[Debatte-Grundeinkommen] Zukunft mit BGE

Manfred Bartl sozial at gmail.com
Do Feb 15 23:23:16 CET 2007


Hallo, Guido!

Du unterliegst zwei gewaltigen Irrtümern:

1.) Der Staat entscheidet nicht, er moderiert nur. Das tut er auch
nicht als "der Staat", sondern in Form von Regierung und
Parlament(en), durch die zur Meinungsbildung beitragenden Parteien -
letztlich also in Form von uns allen, WENN wir uns an Politik und
Parteien beteiligen. Ich hasse dieses Rumgehacke auf "dem Staat" - der
Staat sind WIR!
Davon unberührt bleibt natürlich die Tatsache, dass wir eine
Scheiß-Regierung und unglaublich moralisch verrohte Parteien in diesem
Staate haben! ;-)
(Mit Ausnahme der beiden Linksparteien zum Glück, wo es wirklich noch
Menschen gibt, die sich nicht ausschließlich um ihre eigenen Karrieren
und Pöstchen Gedanken machen, sondern um den Erhalt der moralischen
und ökonomischen Integrität des Individuums und die dafür notwendigen
gesellschaftlichen Bedingungen. Aber auch die bekanntlich nicht mehr
zur Gänze.... :-( )

2.) Du scheinst in der Marktwirtschaft etwas Erstrebenswertes zu
sehen. Tatsache ist aber, dass sie uns zerstört. Und das - leider
realistische - Beispiel eines Menschen, der sich von seinen 800 Euro
BGE möglicherweise eine größere Anschaffung vom Munde abspart, zeigt,
dass dies wahr ist und Alternativen her MÜSSEN, welche die Menschen
von solch unsinnigem Verhalten abhalten. Die Alternative existiert
aber freundlicherweise schon und heißt: Demokratie! Da es in der
Marktwirtschaft um Nachfrage und Angebot geht und beides in
gesellschaftlichen Dimensionen abgewogen gehört, wird die
Marktwirtschaft eines nicht gar zu fernen Tages einfach von der
Demokratie einverleibt. Die Marktwirtschaft wird dann Geschichte sein.

Warum ich glaube, dass dieser Tag nicht mehr so fern ist? Nun, im Zuge
der Evolution würde sich da möglicherweise tatsächlich lange noch
nichts tun... ABER wir haben ja Elterngeld, Hartz IV, wir haben
kalkulierte Obdachlosigkeit durch komplette Vorenthaltung von
Alg-II-Pauschale UND Unterkunftskosten, wir haben Hungerstreikende
gegen den Faschismus, wir haben Zimmerverrammelungen im Osten der
Republik, wir bauen Steinkohlekraftwerke in den laufenden Klimawandel
hinein und wir haben 90 Millionen Euro für Zäune in Heiligendamm und
Tornados im Süden von Afghanistan - und jeden Tag pervertiert dieses
System mehr. Eine Revolution könnte diesen Fortschritt weg von der
Marktwirtschaft, am besten: gleich weg vom Geld sehr viel schneller
richten - und sie liegt in der Luft, sie liegt schon in der Luft....
;-)

Manfred


On 2/15/07, Guido Casper <besserwisser3 at yahoo.de> wrote:
> Joerg Drescher <iovialis at gmx.de> schrieb:
> 2.) Ein staatliches Vorschlagswesen, das Ideen aus der Bevölkerung sammelt,
> welche Probleme wie gelöst werden können. Dies wäre gleichzeitig eine
> Alternative zur direkten Demokratie und dem verbundenen
> Abstimmungsverfahren.
>
> Ich halte nichts davon, dass dann wieder der Staat darüber entscheidet, was
> sinnvoll ist und was nicht. Das ist doch genau das Problem, dass wir heute
> haben. Wenn ich finde, dass eine Idee es wert ist, umgesetzt zu werden, dann
> setze ich sie um. Welche Unterstützung ich dafür von anderen bekomme, hängt
> allerdings davon ab, was andere von der Idee halten. Fast jede Idee hat für
> irgend jemanden einen Wert und/oder wird von jemandem wertgeschätzt. So
> erhält jede unterstützenswerte Idee eine angemessene Unterstützung. Auch wer
> in der Minderheit ist, erhält eine Chance. Niemand wird durch staatliche
> Willkür bevorzugt oder benachteiligt. Übrigens: das nennt man
> Marktwirtschaft. Ich erwähne das nur für den Fall, dass jemand meint,
> Marktwirtschaft und Grundeinkommen schließen sich aus. Das Gegenteil ist der
> Fall.
>
> Guido
>



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