[Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Fr Mai 11 10:01:10 CEST 2007


Hallo Joachim und die anderen Listenteilnehmer,

angenommen, wir führen ein BGE in der EU als Gesamtflächenstaat ein, dann
haben wir das gleiche Problem, wie in der Ukraine. Da die EU administrativ
in einzelne Staaten aufgeteilt ist, haben wir automatisch unterschiedliche
BGE-Höhen. Durch die staatsadministrativen Unterschiede fällt das Problem
weg, daß jemand aus Spanien in Deutschland BGE kassieren kann.

Nehmen wir allerdings einen Binnenstaat mit unterschiedlicher BGE-Höhe,
haben wir das Problem, daß z.B. ein Sohn aus einer Familie nach Kiew
geschickt wird, dort so günstig wie möglich lebt (Wohngemeinschaft) und
Lebensmittel von der Familie (Eigenproduktion auf dem Land) nach Kiew
schickt und den Sohn "durchfüttert". Der Sohn schickt dafür das Geld zu
seiner Familie, die ein niedrigeres BGE bekommt (regionale Unterschiede).
Die Leute in der Ukraine sind so drauf.

Dieses Problem haben wir vielleicht weniger in Deutschland, auch nicht in
der EU (durch die Distanzen), aber in Nichtindustrieländern, wie der
Ukraine. Das löst nicht das eigentliche Problem: es hängt von der
Infrastruktur, den Produktionsmitteln und den realen Arbeitseinkommen ab
(die sich gegenseitig bedingen) - dem gegenüber stehen die
Lebenshaltungskosten (zum Auskommen -> BGE-Höhe).

Meine Entscheidung, in der Ukraine zu leben, war unter anderem mit den
niederen Lebenshaltungskosten verbunden. Arbeitet mein Geld in Deutschland
und wirft monatlich 500 Euro ab (so meine Überlegung), habe ich in der
Ukraine ein Auskommen - in Deutschland reichen 500 Euro nicht. Das Problem
war nur, daß ich mich verspekuliert hatte und die Rechnung nicht aufging
(vielleicht kennt jemand den Phoenix-Skandal). Deshalb bin ich inzwischen
gezwungen, meinen Lebensunterhalt zu verdienen - aber mir macht meine Arbeit
Spaß, die ich schon mit meinem "BGE" angefangen hatte.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)



----- Original Message ----- 
From: "j.behncke" <j.behncke at bln.de>
To: "Joerg Drescher" <iovialis at gmx.de>; "Manfred Bartl" <sozial at gmail.com>;
<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>;
<gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de>
Sent: Friday, May 11, 2007 10:06 AM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und
BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben


> Lieber Jörg, liebe Liste!
>
> Man muß wohl das machen, was man auch in Deutschland machen muß: Die GE
Höhe
> ist zu regionalisieren.
>
> Das ist ganz selbstverständlich, wenn man das GE global denkt.
>
> Aber ich finde die Modellanwendung Ukraine ganz interessant, auch durch
den
> Stadt-Land Effekt und durch die aus Deinen Darstellungen hervorgehende
> Tatsache, dass dort die Leute auf dem Land noch in einer vorindustriellen
> Situation leben: Geld ist untergeordnet. Man versorgt sich durch die
> Erzeugung von Gütern für das tägliche Leben.
>
> Grüße
> Joachim Behncke
> AK Grundsicherung/Grundeinkommen, Berlin




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