[Debatte-Grundeinkommen] Das BGE und die Volkswirtschaft
Matthias Dilthey
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So Feb 11 18:18:40 CET 2007
Hallo Matthias "Zippi",
danke, daß Du argumentierst.
Ich stimme Deiner Argumentation sehr weit zu. Richtig ist auch, daß weder
Keynes noch Marx diese technische Innovation vorhersehen konnten.
Es ist aber Fakt, daß wir diese technische Innovation haben und da muß es
legitim sein, sowohl Keynes als auch Marx in Frage zu stellen.
(Auch wenn die Grünen typisch regulativ nach der Mod. rufen)
Wir haben es mit der Frage zu tun, worin besteht die Wertschöpfung, wenn das
Ei vom Roboter gekocht und serviert wird.
Marx konnte zwischen Warenfetisch und Wert unterscheiden; es gab keine
Roboter, die das Frühstück an´s Bett brachten.
Marx und auch Keynes sahen keine Notwendigkeit, sich mit der Utopie "Automat"
auseinander zu setzen. Fakt ist jedoch, daß wir heute Automaten haben und
diese erst am Anfang der Entwicklung stehen.
Eine Frage zum Voranbringen der Diskussion: Sind wir uns einig, daß die
Roboterisierung vorhanden ist, erst am Anfang steht und daß das Ende noch
nicht absehbar ist?
Wenn wir uns auf diesen Minimal-Konsens einigen können, ist eine argumentativ
geführte Diskussion möglich und ich werde belegen, daß Marx Recht hat,
bezieht man Automatenfertigung in sein Konzept mit ein.
Mit den Grünen braucht man darüber nicht reden. Bei den Grünen wird Energie
regenerativ (per Definition) ... und Blau wird zu braun, auch per "Grüner
Definition".
Aber immerhin: sie denken Tripolar. Ihre Meinung, die rote Meinung und, das
ist der dritte im Bunde: der Maulkorb durch die Moderation!
Matthias Dilthey
Am Sonntag, 11. Februar 2007 13:57 schrieb zippi:
> Hallo zusammen,
>
> Am 11.02.2007 um 06:40 schrieb Matthias Dilthey:
> > Nehmen wir das "Frühstücks-Ei" vom Aldi oder aus dem Restaurant. Ein
> > emanzipatorisches BGE (z.B. Dilthey-Modell) negiert die höhere
> > Wertschöpfung
> > im Restaurant. Diese von den Marxisten und auch Keynesianern
> > behauptete
> > Wertschöpfung ist faktisch nicht vorhanden.
>
> Marx unterscheidet ganz klar zwischen Wert und Warenfetisch. Was hier
> häufig als Wertschöpfung bezeichnet wird resultiert aus dem
> Fetischcharakter der Waren. Arbeitsprodukte werden nach Marx eben
> nicht zu ihrem Wert getauscht. Das der Wert letztlich auf der
> verausgabten Arbeit beruht schloss Marx mit Hilfe des
> Ausschlussprinzips. Hörten alle Menschen für einen Zeitraum x auf zu
> arbeiten, fände keine menschliche Wertproduktion statt (auch im
> Kommunismus nicht). Aldi und das Restaurant unterscheiden sich durch
> die Art der Mehrwertproduktion. (Mehrwert hier in der Definition von
> Marx verstanden) Wahrscheinlich ist die Mehrwertrate bei Aldi sogar
> höher als in einem durchschnittlichen Restaurant.
>
> Intelligente Maschinen, wie Sie die Dilthey-Utopie benötigt waren für
> Marx wohl schlicht noch nicht denkbar. Aber selbst wenn es die geben
> würde beruht deren Wert (und damit deren gesamte "Wertschöpfung") ja
> auf der Arbeit der Entwickler (die nicht die Eigentümer der Maschinen
> sein müssen). Die stoffliche Umwandlung von Materie, die eigentliche
> Arbeit (wenn ich Herrn Dilthey richtig verstehe) ist für den
> Betrachtungsgegenstand BGE und Kapitalismus m.E. unwichtig.
>
> Zudem wird m. E. etwas grundsätzliches im "Dilthey-Modell"
> vernachlässigt:
>
> Der Zweck kapitalistischer Warenproduktion ist nicht menschliche
> Bedürfnisbefriedigung (die ist Nebenprodukt, und es könnten weit mehr
> Bedürfnisse befriedigt werden als das der Fall ist) sondern
> Kapitalakkumulation. Also aus Geld mehr Geld zu machen (Darum
> brauchen "wir" Wachstum). Dazu ist jeder, der sich als Kapitalist
> betätigt verdonnert (sei es nun der "gute" Mittelständler oder die
> "böse" Heuschrecke), tut er es nicht, ist er über kurz oder lang kein
> Kapitalist mehr. Die Anschaffung von Maschinen vermindert nun aber
> den Kapitalertrag, weswegen so eine Investition erst dann getätigt
> wird, wenn sich die menschliche Arbeitskraft mit Hilfe der Maschinen
> besser ausbeuten lässt (der Gewinn mit Maschinen größer ist als
> ohne). Darum werden Textilien z.B. in China von vielen Lohnarbeitern
> (die ihre Ware Arbeitskraft verkaufen) an einfachen Maschinen
> zusammengenäht und nicht von zwei Westeuropäern mit einem
> hochtechnisierten Maschinenpark. Es lassen sich unzählige weitere
> Beispiele finden. Wenn Putzkräfte vier Euro die Stunde bekommen,
> rechnet sich nach kapitalistischer Logik der Einsatz von teuren
> Putzrobotern noch nicht. usw. usf.
>
> Ein BGE nach den Netzwerkkriterien kann sicher
> Investitionsentscheidungen beeinflussen, schränkt den Arbeitszwang
> ein (es geht hier um den Zwang zum Verkauf der Ware Arbeitskraft von
> Produktionsmittellosen oder Selbstausbeutung von Kleinstunternehmern
> und nicht um den Verzehr eines Hühnereis), hat in sofern immer
> emanzipatorisches Potential.
>
> Viele Grüße
> matthias z.
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