[Debatte-Grundeinkommen] Antwort 2 auf Drescher-Beitrag 2, Band 22, Eintrag 14

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Do Jan 11 04:01:53 CET 2007


Hallo, Georg!

Äääh, Du scheinst zu glauben, dass der Produktionsprozess irgendwie
"gefesselt" sei und erst noch "befreit" werden müsse. Darf ich Dich an
Tamagotchis, Nintendogs (=Tamagotchis zweiter Generation), HD-DVD vs.
blu-ray Discs, Handys und Klingeltöne, Duerr's Orangen-Marmelade mit
Whisky, Champagner und Blattgold usw. erinnern?

Wie pervers frei der Produktionsprozess schon ist, zeigen doch der
Artikel "Neuer Trend 'Sinnkonsum' ist das Zaubertwort" der
"Stuttgarter Zeitung" oder die Artikelsammlung "EXTRA: Tolles, Teures
& Absurdes" beim "stern"... Die Industrie verhält sich, als besäßen
wir Ressourcen ohne Ende, schafft Märkte, wo gar keine Bedürfnisse
vorhanden sind und schimpft auch noch auf die "Konsumverweigerer". -
"Die Kunden haben gemerkt, dass ein billiger Wok von Aldi sehr teuer
ist, wenn er nach dem Kauf kaum benutzt wird", sagt Susanne
Eichholz-Klein, Projektleiterin im Bereich Handel bei der
Unternehmensberatung BBE in Köln! Und das gilt ja nicht nur für den
Wok, das gilt/galt gerade auch wieder für den tonnenweise in
Geschäften und Straßen aufgehängten und auch zum Verkauf angebotenen
Weihnachtsschmuck. Seit meiner Jugend kamen mindestens zwei
Konsumfestgelegenheiten zum traditionellen Repertoire hinzu: St.
Patrick's Day und Halloween hat man in den 80ern, 90ern noch nicht mit
so viel Gimmicks, Verkleidungen, Geschenkchen etc. in Deutschland
gefeiert.

Die Frage, wo das Geld herkommt, ist (fast) genauso sinnvoll zu
beantworten wie die nach dem Ersterscheinen von Huhn oder Ei.
Definitionsgemäß, und damit wohl gefühlsechter, wird aber erst
erwirtschaftet, dann das Geld verteilt und dieses dann (wieder) in
Bedarfsgüter umgesetzt. Geld ist (idealerweise) ein Kreislauf. Das
gilt heute jedoch nicht mehr, da immer mehr Reiche ihr Geld horten und
immer mehr Banken und noch viel mehr Devisen- und Börsenspekulanten
das Geld in von der Realwirtschaft entkoppelte oder im Falle von
Hedge-Fonds oder REITS sogar negativ auf die Realwirtschaft
zurückkoppelnde Kreisläufe pumpen und damit den echten Menschen
Kaufkraft, also Konsumkraft entziehen.

-- Forbes listete unter World's Richest People 2005 allein 691
nicht-königliche oder -diktatorische Milliardäre mit einem kumulierten
Gesamtvermögen von 2,2 Billionen US-Dollar auf.
-- 470.000.000.000.000 Dollar (=470 BILLIONEN Dollar) sollen laut dem
Deutschen Institut für Wirtschaft in Köln 2004 im weltweiten
Devisenhandel umgesetzt worden sein. Somit würde im internationalen
Währungshandel pro Jahr rund 40mal mehr umgesetzt werden als für Waren
und Dienstleistungen, was ahnungsweise auf die spekulativen weltweiten
Währungskäufe schließen lässt. [Ich habe aber auch schon gehört, dass
man den realen Welthandel eines Jahres innerhalb von drei Tagen
kumuliert abwickeln könnte und den Rest des Jahres dann Freizeit für
Devisenspekulationen hätte; das wären dann 80mal so viel....]

Und solange das so ist, kann derStaat schlecht beim Konsum die Hand
aufhalten ;-)

Gruß
Manfred




On 1/11/07, Georg Jaehnig <georg at jaehnig.org> wrote:
> Hallo,
>
> On 1/11/07, Florian Hoffmann <florian at hoffmannlaw.de> wrote:
> > Mit Werners verbrauchsgesteuerter Abgabe wird mit Sicherheit keine
> > Gerechtigkeit hergestellt. Gerechtigkeit schaffen Sie nur, wenn die, die
> > gutes Einkommen haben, einen Teil abgeben, also in einen Topf schütten, von
> > wo es neu verteilt wird. Der Maßstab muß deshalb das Einkommen sein, nicht
> > der Verbrauch.
>
> Woher kommt denn das Geld, das man in seinem Einkommen wiederfindet?
> Es muss doch vorher für irgendein Produkt oder eine Dienstleistung
> ausgegeben worden sein, an deren Bereitstellung man beteiligt war.
>
> Also kann doch der Staat auch beim Kauf eingreifen, und nicht erst bei
> der Auszahlung des Einkommens. Mit dem Vorteil aber, dass der
> Produktionsprozess völlig frei wird und Maschinenarbeit erstmals auch
> besteuert wird.
>
> > Das gilt zum Beispiel auch für den Ausgleich zwischen Ländern
> > unterschiedlichen Wohlstands.
>
> Je höher der Wohlstand, desto höher auch der Verbrauch, oder?
>
> --
> amike, Georg
>
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