[Debatte-Grundeinkommen] Miegel, Grundeinkommen, Pflicht zu sozialer Arbeit

Matthias Dilthey info at psgd.info
Mi Mär 21 16:00:08 CET 2007


Hallo Uwe Köhler, hallo Liste,

Du (Sie?) haben es richtig erkannt: Das BGE wird Engagement und Tätigkeit 
erzeugen. Auch der "gesellschafliche Wertgedanke" wird sich ändern.

Wogegen ich Deiner Begründung "der soziale Druck ..." nicht zustimmen kann.
Es bedarf nicht immer Druck. Der Mensch will von sich aus tätig sein, man muß 
ihm lediglich die Möglichkeit zum Tätigsein einräumen.


Es entspringt lediglich einer psychologischen "Konditionierung" (vergl. 
Drescher v. 20.03.07), daß viele Menschen ihre Leistung von einer 
Gegenleistung abhängig machen.

Ich stelle die These auf: Wenn der Auskommens-Kampf durch ein BGE ein Ende 
findet, wechselt auch der Leistung / Gegenleistung-Charakter.
Ein von Herzen ausgesprochenes "Danke" ist mir viel mehr wert, als 5,-- Euro.

Aber nur, weil ich es mir (z.Z.) leisten kann, auf 5,-- Euro zu verzichten. 
Mein Auskommen habe ich auch ohne die 5,-- Euro!


Das Suchen nach einem "Danke" sollte Trieb, nicht Druck, sein.


Unsere heutige Politik verfolgt hingegen den Zwang zur Fragestellung: Was 
hilft mir ein "Danke" zur Sicherung meines Auskommens?
Um das zu erreichen, muß jedoch Auskommen und Arbeit zwingend entkoppelt 
werden.

Mit einem "feuchten Händedruck" an alle, die ein BGE als Sozialhilfe-Ersatz 
sehen,
mit einem aufrichtigen DANKE! an alle, die im BGE einen Paradigmen-Wechsel 
erkennen!


Matthias Dilthey

2. Grundeinkommenstag am 12.05.07! Mitmachen!
http://grundeinkommenstag.org



Am Mittwoch, 21. März 2007 13:23 schrieben Sie:
> Hallo
>
> Ich glaube das eine Pflicht nicht notwendig sein wird, da die
> gesellschaftlich verordnete Nutzlosigkeit vieler Arbeitsloser dann keine
> Legitimation für Resignation und Selbstmitleid mehr bietet. Die veränderte
> gesellschaftliche Grundstimmung wird jeden Bezieher einer Grundsicherung
> unter sozialen Druck setzen und zum sozialen oder ähnlichen Engagement
> zwingen. Der Gedanke, ich bin nichts wert, die Gesellschaft hat keine
> Verwendung für mich, verliert sein Fundament und damit das fatalistische
> Nichtstun.
>
> beste Grüße Uwe Köhler
>
> > Hallo Liste,
> >
> >
> > Pflicht zu sozialer Arbeit?
> >
> > Es stimmt mich immer sehr bedenklich, wenn ich solche Forderungen aus dem
> > Mund
> > von z.B. Künstlern, Sozial- oder Geisteswissenschaftlern hören muß.
> >
> > Nicht immer, aber sehr, sehr oft, kann ich keinen wirtschaftlichen,
> > gesellschaftlichen  oder wenigstens erwerbsfördernden Nutzen in deren
> > Tätigkeit erkennen.
> > Für diese teilweise rein akademisch sinnvollen Arbeiten bezieht der
> > angesprochene Personenkreis schon heute ein, aus der Sichtweise eines
> > produktherstellenden Erwerbsarbeiters, (wirtschaftlich) leistungsloses,
> > teilweise fürstliches, Auskommen.
> >
> >
> > Wäre dieser Personenkreis dann auch zu "sozialer Arbeit" verpflichtet?
> > Verneint man diese Frage mit der Begründung, diese Personen
> > erwerbsarbeiten,
> > so halte ich dem entgegen, daß es sich bei deren Erwerb, in
> > wirtschaftlichem
> > Sinn, um nutzlose Tätigkeiten handelt. Oder kann mir jemand erklären,
> > worin
> > der wirtschaftliche Nutzen z.B. in der Entzifferung der Keilschrift
> > liegen soll?
> >
> > Dieser Personenkreis gräbt sich durch die Forderung nach "Verpflichtung
> > zu
> > sozialer Arbeit" zum BGE-Bezug die Legitimation des eigenen Einkommens
> > ab. Denn sie verkennen, daß sie schon heute eine Art BGE-Ersatz erhalten.
> > Die produktherstellenden Erwerbsarbeiter finanzieren über ihre
> > Wertschöpfung die
> > rein akademischen Tätigkeiten.
> >
> >
> > Zumindest bedarf es einer genaueren Definition von "sozialer Arbeit",
> > bevor
> > eine solche Forderung aufgestellt wird.
> > Ist meine ehrenamtliche Parteiarbeit "soziale Arbeit"? Die
> > Erziehungsarbeit
> > einer Mutter, eines Vaters? Was ist mit der Arbeit eines Mitglieds im
> > Modelleisenbahn-Verein? Immerhin, diese Vereine bewahren deutsches
> > Kulturgut!
> >
> > Solang die Definition "sozialer Arbeit" nicht vorliegt, ist diese
> > Forderung,
> > aufgestellt von nicht produktionsherstellenden Personen, m. E. von
> > unsagbarer
> > Arroganz und Selbstüberschätzung der eigenen Tätigkeit gekennzeichnet!
> >
> >
> > Matthias Dilthey,
> > mit der Bitte um ein wenig Verständnis, den Wert der Arbeit zu
> > hinterfragen!
> >
> > Am Samstag, 17. März 2007 18:15 schrieb Robert Ulmer:
> > > siehe:
> > >
> > > http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?KatId=ca&ArtId=90320
> > >
> > > ...
> > >
> > > Stol: Sind Sie ein Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens? Eine
> > > Lösung?
> > >
> > > Miegel: Wir führen eine Diskussion über dieses bedingungslose
> > > Grundeinkommen. Ich finde diese Diskussion symphatisch, aber es gibt
> >
> > noch
> >
> > > eine ganze Reihe von ungelösten Problemen. Diese müssen gelöst
> >
> > werden. Das
> >
> > > Hauptproblem sind schrankenlose Mitnahmeeffekte. Ich vertrete die
> > > Auffassung, dass ein Grundeinkommen gewährt werden sollte und zwar von
> >
> > der
> >
> > > Wiege bis zur Bahre. Andere Sozialleistungen sollen dann aber ersatzlos
> > > gestrichen werden. Gleichzeitig soll jeder Erwachsene, sagen wir vom
> > > 18. bis zum 70. Lebensjahr, eine Verpflichtung zu sozialer Tätigkeit
> >
> > eingehen
> >
> > > müssen. Und wer diese soziale Arbeit nicht auf sich nehmen will, der
> > > bekommt auch kein Grundeinkommen.
> > >
> > > ...
> >
> > _______________________________________________
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