[Debatte-Grundeinkommen] Finanzierungskonzepte

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mi Jan 10 11:49:24 CET 2007


Sehr geehrter Herr Schultz,

Ihrem Listen Beitrag kann ich nur zustimmen - uneingeschränkt.

Die Diskussion über die Finanzierung eines Grundeinkommens ist eine Reaktion
auf die Gegner, welche behaupten, ein Grundeinkommen sei unfinanzierbar. Daß
damit allerdings ein innerer Streit bei den Befürwortern ausgelöst wird,
halte ich für unklug, denn es geht - wie Sie schreiben - um die eigentliche
Idee. Dieser innere Streit scheint zu zeigen, daß die Idee nicht verstanden
wurde.

Vielmehr sollte den Gegnern (externen und inneren) gezeigt werden, worauf
die Finanzierungsgrundlagen aufbauen können (was unter anderem zu Streit um
die Finanzierung bei den Befürwortern führte). Diesen Versuch habe ich mit
meinen beiden Aufsätzen unternommen, die ich in der Verteilerliste INFO
veröffentlicht hatte (ich wiederhole nicht noch einmal die
Downloadmöglichkeit). Ein Grundeinkommen soll ein menschenwürdiges Dasein
ermöglichen. Jede Diskussion über die Höhe eines Grundeinkommens "bewertet"
dises menschenwürdige Dasein in der "Maßeinheit Geld".

In meinen Augen ist die BGE-Idee ein Versuch, einen gesellschaftlichen
Lernprozeß in Gang zu bringen, um Geld insgesamt überflüssig zu machen. Die
kommunistische Idee einer Urgesellschaft kam ohne Geld aus; Geld wurde mMn
eingeführt, um die Leistung zur Existenz der Menschen zu "belohnen". Wer
mehr tut, soll auch mehr bekommen - ein Grund, weshalb der Kommunismus nicht
funktionierte und der Kapitalismus in die Perversion geriet, daß ohne
Leistung die Existenzberechtigung in Frage gestellt wird.

Bevor wir also den Streit um Finanzierungskonzepte hochspielen, sollten die
Grundlagen der Finanzierung klar sein. Darunter fällt das fundamentale
Verständnis, was eigentlich Arbeit bedeutet, wozu gearbeitet wird und welche
Rolle Geld dabei spielt. In meinen beiden Aufsätzen unternahm ich den
Versuch, genau dies aufzuzeigen (psychologisch/soziologisch und darauf
aufbauend physiologisch/ökonomisch).

Es besteht kein Aufklärungsbedarf darüber, wie die Idee umgesetzt werden
soll, sondern vielmehr darum, was hinter der Idee überhaupt steckt. Diesen
Beitrag versuche ich zu leisten und werde des öfteren in die Schublade eines
Finanzierungskritikers gesteckt. Es aber um die Idee und deren Grundlagen
und einige werden deshalb selbst von Befürwortern kritisiert. Diesen Umstand
sollten wir - der Idee wegen - dringend abschaffen.

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg Drescher

PS: mein letzter Listenbeitrag als Reaktion auf Herrn Weller, was es mit
"meinen Grundlagen" auf sich hat, wurde (noch) nicht verteilt.



----- Original Message ----- 
From: "Ernst Ullrich Schultz" <webmaster at eusidee.de>
To: <Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Wednesday, January 10, 2007 12:54 AM
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Finanzierungskonzepte


Liebe MitstreiterInnen,

ein frohes Neues Jahr und es kann hier weiter fröhlich um
Finanzierungskonzepte gestritten werden. Meines Erachtens haben alle
einen Haken. Niemand weiss, wie die Wirklichkeit auf die Konzepte
reagieren wird! Jedes Grundeinkommen in welcher Höhe auch immer
gedacht, verändert die monetäre Situation. Kommt zu viel konsumierbares
Geld durch das BGE in Umlauf, ziehen die Preise an, um nur ein Beispiel
zu nennen. Auch der Kapitalmarkt verändert sich gewaltig, denke ich,
die Sparrate wird sinken, weil Angstsparen wegfällt, das könnte also
positiv auf den aufgeblähten Kapitalmarkt  wirken. Die Struktur des
Zusammenlebens wird sich ändern, da jeder Mensch, ob Mann, ob Frau BGE
bekommen wird, auch hier wird mehr Freiheit möglich sein. Auch wird
sich die Sklavenmentalität, die bei abhängig Beschäftigten immer noch
herrscht, sich wandeln. Arbeit wird ermöglicht, nicht erzwungen! Und es
wird auf lange Sicht nur das produziert werden, was allgemein erwünscht
ist.
Ich möchte nicht weiter ausschweifen, denn ich meine, wir sollten
unsere Aktivitäten nicht im gegenseitigen Streit der
Finanzierungskonzepte verbrauchen, sondern in der Verbreitung einer
Idee.

Herzliche Grüße,
Ernst Ullrich Schultz
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