[Debatte-Grundeinkommen] Wertedebatte

Joerg Drescher iovialis at gmx.de
Sa Aug 4 07:49:41 CEST 2007


Hallo Ernst Ullrich und sonstige Interessierte,

sorry, wenn ich mich in die Diskussion einmische, aber das mit dem
subjektiv/objektiv/absolut ist irgendwann vor vielen Jahren auf meinem Mist
gewachsen und scheinbar haben damit einige Leute offensichtlich
Verständnisschwierigkeiten - dabei ist diese Idee gar nicht neu, sondern
findet sich bei einigen Philosophen wieder; ja sogar in der christlichen
Welt gibt's das. Im Prinzip geht es bei dieser "Dreiteilung" um drei
Möglichkeiten der Betrachtung - immer und bei allem. Hier im Speziellen bei
Werten.

Wenn für Dich eine "saubere Toilette" zu Gesundheitserhaltung dient, ist das
absolut subjektiv - auch wenn die "saubere Toilette" für Dich ein Objekt
ist. Subjektiv deshalb, weil wenn ich jemanden anderen frage, dann dient
eine "saubere Toilette" für etwas anderes. Je mehr Leute ich frage, desto
unterschiedlicher kann die Wertschätzung sein. Daß eine Toilette sauber ist
(meßbar sauber, indem z.B. die Bakterien auf der Brille "gezählt" werden)
stellt einen objektiven Wert dar - abhängig vom Informationsstand. Der
absolute Wert ist der tatsächliche Wert, bei dem alle Informationen
einfließen und subjektiv aufgrund den objektiven Informationen überprüft
werden kann - für alle, immer und überall zu jeder Zeit.

Beim Thema Wasser in der Wüste wiederhole ich mich: Preise und Kosten werden
in Geld ausgedrückt und spiegeln eine Maßeinheit für "Wert" dar.

Natürlich mag diese "Wertedebatte" für Dich, Ernst Ullrich, für einen
Staubsaugervertreter oder sonst jemanden keinen Sinn ergeben (wertlos sein).
Dann empfehle ich auch - da subjektiv sinnlos - sich herauszuhalten, die
Beiträge (sie sind im Betreff gekennzeichnet) zu ignorieren und weiter nach
seinen Vorstellungen zu leben, wie bisher. Ich habe damit kein Problem -
allerdings habe ich ein (subjektives) Problem damit, wenn diese Diskussion
als "unsinnig" hingestellt wird, aber dazu benutzt wird, um irgendeinen
"Senf" dazuzugeben.

Der "objektive Sinn" der Diskussion ist, daß sie dazu dienen soll, die
Bemessungsgrundlage (in Geld) für Wert aufzudecken und möglicherweise
aufzuklären. In unserer gegenwärtigen Welt ist Geld eben wichtig und das
Grundeinkommen möchte Geld verteilen. Aber ohne Definition/Verständnis, was
Geld ist, finde ich eine grundlegende Diskussion über das BGE sinnlos -
zumindest nicht zielführend bei Fragen der Finanzierung.

Wer schon einmal etwas von Konflikttheorie gehört hat, sollte wissen, daß
Wertekonflikte die schwierigste Art von zu lösenden Konflikten sind. Und mir
scheint, daß diese Konfliktart (nach Mittel- und Zielkonflikt) heute der
Streitpunkt vieler Völker und Staaten ist - nicht umsonst spricht man vom
"Kampf der Kulturen", der den "Klassenkampf" (eigentlich ein Zielkonflikt)
abzulösen droht.

Genug dazu...

Viele Grüße aus Kiew,

Jörg (Drescher)




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Sent: Saturday, August 04, 2007 1:18 AM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Wertedebatte


Hallo, lieber Matthias,
liebe MitstreiterInnen,

eigentlich bin ich kein Freund von Haarspaltereien, aber nun juckt es
mir doch in den Fingern.

1. Ob etwas subjektiven oder objektiven Wert hat, ist schwer zu
greifen. Eine saubere Toilette dient der Gesundheitserhaltung und ist
für mich ein objektiver Wert, ebenso wie Trinken und Essen.
2. Es gibt keine realen, greifbaren Kosten für das Wasser in der Wüste,
wie Sie im zweiten Beispiel nennen. Ob es mit dem Kamel oder per
Flugzeug kommt, erzeugt ganz unterschiedliche Kosten. Preise und Werte
sind zwei unterschiedliche Dinge.

Auf jeden Fall, denke ich, macht diese "Wertediskussion" keinen Sinn,
sie stößt höchstens z.B. den Staubsaugervertreter  vor den Kopf, der
seine (auch in meinen Augen überflüssige) Tätigkeit bestimmt für
notwendige objektive Information hält.

Es gibt für mich interessantere Felder, z.B. das Interview von Frau
Müller (Gattin von Oskar Lafontaine) in der letzten Freitag, die aus
dem üblichen Links-Rechts Schema ausbricht und den Krippenausbau
ablehnt und sich dagegen für ein Einkommen der im Haushalt tätigen
Menschen einsetzt. Das ist Wasser auf der den Mühlen unserer
Grundeinkommen-Bewegung!

Herzliche Grüße,
Ernst Ullrich Schultz




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