[Debatte-Grundeinkommen] Finanzierungskonzepte

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Do Jan 11 02:53:32 CET 2007


Und auch ich möchte - noch einmal - in dieselbe Kerbe hauen. Wenn der
Grundeinkommensidee vorgeworfen wird, sie sei unfinanzierbar, weil nur
verteilt werden könne, was auch erwirtschaftet wird, so ist dies
nichts weniger als lachhaft. Grundlage der Grundeinkommensidee ist
doch gerade, dass das, was erwirtschaftet wird, (wieder) gerecht (oder
nicht einmal das, besser gesagt: mit einem
Mininmalgerechtigkeitskonsens) verteilt wird!

Jedem, der auch nur nach einem Finanzierungskonzept fragt, sollte man
anbrüllen "SPALTER!" und auf das Konzept bzw. die Literatur verweisen.
Wer lesen kann, ist hier klar im Vorteil.

Im Vordergrund sollte HEUTE erst einmal die Überzeugungsarbeit stehen,
-- dass mit dem Grundeinkommen nichts anderes verfolgt wird als eine
Befreiung kreativer Kräfte von den (sowohl menschlich als auch
volkswirtschaftlich schädlichen) Existenzängsten,
-- dass die Freiheit aller nicht mit den "Chancen" steigt, sondern mit
den konkreten Ressourcen und den menschlichen Zuwendungen und beides
mit dem Grundeinkommen befördert wird,
-- dass man sich (wieder) bewusst machen muss, es mit einem Kreislauf
zu tun zu haben, den auszubremsen - durch Sparstrümpfe und
Kapitalmärkte, in denen Geld als Selbstzweck gefangen gehalten wird -
niemandem zum Vorteil gereicht,
-- dass Geld nicht der Maßstab ist, sondern der Mensch!

Gruß
Manfred




On 1/10/07, Joerg Drescher <iovialis at gmx.de> wrote:
> Sehr geehrter Herr Schultz,
>
> Ihrem Listen Beitrag kann ich nur zustimmen - uneingeschränkt.
>
> Die Diskussion über die Finanzierung eines Grundeinkommens ist eine Reaktion
> auf die Gegner, welche behaupten, ein Grundeinkommen sei unfinanzierbar. Daß
> damit allerdings ein innerer Streit bei den Befürwortern ausgelöst wird,
> halte ich für unklug, denn es geht - wie Sie schreiben - um die eigentliche
> Idee. Dieser innere Streit scheint zu zeigen, daß die Idee nicht verstanden
> wurde.
>
> Vielmehr sollte den Gegnern (externen und inneren) gezeigt werden, worauf
> die Finanzierungsgrundlagen aufbauen können (was unter anderem zu Streit um
> die Finanzierung bei den Befürwortern führte). Diesen Versuch habe ich mit
> meinen beiden Aufsätzen unternommen, die ich in der Verteilerliste INFO
> veröffentlicht hatte (ich wiederhole nicht noch einmal die
> Downloadmöglichkeit). Ein Grundeinkommen soll ein menschenwürdiges Dasein
> ermöglichen. Jede Diskussion über die Höhe eines Grundeinkommens "bewertet"
> dises menschenwürdige Dasein in der "Maßeinheit Geld".
>
> In meinen Augen ist die BGE-Idee ein Versuch, einen gesellschaftlichen
> Lernprozeß in Gang zu bringen, um Geld insgesamt überflüssig zu machen. Die
> kommunistische Idee einer Urgesellschaft kam ohne Geld aus; Geld wurde mMn
> eingeführt, um die Leistung zur Existenz der Menschen zu "belohnen". Wer
> mehr tut, soll auch mehr bekommen - ein Grund, weshalb der Kommunismus nicht
> funktionierte und der Kapitalismus in die Perversion geriet, daß ohne
> Leistung die Existenzberechtigung in Frage gestellt wird.
>
> Bevor wir also den Streit um Finanzierungskonzepte hochspielen, sollten die
> Grundlagen der Finanzierung klar sein. Darunter fällt das fundamentale
> Verständnis, was eigentlich Arbeit bedeutet, wozu gearbeitet wird und welche
> Rolle Geld dabei spielt. In meinen beiden Aufsätzen unternahm ich den
> Versuch, genau dies aufzuzeigen (psychologisch/soziologisch und darauf
> aufbauend physiologisch/ökonomisch).
>
> Es besteht kein Aufklärungsbedarf darüber, wie die Idee umgesetzt werden
> soll, sondern vielmehr darum, was hinter der Idee überhaupt steckt. Diesen
> Beitrag versuche ich zu leisten und werde des öfteren in die Schublade eines
> Finanzierungskritikers gesteckt. Es aber um die Idee und deren Grundlagen
> und einige werden deshalb selbst von Befürwortern kritisiert. Diesen Umstand
> sollten wir - der Idee wegen - dringend abschaffen.
>
> Viele Grüße aus Kiew,
>
> Jörg Drescher
>
> PS: mein letzter Listenbeitrag als Reaktion auf Herrn Weller, was es mit
> "meinen Grundlagen" auf sich hat, wurde (noch) nicht verteilt.
>
>
>
> ----- Original Message -----
> From: "Ernst Ullrich Schultz" <webmaster at eusidee.de>
> To: <Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> Sent: Wednesday, January 10, 2007 12:54 AM
> Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Finanzierungskonzepte
>
>
> Liebe MitstreiterInnen,
>
> ein frohes Neues Jahr und es kann hier weiter fröhlich um
> Finanzierungskonzepte gestritten werden. Meines Erachtens haben alle
> einen Haken. Niemand weiss, wie die Wirklichkeit auf die Konzepte
> reagieren wird! Jedes Grundeinkommen in welcher Höhe auch immer
> gedacht, verändert die monetäre Situation. Kommt zu viel konsumierbares
> Geld durch das BGE in Umlauf, ziehen die Preise an, um nur ein Beispiel
> zu nennen. Auch der Kapitalmarkt verändert sich gewaltig, denke ich,
> die Sparrate wird sinken, weil Angstsparen wegfällt, das könnte also
> positiv auf den aufgeblähten Kapitalmarkt  wirken. Die Struktur des
> Zusammenlebens wird sich ändern, da jeder Mensch, ob Mann, ob Frau BGE
> bekommen wird, auch hier wird mehr Freiheit möglich sein. Auch wird
> sich die Sklavenmentalität, die bei abhängig Beschäftigten immer noch
> herrscht, sich wandeln. Arbeit wird ermöglicht, nicht erzwungen! Und es
> wird auf lange Sicht nur das produziert werden, was allgemein erwünscht
> ist.
> Ich möchte nicht weiter ausschweifen, denn ich meine, wir sollten
> unsere Aktivitäten nicht im gegenseitigen Streit der
> Finanzierungskonzepte verbrauchen, sondern in der Verbreitung einer
> Idee.
>
> Herzliche Grüße,
> Ernst Ullrich Schultz



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