[Debatte-Grundeinkommen] Zukunft mit BGE

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Mi Feb 14 14:38:52 CET 2007


Hallo Liste,

hat sich eigentlich schon einmal jemand Gedanken darüber gemacht, was nach
Einführung eines BGEs passiert? Was soll mit der riesigen Armee von
Arbeitslosen geschehen, die zwar Einkommen (in Höhe eines BGEs) beziehen,
aber trotzdem keine Tätigkeit haben. Vor allem die vielen Beamten, die
überflüssig werden (sei es bei den Finanzbehörden oder den Arbeitsämtern).
Welche Aufgabe sollen diese Leute übernehmen? Geschweige denn die Aufgabe
der Gewerkschaften, deren hauptsächlicher Sinn darin besteht,
Tarifverhandlungen zu führen.

Ist nicht gerade diese Frage eng damit verbunden, weshalb viele gegen ein
Grundeinkommen sind? Entzieht ein BGE nicht die Grundlage vieler, die in
ihrer heutigen Tätigkeit ihren Sinn finden?

Matthias und ich haben uns darüber schon Gedanken gemacht. Dabei kamen wir
auf zwei große Überlegungen, die diesem Problem entgegenwirken sollen:
1.) Eine praktische Beteiligung im Sozialbereich als Pflicht in der Schule
(teilweise schulisch begleitet als Monatspraktikas oder als "soziales
Pflichtjahr", wie es heute schon als "freiwilliges soziales Jahr" besteht).
Der Effekt ist, daß schon während der Schulzeit (ab ca. 14 oder 16 Jahren)
eine Sozialbeteiligung "als Gegenleistung" zum BGE gefördert wird.
2.) Ein staatliches Vorschlagswesen, das Ideen aus der Bevölkerung sammelt,
welche Probleme wie gelöst werden können. Dies wäre gleichzeitig eine
Alternative zur direkten Demokratie und dem verbundenen
Abstimmungsverfahren.

Die heutige VHS bietet eine Vielzahl von Kursen an, welche der BGE-Idee als
"freie Betätigung" helfen könnte, den Menschen neue Perspektiven zu
eröffnen. Dabei war z.B. eine Idee, Schulungen anzubieten, wie man sich z.B.
bei WikiPedia engagieren kann. Allgemein wäre im Bildungssektor ein
umfangreiches Betätigungsfeld vorhanden, in dem sich "die von erwerbsarbeit
befreiten Menschen" engagieren könnten.

Die Rolle der Gewerkschaften kann sich unter einem BGE dahingehend
verändern, daß sich Gewerkschaften immer noch um gerechte Bezahlung
bemühen - schließlich heißt ein BGE nicht (wie im Kommunismus), daß man für
seine Arbeit kein Geld mehr bekommt. Gleichzeitig ist die Aufgabe der
Gewerkschaften nicht nur, sich um das Finanzielle zu kümmern - da ist z.B.
noch die Frage über Arbeitsbedingungen oder Arbeitszeiten.

Ich halte es für wichtig, einen "Katalog" zu erstellen, um Alternativen
anzubieten, was Menschen tun könnten, wenn man sie vom Arbeitszwang befreit.
Es ist in meinen Augen gefährlich, sie vor dem Fernsehen "dahinvegitieren"
zu lassen und zu glauben sie würden "ihren Arsch" von allein bewegen - ein
Minimalangebot würde Anreize geben, weitere Betätigungsfelder zu anzubieten.
Wichtig ist es mMn deshalb auch, daß man den Menschen selbst den Raum gibt,
Ideen einzubringen (aus diesem Grund ein staatliches Vorschlagswesen).

Welche Gedanken existieren hier in der Liste, die sich um dieses Thema
drehen?

Jörg (Drescher)




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