[Debatte-Grundeinkommen] Nachgang ZDF-Nachtstudio

Michael Opielka michael.opielka at isoe.org
Fr Jun 1 17:48:00 CEST 2007


Quelle:
http://freiheitstattvollbeschaeftigung.de/blog/2007/05/das-bedingungslose-gr
undeinkommen-auf.htm 

 


> Freiheit statt Vollbeschäftigung: Mitteilungen 


21 Mai 2007


Das Bedingungslose Grundeinkommen auf „Ratten“-Fang (Hans-Olaf Henkel)


„Rattenfänger“ seien die Vertreter eines bedingungslosen Grundeinkommens,
eine „spinnerte“ Idee sei es – so eröffnete Hans-Olaf Henkel seine
Diskussion über das Grundeinkommen im ZDF
<http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,1021354_idDispatch:5180029,00.html
>  Nachtstudio am 20. Mai. Götz W. Werner und Michael Opielka hätten an
dieser Stelle zurecht die Sendung verlassen können, denn sie waren direkt
angesprochen – sie blieben aber, um viel wirkungsvoller und für die Sache
klärend auf die Einwände zu antworten. 

Was von Hans-Olaf Henkel in dieser Sendung zu erwarten war, das ist zu
Beginn deutlich geworden. Berufen dazu, die Nation aufzuklären und zu
erziehen, die „Ratten“ – also uns Bürger – vor der Verführung zu bewahren,
wie er in der Sendung bekannte („Wir müssen die Menschen dazu erziehen, für
sich selbst sorgen zu können“), zeigte er nicht den Funken eines Bemühens,
sich mit der Idee auseinanderzusetzen. Statt dessen spulte er die Thesen zum
Untergang der deutschen Wirtschaft, des Bildungswesens usw. ab, die man in
den letzten Jahren immer wieder von ihm vernehmen konnte. Er bemerkte nicht,
wie sehr er mit dieser Haltung urdeutsche Besserwisserei zur Schau stellte,
die er des öfteren schon anderen attestiert hat. Er weiß schon immer, was
richtig ist, ein argumentativer Streit ist deswegen überflüssig. 

Die dramatischen Folgen der Konsumsteuer wollte er Götz Werner vor Augen
führen, was dann wohl in grenznahen Gebieten mit seinen DM-Märkten geschähe?
Als dieser darauf entgegnete, in Konstanz seien, trotz der in Deutschland im
Vergleich zur Schweiz viel höheren Mehrwertsteuer, die Umsätze der DM-Märkte
hervorragend, wich Henkel aus. War wohl ein schlechtes Beispiel. 

Eine Konsumsteuer von 50% wäre eine Katastrophe für grenznahe Unternehmen –
kein Wort verlor er darüber, daß es dann keine Einkommensteuer mehr geben
soll, die Einkommen von Unternehmen und Privatpersonen also entlastet
würden. Die Binnenwirtschaft würde gestärkt, ein wirklicher Arbeitsmarkt
könnte entstehen.

Wenn er nun selbst nichts zu sagen hatte – auf einen Gegenvorschlag wartete
man vergebens –, weshalb dann nicht wenigstens gute Einwände oder Nachfragen
zum Grundeinkommen vorbringen? Dazu hätte er sich damit beschäftigen müssen,
das wollte er auf keinen Fall. Vielmehr erkennt er in der Diskussion eine
gesellschaftspolitische Fehlentwicklung, die Diskussion sei gefährlich.

Ganz gleich, ob über die dynamisierenden Effekte des bGEs auf die
Wirtschaft, die Freiheit zum Wollen und die Befreiung vom Müssen, die
Entlastung der Arbeit und der Wertschöpfung diskutiert wurde – alles
hoffnungslos, denn Hans-Olaf Henkel wußte schon immer Bescheid.

Erstaunen mußte die Überheblichkeit, die sowohl Herr Henkel als auch Herr
Druyen gegenüber der Politik an den Tag legten. Sie haben leicht reden,
müssen sich politisch nicht bewähren und um Stimmen kämpfen – da ist es ein
Leichtes, die Welt zu belehren. Thomas Druyen, der das bGE für vollkommen
absurd hielt und die Grundeinkommensdiskussion auf den Mangel politischer
Kompetenz zurückführte, hatte auch keinen Gegenvorschlag zu bieten – das ist
nicht ganz richtig: ein Beschäftigungsmarkt müsse her, für über 60 Jährige.
Auch er hat das bGE nicht verstanden, wie es scheint, denn mit einem solchen
müßte niemand beschäftigt werden - er könnte sich aber mit allem
beschäftigen, das er für interessant hielte.

In einem waren sich beide - Henkel und Druyen - sicher: sie wußten schon
immer Bescheid, und genau das ist ein ernsthaftes Problem für eine
Diskussion über Lösungen für unsere Probleme.

Sascha Liebermann

 

 

 

 

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