[Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben

Ludwig Paul Häußner ludwigpaul.haeussner at iep.uni-karlsruhe.de
Fr Mai 11 09:16:02 CEST 2007


 Lieber Jörg und LeserInnen der Liste

wenn Du meinst, das Dilthey Modell seit für die Ukraine am geeignesten, was
hält Dich denn davon ab in der Ukraine dafür Anhänger zu gewinnen?

Mir scheint, dass zu einem wie auch immer gearteten BGE für die Ukraine auch
noch die Idee und Praxis der Mikrokredite hinzu kommen müsste.


Gruß 


Ludwig Paul Häußner


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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: gruenes_netzwerk_grundeinkommen-bounces at gruene-berlin.de
[mailto:gruenes_netzwerk_grundeinkommen-bounces at gruene-berlin.de] Im Auftrag
von j.behncke
Gesendet: Freitag, 11. Mai 2007 09:07
An: Joerg Drescher; Manfred Bartl;
debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de;
gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de
Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und
BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben

Lieber Jörg, liebe Liste!

Man muß wohl das machen, was man auch in Deutschland machen muß: Die GE Höhe
ist zu regionalisieren.

Das ist ganz selbstverständlich, wenn man das GE global denkt.

Aber ich finde die Modellanwendung Ukraine ganz interessant, auch durch den
Stadt-Land Effekt und durch die aus Deinen Darstellungen hervorgehende
Tatsache, dass dort die Leute auf dem Land noch in einer vorindustriellen
Situation leben: Geld ist untergeordnet. Man versorgt sich durch die
Erzeugung von Gütern für das tägliche Leben.

Grüße
Joachim Behncke
AK Grundsicherung/Grundeinkommen, Berlin


----- Original Message -----
From: "Joerg Drescher" <iovialis at gmx.de>
To: "Manfred Bartl" <sozial at gmail.com>;
<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>;
<gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de>
Sent: Thursday, May 10, 2007 10:09 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer und
BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben


> Hallo Manfred, Hallo Ludwig und die restlichen Listenleser!
>
> ich glaube, daß das Problem nicht ganz verstanden wurde. Ich spreche 
> hier von der Ukraine und nicht von Deutschland. Das ist ein Volk mit
48Mio.
> Einwohnern (tendenz sinkend) und wenn man hier ein ausreichend hohes 
> BGE finanzieren will, dann muß man sich an solchen Ballungszentren wie 
> Kiew orientieren. Auf dem Land gibt's nichts (weder wirkliche Arbeit, 
> noch Konsumgüter oder eine gute Infrastruktur), weshalb 500-600 USD 
> kein Anreiz sind, "für's Nichtstun" dort zu bleiben und viel Geld zu
bekommen.
>
> Anders herum, muß das Gesamtvolk diese 500-600 USD für jeden auch 
> erwirtschaften. Mit ca. 6Mio. Leuten in Kiew (und ein paar anderen 
> Städten, die Waren/Dienstleistungen zum Konsum produzieren), könnte es 
> durchaus sein, daß diese 500USD gar nicht ausreichen, sondern nur 
> 300USD oder weniger für jeden wird - auf dem Land reicht das, im 
> Ballungszentrum nicht. Damit wäre aber der BGE-Grundgedanke 
> (existenzsichernd im Sinne einer basalen
> Grundversorgung) für Städte ausgehoben.
>
> Nun kommt das Argument: sollen die Leute doch auf's Land ziehen - wäre 
> sowieso gesünder und klüger. Aber auf dem Land muß großteils erst eine 
> Infrastruktur geschaffen werden.
>
> Nun speziell zu Ludwig:
> Die Bodenbesteuerung gibt's schon bei Condorcet (vgl. Text von van 
> Parijs) und im UDZ-Forum war ein glühender Verfechter des "Terrismus". 
> Außerdem wird der Vorschlag von der Initiative "Equilibrismus"
> (http://www.equilibrismus.de/) vertreten. Eine Bodensteuer würde in 
> der Ukraine noch extremere Auswirkungen haben, da das Land 
> hauptsächlich ein Agrarland ist. Der Grundbesitzer soll für den Boden 
> Steuern zahlen und muß gleichzeitig noch Leute finden, die trotz enorm 
> hohem BGE für die Bewirtschaftung hart (!) arbeiten. Wenn er sie durch 
> finanzielle Anreize locken will, wird's richtig teuer. Das wirkt sich 
> auf die (Lebensmittel)Preise aus und so weiter und so fort...
>
> Ihr verkennt glaube ich die Situation in anderen Ländern. Kommt doch 
> mal vorbei - ich bin gerne bereit, jemandem Kiew und die Ukraine zu 
> zeigen; vor allem, mit welchen Problemen die Leute hier zu "kämpfen" 
> haben. Es gibt viel zu sehen.
>
> Was ich hier schreibe ist kein Gegenargument zum BGE, sondern die 
> Frage, ob Eure BGE-Vorstellungen nur auf Deutschland passen. Ich denke 
> (leider) global und suche universale Möglichkeiten. Bisher scheint das 
> Dilthey-Modell die besten Ansätze zu haben, diese Probleme zu lösen - 
> nicht umsonst war ich von Anfang an für dieses Modell, seit ich es 
> kenne.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
>
>
>
> ----- Original Message -----
> From: "Manfred Bartl" <sozial at gmail.com>
> To: <ludwigpaul.haeussner at iep.uni-karlsruhe.de>; "Joerg Drescher"
> <iovialis at gmx.de>; <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> Cc: <gruenes_netzwerk_grundeinkommen at gruene-berlin.de>;
> <genugfueralle at listen.attac.de>; "Büro Reinhard Loske"
> <reinhard.loske at bundestag.de>
> Sent: Thursday, May 10, 2007 6:41 PM
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] [Gr.NetzGE] Nichtindustrieländer 
> und BGE - Bodenrente, Bodensteuer, Erbbaurechte und Ökoabgaben
>
>
> Hallo, Jörg und Ludwig und alle auf der Liste!
>
> Jörg, Du denkst doch sonst nicht so durch die Geld-Brille. Städte sind 
> heutzutage eigentlich kein Lebensraum mehr, sondern nur noch 
> Ballungsraum. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte dazu führen, 
> dass Ideen für die Gestaltung eines menschenwürdigens Lebensraumes 
> Stadt wieder gedacht und vielleicht auch umgesetzt werden können.
> Damit würden Städte dem Land sicher wieder etwas ähnlicher werden.
>
> Die Lebenshaltungskosten in der Stadt sind u.a. deswegen höher, weil 
> Wohneigentum weniger verbreitet ist. Weil viele Menschen in der Stadt 
> Miete zahlen, verschaffen sie den Hausbesitzern leistungsloses 
> Einkommen. Zudem vergrößern sie dadurch und durch den mit den 
> Mietzahlungen finanzierten Zinseffekt das Eigentum der Hausbesitzer.
> Dadurch wird die Situation in der Stadt auch immer schlimmer. Dabei 
> gibt es gar keinen sinnvollen Grund, dass meine Wohnung jemand anderem 
> gehören muss. Eigentlich düfte es diese Form des Menschen abhängig 
> machenden Eigentums überhaupt nicht geben. Neben dem bedingungslosen 
> Grundeinkommen brauchen wir daher auch ein Wohnrecht/Wohneigentum ODER 
> umgekehrt die völlige Abschaffung von Bodeneigentum. So weise waren 
> schon die alten Indianer...
>
> Ludiwg, Dein Modell klingt gut und gerecht, ist aber unter 
> kapitalistischen Bedingungen auf lange Sicht undenkbar, da Boden damit 
> zum Spekulationsobjekt werden würde, das nur dann gemeineigen gehalten 
> werden kann, wenn er auch etwas abwirft. Eigentlich ist der 
> Kapitalismus insgesamt auf lange Sicht undenkbar ;-)
>
> Gruß
> Manfred
>
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