[Debatte-Grundeinkommen] Miegel, Grundeinkommen, Pflicht zu sozialer Arbeit

Matthias Dilthey info at psgd.info
Mo Mär 19 13:47:46 CET 2007


Hallo Liste,


Pflicht zu sozialer Arbeit?

Es stimmt mich immer sehr bedenklich, wenn ich solche Forderungen aus dem Mund 
von z.B. Künstlern, Sozial- oder Geisteswissenschaftlern hören muß.

Nicht immer, aber sehr, sehr oft, kann ich keinen wirtschaftlichen, 
gesellschaftlichen  oder wenigstens erwerbsfördernden Nutzen in deren 
Tätigkeit erkennen.
Für diese teilweise rein akademisch sinnvollen Arbeiten bezieht der 
angesprochene Personenkreis schon heute ein, aus der Sichtweise eines 
produktherstellenden Erwerbsarbeiters, (wirtschaftlich) leistungsloses, 
teilweise fürstliches, Auskommen.


Wäre dieser Personenkreis dann auch zu "sozialer Arbeit" verpflichtet? 
Verneint man diese Frage mit der Begründung, diese Personen erwerbsarbeiten, 
so halte ich dem entgegen, daß es sich bei deren Erwerb, in wirtschaftlichem 
Sinn, um nutzlose Tätigkeiten handelt. Oder kann mir jemand erklären, worin 
der wirtschaftliche Nutzen z.B. in der Entzifferung der Keilschrift liegen 
soll?

Dieser Personenkreis gräbt sich durch die Forderung nach "Verpflichtung zu 
sozialer Arbeit" zum BGE-Bezug die Legitimation des eigenen Einkommens ab.
Denn sie verkennen, daß sie schon heute eine Art BGE-Ersatz erhalten. Die 
produktherstellenden Erwerbsarbeiter finanzieren über ihre Wertschöpfung die 
rein akademischen Tätigkeiten.


Zumindest bedarf es einer genaueren Definition von "sozialer Arbeit", bevor 
eine solche Forderung aufgestellt wird.
Ist meine ehrenamtliche Parteiarbeit "soziale Arbeit"? Die Erziehungsarbeit 
einer Mutter, eines Vaters? Was ist mit der Arbeit eines Mitglieds im 
Modelleisenbahn-Verein? Immerhin, diese Vereine bewahren deutsches Kulturgut!

Solang die Definition "sozialer Arbeit" nicht vorliegt, ist diese Forderung, 
aufgestellt von nicht produktionsherstellenden Personen, m. E. von unsagbarer 
Arroganz und Selbstüberschätzung der eigenen Tätigkeit gekennzeichnet!


Matthias Dilthey,
mit der Bitte um ein wenig Verständnis, den Wert der Arbeit zu hinterfragen!


Am Samstag, 17. März 2007 18:15 schrieb Robert Ulmer:
> siehe:
>
> http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?KatId=ca&ArtId=90320
>
> ...
>
> Stol: Sind Sie ein Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens? Eine
> Lösung?
>
> Miegel: Wir führen eine Diskussion über dieses bedingungslose
> Grundeinkommen. Ich finde diese Diskussion symphatisch, aber es gibt noch
> eine ganze Reihe von ungelösten Problemen. Diese müssen gelöst werden. Das
> Hauptproblem sind schrankenlose Mitnahmeeffekte. Ich vertrete die
> Auffassung, dass ein Grundeinkommen gewährt werden sollte und zwar von der
> Wiege bis zur Bahre. Andere Sozialleistungen sollen dann aber ersatzlos
> gestrichen werden. Gleichzeitig soll jeder Erwachsene, sagen wir vom 18.
> bis zum 70. Lebensjahr, eine Verpflichtung zu sozialer Tätigkeit eingehen
> müssen. Und wer diese soziale Arbeit nicht auf sich nehmen will, der
> bekommt auch kein Grundeinkommen.
>
> ...



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