[Debatte-Grundeinkommen] Wertedebatte

Ernst Ullrich Schultz webmaster at eusidee.de
Mi Aug 1 21:36:33 CEST 2007


Lieber Matthias,
liebe MitstreiterInnen,
ein schönes Beispiel liefern Sie mir da, Matthias. Die Pinkelpfütze auf 
dem Gehsteig stinkt , ist unhygienisch und macht allen anderen 
Mitmenschen (außer dem Verursacher, der sich ja schnellstens entfernt!) 
Probleme. Der Pinkler zahlt nicht, da hat Matthias recht, aber wir alle 
zahlen dafür, nämlich die Straßenreinigung!  Und dem Straßenfeger, der 
den kleinen See wegmacht, dem muss ermöglicht werden, diese Arbeit zu 
verrichten, sprich er muss ein Einkommen erhalten. Seine Arbeit stellt 
einen großen Wert dar! Ich habe Straßenkehrer und 
ToilettenarbeiterInnen kennen gelernt, die diese Arbeit gerne tun und 
sie wichtig nehmen, genau wie ich.
Mir scheint, dass manche Intellektuelle sich gern auf schmutzige 
Toiletten setzen, wenn sie dauernd von "Drecksarbeit" schreiben. 
Arbeit, sinnvolle Arbeit, ist wertvoll und schafft Werte. Arbeit heißt 
doch, immer für andere Menschen tätig zu sein, sonst ist es Spiel oder 
Freizeitbeschäftigung. Der Unterschied ist, ob ich das aus freiem 
Willen tue oder als Sklave. Deshalb bin ich ja für das BGE. Die 
Gewerkschaften z.B. sind ja löbliche Organisationen, die für ihre 
Mitglieder auf dem Arbeitsmarkt sprich Sklavenmarkt viel herausholen 
wollen. Aber das geht heute nicht mehr - siehe Telecom. Man braucht 
nicht Ökonomie studieren, um zu sehen, dass dieses Geschäft heute nicht 
mehr funktioniert. Da brauche ich morgens nur aus dem Fenster zu 
schauen, früher kam ein Postbote und brachte die Post, heute sind es 
zwei oder drei  Fahrer. Unsere schlauen Ökonomen sagen, das wird 
billiger und besser, weil da Konkurrenz entsteht und die ist immer gut. 
Fragt sich nur für wen. Der ökonomische Unfug, drei Menschen auf den 
gleichen Weg zu schicken, muss bezahlt werden. Nämlich von den drei 
Fahrern. Wenn sich das rechnen soll, kann nur die Bezahlung drastisch 
sinken. Weiterhin müssen drei Vorstände und drei Aufsichtsräte bezahlt 
werden und das kostet. Und dazu noch die horrenden Honorare an die 
schlauen Ökonomen, die das Ganze in eine tolle Theorie wickeln!
Um auf das Toilettenproblem zurückzukommen. In einem Kaufhaus, wo ich 
früher öfters einkaufte, war eine Toilettenfrau zuständig, fest 
angestellt beim Konzern. Alles war tip-top und sauber, ein Genuss (auch 
ein realer Wert!) dort zu verweilen. Jetzt wurde dieser Ort von einer 
Reinigungsfirma übernommen mit lauter prekären Arbeitsplätzen und sehr 
sorgfältigen Strichlisten  und sehr unsorgfältiger Reinigung. Das 
Management  bemerkt natürlich nichts, die gehen nicht auf diese 
Toiletten, die kalkulieren nur, die Reinigungsfirma ist billiger und 
das alleine zählt. Ob es sich wirklich auszahlt, das ist noch die 
Frage.
Soviel zu sanitären Problemen. Ich hoffe, wir kommen in der Hauptsache 
weiter, nämlich kraftvoll in der Öffentlichkeit unser Anliegen zu 
verbreiten. Hoffentlich machen wir den Herbst heißer!
Dabei fällt mir ein, man könne den 3. Oktober, diesen etwas 
nichtsnutzigen freien Tag, den unsere Politiker anlässlich des 
Anschlusses der ostdeutschen Länder schufen,  als Tag 
zivilgesellschaftlicher Initiativen nutzen. Da haben doch viele 
Menschen frei und könnten sich zur Stärkung unserer Demokratie 
betätigen!

Bis dann und einen hoffentlich schöneren Restsommer wünscht
Ernst Ullrich Schultz

Am 30.07.2007 um 23:21 schrieb Matthias Dilthey:

> Hallo Mark, hallo Liste!
>
> Es mag sein, daß Du, geehrter Mark, dieser Ansicht bist. Diese Ansicht 
> ist
> jedoch irrig.
>
> Nehmen wir folgendes Beispiel: Du befindest Dich in einer 
> Fußgängerzone und
> mußt auf die Toilette. Du hast nun die Möglichkeit, Dein Geschäft auf 
> dem
> Gehsteig zu verrichten, oder gegen Zahlung von Geld auf dem 
> "öffentlichen
> Örtchen". Nachdem das Zeug, das Du abläßt, keinen Heller oder Cent 
> wert ist,
> handelt es sich um eine "subjektive Wertschöpfung", falls Du gegen 
> Bezahlung
> die Toilette, nicht den Bürgersteig, benutzt.
> Du zahlst für was, wofür kein echter Wert entgegen steht.
>
> Ähnlich verhält es sich mit Wasser in der Wüste:
>
> Wasser in Flaschen abzufüllen verursacht ganz reale, greifbare Kosten. 
> Der
> Transport in die Wüste ebenfalls. Somit hat Wasser in der Wüste einen
> objektiven Wert. Doch weil Wasser in der Wüste knapp ist, versuchen 
> windige
> Geschäftemacher mehr als den objektiven Wert zu erzielen; dieses Mehr 
> ist der
> subjektive Wert.
> Wenn Du wirklich am verdursten bist, zahlst Du jeden Preis für einen 
> Schluck
> Wasser (dieses Mehr=subjektiver Wert)
>
> Ähnlich verhält es sich mit der Kunst: für ein Original werden weit 
> aus höhere
> Preise gezahlt, als für ein Plagiat. Obwohl beide Produkte (mit dem
> menschlichen Auge) nicht zu unterscheiden sind.
> Mal unabhängig von der Frage, wer das bessere Können haben muß (der 
> originale
> Maler oder der Fälscher): zumindest die Preisdifferenz zwischen 
> Plagiat und
> Original ist subjektive Wertschöpfung.
>
> Nur ein krankes Hirn kann einem Original, das vom Plagiat nicht 
> unterscheidbar
> ist, mehr Wert zuordnen, als dem Plagiat.
> Oder in Analogie: Nur ein krankes Hirn kann für eine Aktie, deren 
> objektiver
> Wert sich aus -Betriebsvermögen dividiert durch Anzahle der
> Beteiligungsscheine- ergibt, ein zigfaches bezahlen.
>
> Es wurde hier in der Liste schon gesagt: ein Großteil der Bevölkerung 
> lebt von
> "subjektiven Werten". Aber wenn ich mir die "subjektive 
> Werteentwicklung" so
> ansehe, werden diese Leute bald von der Realität eingeholt.
>
> Und dann tut es mir fast Leid, daß der Jovialismus auch diesem z.Z. 
> arroganten
> Klientel ein BGE zugesteht!
>
>
> Matthias Dilthey
>
> Am Montag, 30. Juli 2007 15:02 schrieb mark jordan:
>> Hallo liebe Listenteilnehmer,
>> ich bin der Meinung, dass Werte immer objektiv sind, und ich bin auch 
>> der
>> Meinung, dass sie immer subjektiv sind. Den objektiven Wert schätzt 
>> der
>> Verkäufer und den subjektiven Wert schätzt der Käufer einer Ware ein. 
>> Das
>> nennt man Feilschen, andere Nationen sind uns da voraus. Wer versucht,
>> darin regulierend einzuwirken oder gar einzugreifen, der verfälscht 
>> den
>> Wert. Darüber braucht man nicht weiter sich den Kopf zu zerbrechen. 
>> Wenn
>> kein Mensch von etwas verlangt, dann ist der Wert -0-, da kann der 
>> Anbieter
>> der Ware tausendmillionen EURo für die Werbung ausgegeben haben und 
>> alle
>> Prognosen sämtlicher Ökonomen ein Bombengeschäft versprochen haben. 
>> Wenn
>> der Kunde nicht will, dann will er nicht. Nur ein Ass hat der 
>> Anbieter noch
>> im Ärmel, er kann und er hat es wahrscheinlich sowieso schon getan, 
>> an die
>> niedersten Instinkte und Triebe der Menschen appelieren, so muss er 
>> sie ja
>> nicht umständlich überzeugen. Halbahrheiten, die sich nur besonders 
>> wichtig
>> und richtig anhören, aber ansonsten tödlich oder zumindest ungesund 
>> sind,
>> kommen auch immer sehr gut an, so können wir uns einreden (lassen), 
>> dass
>> wir gute rechtschaffende Menschen sind, der Schein bestimmt das Sein, 
>> aber
>> natürlich auch umgekehrt: das Sein bestimmt den Schein.
>>
>> Mit freundlichen Grüßen
>>
>> Mark
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