[Debatte-Grundeinkommen] Soziale Anerkennung durch Erwerbsarbeit

Tobias Crefeld tc-wasg at onlinehome.de
Do Sep 7 22:33:14 CEST 2006


On Wed, 6 Sep 2006 07:01:13 +0200 Matthias Dilthey <info at psgd.info>
wrote:

> Die PsgD wehrt sich jedoch gegen das Dogma, "Soziale Beziehungen" und
> "Soziale Anerkennung" (nach Maslow) werden oder können am
> Erwerbsarbeitsplatz festgemacht oder erreicht werden.
> Das Festmachen der "Sozialen Anerkennung" an Geld und Erwerbsarbeit
> ist das Ergebnis Jahrhunderte langer Stigmatisierung, die es gilt zu
> durchbrechen.

Ein Dogma wäre es nur, wenn man sagen würde, dass die soziale
Anerkennung ALLEIN durch Erwerbsarbeit erreicht werden kann. 
Das viele in Erwerbsarbeit eine Anerkennung und Bestätigung finden,
ist nun mal tatsächlich häufig der Fall, wenn auch nicht überall.

Dies dürfte in unserm Land auch deutlich häufiger der Fall sein als
beispielsweise in den USA, wo es hinsichtlich sozialen Status
insbesondere auf die Höhe des Einkommens ankommt. Da sind wohl
kulturelle Unterschiede vorhanden, aber andererseits sind Statussymbole
auch in D beliebt und die kosten nun mal Geld - meist mehr Geld als ein
BGE in absehbarer Zeit bietet.

Aber abgesehen davon sind bei uns viele auch erwerbstätig, obwohl sie
das z.B. wegen eines sehr gut verdienenden Ehepartners und unter
Berücksichtigung der steuerlichen Behandlung eigentlich nicht unbedingt
müssten. Mehrfache Erwerbstätigkeit schafft Unabhängigkeit sowohl vom
Familienverband als auch von einem einzelnen Arbeitgeber. Ein BGE
schafft zwar auch Unabhängigkeit, aber aus der Sicht von Personen mit
höherem Einkommen nur auf einem niedrigen Niveau. 


Es gibt also auch gute Gründe für Erwerbstätigkeit, aber tatsächlich
dürften diese bei vielen eine untergeordnete Rolle spielen (und würden
es bei Vorhandensein eines BGE vermehrt tun). Man kann recht gut
beobachten, wie viele Menschen zu Beginn ihres Altersruhestands erstmal
in ein Loch der Orientierungslosigkeit fallen - was mit dem Wegfall des
sozialen Gefüges eines Betriebs zu tun hat. Natürlich müßte das dann
keine Erwerbsarbeit sein und dementsprechend werden viele Rentner
schnell ehrenamtlich aktiv, um aus diesem sozialen Loch heraus zu
kommen. Aber es kann durchaus auch bezahlte Arbeit sein.


Gruß,
 Tobias.



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