[Debatte-Grundeinkommen] [Genugfueralle] Katja Kipping und Björn Böhning zum BGE bei Stern.de

Gregor Czisch gczisch at uni-kassel.de
Mi Jun 27 16:00:58 CEST 2007


Hallo Jörg,

Du schreibst ja noch nicht so lange bei Genugfüralle. Der erste Beitrag, 
den ich von Dir finden kann, ist vom 24.02.2007. Die Diskussion zum BGE 
wird hier schon viel länger "geführt". Wenn ich all die Mails empfehlen 
würde, die alleine ich zu diesem - traurigen - Thema verfaßt habe, dann 
wäre das viel zu viel. Wenn Du Dich tatsächlich für Argumente 
interessieren solltest, dan empfehle ich Dir dagegen beispielsweise die 
Mail "Bedingungsloses Grundeinkommen: Serie von Texten und Argumenten, 
die dagegen sprechen." vom 12.06.2006 und die darin angekündigten 
weiteren Mails. Das waren teilweise Mails, die auch schon früher 
gepostet wurden. Deshalb möchte ich nicht unbedingt nochmal eine Serie 
loslassen. Die Diskussion zu diesem Thema reicht von meiner Seite 
mindestens bis 21.08.2004 und zur Mail "Re: [Genugfueralle] 
Grundeinkommen: DGB in seinem Flyer" zurück. Ich habe hier - wie gesagt 
- noch eine lange Reihe anderer Mails zu diesem - traurigen - Thema 
geschrieben. Da Du hier sehr hier frisch zu sein scheinst, mußt Du 
natürlich nicht von allen wissen, aber Du kannst ja mal bei den älteren 
nachsehen. Übrigens habe ich auch einige sehr gute Argumente gegen das 
BGE verschickt, seit Du an Bord bist.

Mit solidarischen Grüßen,

                Gregor Czisch

Joerg Drescher schrieb:

>Hallo Gregor (und sonstige Interessierte),
>
>wenn Du meinst, ich würde im BGE die Rettung der Welt sehen, hat meine
>Aussage bzgl. der "Dummheit" einen wahren Charakter. Wenn ich etwas nicht
>verstehe und grundsätzlich ablehne, hat das in meinen Augen sehr viel mit
>"Dummheit" zu tun. Anders ist es, wenn ich Argumente für das Abzulehnende
>habe. Dazu sollte ich aber erstmal das Abzulehnende begreifen. Selbst Katja
>Kipping sagt, daß BGE nicht gleich BGE sei - es gibt viellerlei BGE-Ideen
>und jede davon hat gewisse Fürs und Widers.
>
>Ich beschäftige mich nicht seit gestern mit dem BGE, sondern seit einigen
>Jahren - doch selbst heute lerne ich noch hinzu. Was aber mit jemanden, der
>sich noch nie mit der BGE-Idee beschäftigt hat, weil er sie grundsätzlich
>ablehnt? Das Gegenteil von "vorbehaltlos an Neues herangehen" nenne ich
>"Dummheit". Aber ich glaube manchmal, daß viele an dieser "Dummheit"
>festhalten wollen und sich gar nicht auf Neues einlassen. Dies aus Angst,
>ihren "status quo" zu verlieren und umdenken zu müssen.
>
>Du sprichst von "sehr vielen Gründen gegen das BGE" - ich bitte Dich, mir
>wenigstens ein paar davon zu nennen. Um ehrlich zu sein, habe ich auch bei
>manchen Punkten Bedenken in Bezug auf das BGE - aber das liegt nicht an der
>BGE-Idee, sondern an einem (begründeten) mangelnden Vertrauen in Menschen.
>Dieses "mangelnde Vertrauen" rührt von der angesprochenen "Dummheit". Ich
>halte sie für weitaus gefährlicher, als schlüssige Argumente.
>
>Um weiter auf Deinen Beitrag einzugehen, will ich auf Dein "bessergestellt"
>antworten: Du scheinst zu verkennen, daß es tatsächlich Menschen gibt, die
>gewisse Probleme "besser" verstehen können, als andere. Ich will mich nicht
>dazu zählen, sondern vielmehr ausdrücken, daß nicht jeder Mensch über die
>gleiche "Intelligenz-Gabe" verfügt. Warum gibt es sonst in der Schule nicht
>in Mathematik für alle die gleichen Noten? Warum tun sich manche einfach,
>Probleme zu lösen? Warum haben manche sogar Spaß daran, solche Aufgaben zu
>lösen? Ich halte es auch für unangebracht, jemanden als "sich besser
>stellen" zu bezeichnen, der über diese (Intelligenz)Gabe verfügt...
>Vielleicht haben wir es wieder mit "Dummheit" (in oben genanntem Sinn) zu
>tun? Ich empfehle in diesem Zusammenhang, sich einmal mit "Hochbegabung" zu
>beschäftigen.
>
>Zuletzt noch die Gefahr für attac und "Die Linke" - meine Zustimmung!
>Deshalb bin ich weder bei attac, noch bei "Die Linke" Mitglied; vielmehr
>appelliere ich für eine eigene und "neue" Organisation rund um das BGE. Aber
>damit mache ich mir auch keine "Freunde"... Du darfst raten, an was das wohl
>liegt...
>
>Nichts für ungut,
>
>viele Grüße aus Kiew,
>
>Jörg (Drescher)
>
>
>----- Original Message ----- 
>From: "Gregor Czisch" <gczisch at uni-kassel.de>
>To: "Joerg Drescher" <iovialis at gmx.de>
>Cc: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>;
><genugfueralle at listen.attac.de>
>Sent: Wednesday, June 27, 2007 1:07 PM
>Subject: Re: [Genugfueralle] Katja Kipping und Björn Böhning zum BGE bei
>Stern.de
>
>
>  
>
>>Hallo Jörg,
>>
>>ich möchte mich auf folgende Zeilen von Dir beziehen.
>>
>>    
>>
>>>Der wahre "Feind" des BGE ist in meinen Augen die Dummheit der Menschen -
>>>die Kommentare zu dem Artikel zeigen dies meiner Meinung nach sehr
>>>      
>>>
>deutlich.
>  
>
>>>      
>>>
>>Ich meine, daß die Polemik, Häme und Ablehnung, die sich als Reaktion
>>auf die BGE-Vorstellungen in den Stellungnahmen zum Interview findet,
>>denen zu Denken geben sollte, die sich für das BGE einsetzen. Es könnte
>>ja auch sein, daß die ganze Idee mit dem BGE dumm ist und die Menschen
>>das ahnen - ich neige zu dieser Feststellung - und nicht etwa all
>>diejenigen dumm sind, die im BGE nicht die Rettung der Welt sehen, wie
>>einige BGE-Befürworter. Daß Du gleich alle Menschen, die sich nicht mit
>>dem BGE identifizieren können, für dumm erklärst, wirft ein Bild einer
>>sehr abgeschotteten Geisteshaltung. Wer nicht Deiner Meinung ist, ist
>>dumm, könnte man das lesen. Es gibt viele sehr gute Gründe, gegen das
>>BGE zu sein. Diese wurden hier bei genugfüralle mehrfach gepostet. Von
>>den BGE-Befürwortern aber in den allerseltensten Fällen jemals
>>aufgegriffen, geschweige denn jemals widerlegt. Die darin zu Tage
>>tretende abgeschottete Geisteshaltung erschreckt mich schon lange sehr.
>>Da wissen es mal wieder welche "besser", die erhaben sind über allen
>>Zweifel.
>>
>>Abgesehen davon, daß ich das BGE wenig erstrebenswert halte, halte ich
>>es auch für außerordentlich schädlich für Attac sowie für Die Linke. Es
>>ist dazu geeignet, die Kräfte zu spalten, da es vielen Menschen - wie
>>ich meine wohl begründbar - nicht möglich ist, darin ein irgendwie
>>erstrebenswertes Ziel zu sehen geschweigedenn ein in wüschenswerter
>>Weise umsetzbares. Das BGE polarisiert. Das BGE untergräbt die
>>Glaubwürdigkeit der Organisationen, innerhalb derer es gefordert wird.
>>Das halte ich für äußerst schwerwiegende Probleme.
>>
>>Mit solidarischen Grüßen,
>>
>>                   Gregor Czisch
>>    
>>

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