[Debatte-Grundeinkommen] zu Manfred Bartels Antwort an Florian Hoffmann, Band 27, Eintrag 14

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Mi Jun 27 15:26:51 CEST 2007


Lieber Florian!

Warum fragst Du, wenn Du Dir selbst schon die Antwort gibst?

On 6/27/07, Florian J. Hoffmann <florian at green-capitalism.org> wrote:
> Wieso das? Die Woche hat 168 Stunden. Davon werden 40 Stunden, also 25 %,
> gearbeitet, 50 Stunden geschlafen und ca. 70 Stunden selbst organisiert. Was
> soll daran falsch sein? Was kann man daran ändern? Und weshalb?

Was daran falsch ist? Ganz einfach: Wir waren schon mal bei 35 Stunden
oder zumindest 38,5 Stunden Arbeit und die Produktivität ist seitdem
immer weiter angestiegen.

Und wenn nicht aufgrund irgendwelcher betriebswirtschaftlicher
Kostenargumente einzelner Unternehmen ganze Wirtschaftszweige
geschlossen und anderswo aufgebaut worden wären, was die
Volkswirtschaft gleicht auf doppelte Weise runtergezogen hat, wäre die
Produktivität sogar noch mehr gestiegen, weil sich natürlich auch in
diesen Bereichen der deutsche technische und organisatorische
Erfindergeist weiter ausgetobt hätte.

Wir müssten mittlerweile eigentlich bei 30 oder 25 Stunden Arbeit in
der Woche angelangt sein - aber Du schreibst, es sind 40 Stunden. Was
daran falsch ist? Nun, 10 bis 15 Stunden Arbeit ZUVIEL sind falsch
daran!

Was man daran ändern kann: Arbeitszeit reduzieren! Erst so viel, dass
überhaupt alle Erwerbspersonen Arbeit haben, und dann weiter, bis alle
Erwerbstätigen ein der aktuellen Produktivität angemessenes Höchstmaß
an Erwerbsarbeitszeit erdulden müssen, also höchstens 30 bzw. 25
Stunden die Woche.

Und weshalb? Na, damit alle Arbeitswilligen auch wirklich arbeiten
können und damit alle Erwerbstätigen die ihnen zustehende selbst
organisierte Zeit ausgestalten können!


Rest: D'Accord!

Gruß
Manfred




> > Daran erkennt man auch gleich, wie veraltet diese Betrachtung ist,
> > denn wenn die Gewerkschaft ver.di im sechswöchigen Telekom-Streik
> > nichts als Mehrarbeit und Lohnkürzung "durchsetzt", und nicht ganz
> > unbeteiligt so massiv versagt, weil sie bei den Telekom-Konkurrenten
> > eben höchstselbst niedrigere Tarife als bei der Telekom ausgehandelt
> > hat, dann hat ihre Arbeit gleich in beiden Bereichen nichts
> > gefruchtet.
>
> Apropos Telekom, ein gutes Beispiel für Gewerkschaftsversagen: Da gibt es
> seit ein paar Jahren eine Regulierungsbehörde, die die Telefontarife
> runterbolzt, die "Wettbewerb" zu Gunsten des Verbrauchers durchsetzt und die
> die Telekom-Erlöse damit systematisch vernichtet. Dagegen macht keine
> Gewerkschaft etwas, weil sie ja auch für niedere Preise ist! Hinterher muß
> sie das Desaster ausbaden, weil sie übersehen hat, dass niedrigere
> Telefonkosten für den Verbraucher auch niedrigere Einkommen für ihre
> Mitgleider sind und weil die deshalb für weniger Geld mehr schuften müssen.
> Eine Telekom zu bestreiken, die machtlos ist gegen eine Regulierungsbehörde
> (alle das Wort ist schon zum Kotzen!), ist mit Sicherheit sinnlos!
>
> Wie wär's, wenn  sich die Gewerkschaften an dieser Stelle politisch gegen
> die Liberalisierung wenden würden (oder gewendet hätten), wenn das
> Rabattgesetz wieder eingeführt würde (was unendlich viele Arbeitsplätze in
> der Automobilindustrie gekostet hat) und wenn man sich aus allen
> Aufsichtsräten verabschieden würde, um nicht als Pseudo-Arbeitgeber die
> Interessen der Arbeitnehmer zu vernachlässigen?
>
> Ich weiß nicht, was an der Argumentation veraltet sein soll!
>
> Gruss
> Florian
> www.green-capitalism.org
>
>
>


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