[Debatte-Grundeinkommen] Das Arbeits-Paradigma ist nicht richtig!

Matthias Dilthey info at psgd.info
So Feb 4 14:55:17 CET 2007


Liebe Liste, hallo Ronald, hallo Florian,

viele der Diskussionen erübrigen sich, würde erkannt werden, daß das Marx´sch 
Arbeitsparadigma schlichtweg falsch ist.

Nimmt man unrichtige Aussagen in Form von Axiomen als Grundlage einer 
Diskussion, so ergeben sich unauflösliche Widersprüche.
Aussagen sind nur dann Axiome, und nur dann, Axiome, wenn sie sich 
widerspruchslos in wie auch immer geartete Kausalketten einfügen lassen.

Dies ist leider bei der Marx´schen Arbeitslehre nicht der Fall, wie die 
Diskussion Künkler-Blasche-Hoffman belegt.


Künkler hat freilich recht mit seiner Behauptung "von der Notwendigkeit der 
Arbeit". Unrecht hat er jedoch damit, daß die Arbeit menschlicher Natur sein 
muß. Hauptsache ist doch, daß die Arbeit getan wird, von wem ist sekundär.

Ich widerspreche Florian Hofmann, daß der fleißige Weinbauer 42 mal im Jahr an 
seinen Reebstöcken vorbeigeht. Das macht eventuell der dumme Bauer. Der 
fleißige Bauer schickt seinen Roboter. Und wenn es den Roboter noch nicht 
gibt, so entwickelt der fleißige Bauer eben einen.

Eine Notwendigkeit zur menschlichen Arbeit kann ich im Weinbau beim besten 
Willen nicht erkennen, höchstens eine technische Unfähigkeit unserer 
Ingenieure!
Doch auch da ist Besserung in Sicht: Seit letztem Jahr gibt es 
Weinlese-Automaten!


Richtigerweise behauptet Künkler, daß jeder Sozial-Transfer aus der 
Wertschöpfung bezahlt werden muß. Falsch hingen die Implementierung, daß 
ausschließlich menschliche Arbeit Wertschöpfung erzeugen kann:

Jedoch behaupte und belege ich, daß unsere heutige Bestimmung des Wertes der 
Arbeit (Wertschöpfung) falsch ist. 
 
Oder wie will man begründen, warum z.B. die Wertschöpfung "1 Stück Bluse 
nähen" in Albanien anders ist als in Ungarn und wiederum anders als in 
Deutschland? 
 
Warum ist die Wertschöpfung "1 Stück Bluse nähen" wieder anders, wenn ein 
Roboter diese Arbeit erledigt? 
 
 
 
Die physikalische und real-materielle Wertschöpfung durch "1 Stück Bluse 
nähen" ist immer gleich groß, ob in Albanien, Ungarn, China, Deutschland oder 
durch einen Automaten ausgeführt. 
 
Was hier als "weltweite Grundlage zum wirtschaftlichen Austausch" bezeichnet 
wird, ist das Ausnutzen künstlich geschaffener Preisdifferenzen zu Lasten der 
Menschen.


Diese ganzen Widersprüche lösen sich auf, benutzt man das Dilthey-Axiom als 
Diskussionsgrundlage: 

"Der Veredelungswert, also der Mehrwert, entspricht exakt dem zur Veredelung 
notwendigermaßen eingesetzten Energiezufluß."


Matthias Dilthey
 
 
 




Am Samstag, 3. Februar 2007 19:11 schrieb Florian Hoffmann:
> Lieber Herr Blaschke,
>
> Sie wissen vielleicht, dass ich ein leidenschaftlicher Anhänger eines BGE
> bin, aber ich möchte Ihnen auch sagen, dass man bei Herrn Künkler, dem
> Hauptamtlichen Gewekschaftsfunktionär ein paar Argumente gibt, die man sich
> durchaus anhören sollte:
>
> 1. Freiheit vom Zwang zur Lohnarbeit? Natürlich hat Herr Künkler recht,
> wenn er behauptet, dass in jeder Gesellschaft die Notwendigkeit zur Arbeit
> besteht. Wer nicht säht, kann nicht ernten. Sähen und Ernten sind Arbeiten.
> An jedem Rebstock geht ein fleißiger Weinbauer pro Jahr 42 mal vorbei.
> Alles Arbeit. Ohne Arbeit gibt es keinen Wein. Wer nicht atmet, kann nicht
> leben, wer seine Kauwerkzeuge nicht gebraucht, kann nichts schlucken,
> verhungert. Arbeiten muß sein. Der Zwang, die Notwendigkeit besteht
> natürlicher Weise.
>
> 2. Deshalb hat Herr Künkler recht: "Jeder Sozialtransfer muss aus dieser
> laufenden Wertschöpfung erwirtschaftet werden." Das bedeutet, dass jemand
> etwas erarbeitet und davon einen Teil an einen anderen abgibt. Da diese
> Weitergabe normalerweise nur dann gerechtfertigt ist, wenn der andere
> irgendwie bedürftig ist, ist die "Bedingung" entstanden. Nur wer arbeitslos
> ist, bekommt, Arbeistlosenunterstützung, nur wer eine zu teuere Wohnung
> bewohnt, bekommt, Wohngeld, nur wer studiert, also nichts verdienen kann
> und dessen Eltern "arm" sind, bekommt Bafög. Diese Wenn-Dann-Beziehungen
> wurden die Grundlage unseres Sozialstaatsdenkens.
>
> 3. Die wachsende Zahl der Wenn-Dann-Begründungen und ihrer Begünstigten,
> verbunden mit einer prosperierenden Gesamtwirtschaft und einer
> entsprechenden Gedankenlosigkeit der Politiker, hat zu einem Ausufern der
> Anwendung des Wenn-Dann-Prinzips geführt und ist einer der Begründungen,
> weshalb man den Durchschnittstransfer nicht auf alle anwendet und es denen,
> die es nicht nötig haben, also Mehrverdiener, per Steuersatz wieder
> abnimmt. Soweit würde Herr Künkler vielleicht noch mitgehen, weil die
> Transfers (z. B. Wohngeld) eben nichts mit Existenzminimum zu tun haben.
> Aber er geht nicht mit bis zum auskömmlichen Einkommen als Grundeinkommen
> geht er nicht mit. Und ich auch nicht, denn:
>
> 4. Grundeinkommen, Basic Income, ist ein mehr oder weniger stabiles
> Einkommen, mit dem man monatlich rechnen kann, so wie das Kindergeld. Das
> Kindergeld hat nichts mit den Kosten eines Kindes oder seinem
> Existenzminimum zu tun, sondern ist eben ein Grundeinkommen, auf das ich
> mich immer verlassen kann - völlig unabhängig von seiner Höhe! Ich sattle
> auf dieses Grundeinkommen durch eigene Leistung drauf. Das macht Spass,
> weil mir das Grundeinkommen etwas Mühsal abnimmt, etwas Sicherheit gibt.
> Das Grundeinkommen ist ein Solidareinkommen, das jeder bekommt - wie das
> Kindergeld jeder bekommt, der ein oder mehrere Kinder hat. Wenn man weiß,
> dass es erarbeitetes Einkommen ist, ist man für jeden Betrag dankbar. Man
> spürt die Solidarität jeden Monat auf dem Bankkonto. Das ist das Schöne am
> Grundeinkommen. Und jeder bekommt es, bedingungslos, jeder spürt die
> Solidarität, egal wie hoch der Betrag ist. Das können auch 55,21 Euro
> monatlich sein, geschenktes, aber von anderen erarbeitetes Geld.
>
> 5. Ein Grundeinkommen, so definiert, hat keinerlei Einfluß, keinerlei
> Auswirkungen auf Lohnverhandlungen, denn niemand würde sich erlauben, das
> Thema überhaupt anzusprechen: Denn Gegenstand der Lohnverhandlungen ist das
> Arbeitseinkommen, nicht das Solidareinkommen, welches alle am Tisch
> allmonatlich einstreichen! Wenn man also Grundeinkommen richtigerweise so
> definiert, wie Herr Künkler es fordert, also ohne "auskömmliches
> Existenzminimum", könnte man ihn vermutlich für das BGE gewinnen. Das wäre
> nicht nur einer mehr!
>
> Schönen Abend!
>
> Florian Hoffmann
>
> >  Und wie ein Hauptamtlicher der gewerkschaftlichen
> > Erwerbslosenkoordinierung mit dem Thema Grundeinkommen umgeht -
> > siehe Anhang.
> >
> >  Ronald Blaschke
> >
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