
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Betreff: [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und BGE

Hallo zusammen,

hiermit möchte ich einmal eine Frage aufwerfen, die mit meinem Aufenthalt in
der Ukraine zusammenhängt und sich in vielen Punkten von einer "deutschen
BGE-Diskussion" unterscheidet. Deutschland ist weitgehenst industialisiert,
in der Ukraine werden mancherorts Felder noch mit Pferden und von Hand
bearbeitet.

Ein Grundeinkommen, das für einen Menschen zum Leben in Kiew ausreicht (ca.
600 USD) würde einem Menschen auf dem Land wahren Reichtum bescheren (dort
kommt man mit der Häfte aus)! Mit einem Schlag wäre das Landleben gegenüber
dem Stadtleben zu bevorzugen. Zudem existiert auf dem Land noch ein anderes
Tauschmittel: gegenseitige, unentgeldliche Hilfe. Das würde der
Landbevölkerung zusätzlich Geldgewinne bringen.

Ist dann ein BGE nur für Industrienationen "gerecht" oder sogar nur dort
umsetzbar? Wenn sich das BGE an dem mißt, was finanziell eingenommen wird,
heißt dies, daß die Stadtbewohner (wenn sie nicht auf's Land ziehen)
gegenüber der Landbevölkerung "verarmen" und zur Arbeit "gezwungen sind"?

Nun mag das sogar dazu beitragen, daß das Stadtleben uninteressant wird und
wieder mehr Menschen auf's Land ziehen. Das könnte durchaus wünschenswert
und von Vorteil sein.

Die Aussage, die ich mit diesem Beitrag in den Raum stellen will: ein BGE
wird einen riesigen Effekt auf die Demoskopie eines Landes haben und in
Nichtindustrieländern zur "Verarmung" und damit zur "Versklavung" der
Stadtbevölkerung führen.

Es würde mich freuen, hierzu Meinungen zu hören.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)


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