[Debatte-Grundeinkommen] Steuerdebatte (lang)

Guido Casper nurleute at googlemail.com
Mi Mär 7 08:24:27 CET 2007


Hallo Lothar,

ehrlich gesagt hatte ich mich auch schon gefragt, ob dieser Abschnitt nicht
fehl am Platze war...

Ich wollte damit sagen, dass die Politiker gerne den Klassenkampf schüren
und Menschen gegeneinander aufhetzen, wenn es ihrem Machterhalt dient. Daher
"schüren" sie auch die Abhängigkeit. Je mehr Menschen sich in einer
Abhängigkeit befinden, desto mehr "profitieren" die Politiker davon.

Befragt nach den Motiven der Politiker bei all ihren Entscheidungen, hat der
englische Ökonom Sir Alan Walters einmal freimütig bekannt: "Macht. Lesen
Sie Shakespeare, und vergessen Sie alles über das Allgemeinwohl als Motiv
für die Politiker. Ich war lange genug in der Politik."

Vielleicht ist das eine unzulässige Verallgemeinerung. Aber wenn ich mir die
Gesundheitsreform anschaue oder das aktuelle Spektakel um die Kinderkrippen,
dann weiß ich, dass es auf die große Mehrheit zutrifft. Oder kann sich noch
jemand an Investivlohn erinnern? Angesichts meiner Minimaldefinition einer
gerechhten Demokratie - "jeder kann sich so informieren, wie er es verdient
und jeder kann soviel beitragen, wie er es wünscht" - kann man die
Gesundheitsreform nur als den ultimativen Supergau bezeichnen.

Hypothetische Diskussion mit Ulla Schmidt:

"Warum nicht eine Grundversorgung, die einen gegen Schicksalsschläge
absichert und darüberhinaus kann sich jeder so versichern, wie er es für
richtig hält?"

"Aber genau das ist mit der Gesundheitsreform doch möglich."

"(jede x-beliebige andere Frage)?"

"Aber genau das geht doch nach der Gesundheitsreform."

Gruß
Guido


On 3/5/07, lothar walczak <lwalczak at gmx.de> wrote:
>
> Hallo Guido
>
> Das einzige, was ich an deiner mail nicht verstehe, ist der  Abschnitt da
> unten.
> Ich weiss nicht, mit wieviel du auskommen musst, aber ALGII ist definitiv
> zu wenig.
>
> Ansonsten hat mir noch keiner so gut den Vorteil der Verbrauchsteuer
> erklärt - super!
>
> Gruß
> Lothar
>
> Am 4. Mrz 2007 um 17:12 schrieb Guido Casper:
>
> Die immer größer werdende Ungleichheit in Deutschland ist in weiten Teilen
> erfunden. Die Einkommens- und Vermögensverteilung ist seit 1989 (in
> Westdeutschland auch davor) weitgehend konstant. Die Statistiken suggerieren
> oft etwas anderes. Das liegt zum großen Teil daran, dass sich die Maßstäbe
> dieser Statistiken geändert haben. Heute liegt die Armutsgrenze bei 60% des
> Durchschnittseinkommens. Vor 15 Jahren war sie noch 50%. 1989 galt in
> Westdeutschland als arm, wer weniger als 340 Euro im Monat hatte. 2003 lag
> der Betrag bei 974 Euro. Eine Familie mit 2 Kindern über 14 Jahren gilt
> heute als arm, wenn sie im Monat weniger als 2350 Euro netto zu Verfügung
> hat. Fast alle Stundenten sind per Definition arm. Seit 1989 sind zwischen
> sechs und acht Millionen Menschen nach Deutschland eingewandert. Sie kommen
> nicht selten aus bitterarmen Verhältnissen und werden von unseren
> Sozialsystemen aufgefangen. Die Schwächsten der Gesellschaft,
> Sozialhilfeempfänger (auch Alleinerziehende), stehen seit den
> Hartz-IV-Gesetzen finanziell besser da. Mit der angeblichen Ungleichheit
> lässt sich prima Politik machen, da wir uns alle selbst gern zu den
> Zu-kurz-Gekommenen zählen. Und der Kunde Nr.1 von vielen sogenannten
> Sozialwissenschaftlern ist die Politik.
>
>
>
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