[Debatte-Grundeinkommen] zu Manfred Bartels Antwort an Florian Hoffmann, Band 27, Eintrag 14

Florian J. Hoffmann florian at green-capitalism.org
Mi Jun 27 14:38:49 CEST 2007


Hallo Manfred

ein paar kurze Anmerkungen zu Ausschnitten Deines Textes:

> Wenn Du die Arbeit der Gewerkschaften als Ausgleich brancheninterner
> Einkommensungleichgewichte darstellst, klingt das zwar schön, ist aber
> a) unvollständig und b) vergangen. Die Gewerkschaftsklientel der
> Arbeitslosen ist nämlich aus dieser Betrachtung so komplett
> ausgeschlossen wie die gesellschaftlich viel drängendere und für die
> Gewerkschaften daher viel wichtigere Frage der Arbeitszeitreduzierung.

Wieso das? Die Woche hat 168 Stunden. Davon werden 40 Stunden, also 25 %,
gearbeitet, 50 Stunden geschlafen und ca. 70 Stunden selbst organisiert. Was
soll daran falsch sein? Was kann man daran ändern? Und weshalb?

> Daran erkennt man auch gleich, wie veraltet diese Betrachtung ist,
> denn wenn die Gewerkschaft ver.di im sechswöchigen Telekom-Streik
> nichts als Mehrarbeit und Lohnkürzung "durchsetzt", und nicht ganz
> unbeteiligt so massiv versagt, weil sie bei den Telekom-Konkurrenten
> eben höchstselbst niedrigere Tarife als bei der Telekom ausgehandelt
> hat, dann hat ihre Arbeit gleich in beiden Bereichen nichts
> gefruchtet.

Apropos Telekom, ein gutes Beispiel für Gewerkschaftsversagen: Da gibt es
seit ein paar Jahren eine Regulierungsbehörde, die die Telefontarife
runterbolzt, die "Wettbewerb" zu Gunsten des Verbrauchers durchsetzt und die
die Telekom-Erlöse damit systematisch vernichtet. Dagegen macht keine
Gewerkschaft etwas, weil sie ja auch für niedere Preise ist! Hinterher muß
sie das Desaster ausbaden, weil sie übersehen hat, dass niedrigere
Telefonkosten für den Verbraucher auch niedrigere Einkommen für ihre
Mitgleider sind und weil die deshalb für weniger Geld mehr schuften müssen.
Eine Telekom zu bestreiken, die machtlos ist gegen eine Regulierungsbehörde
(alle das Wort ist schon zum Kotzen!), ist mit Sicherheit sinnlos!

Wie wär's, wenn  sich die Gewerkschaften an dieser Stelle politisch gegen
die Liberalisierung wenden würden (oder gewendet hätten), wenn das
Rabattgesetz wieder eingeführt würde (was unendlich viele Arbeitsplätze in
der Automobilindustrie gekostet hat) und wenn man sich aus allen
Aufsichtsräten verabschieden würde, um nicht als Pseudo-Arbeitgeber die
Interessen der Arbeitnehmer zu vernachlässigen?

Ich weiß nicht, was an der Argumentation veraltet sein soll!

Gruss
Florian
www.green-capitalism.org





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