[Debatte-Grundeinkommen] Kurzanalyse des Monitor-Beitrags gestern

1981klaus- 1981klaus- at gmx.net
Mo Okt 23 10:27:31 CEST 2006


Folgenden Kommentar zu der Berlin-Mitte-Sendung habe ich direkt 
anschließend (nächsten Tag) an das ZDF geschickt. Ob ich alles gleich 
richtig bewerte ist natürlich immer die Frage, aber dies ist meine 
erster Eindruck. Unterm Strich bewirkt die Sendung zumindest vielleicht, 
das einige Leute bedauern, dass sie nicht mehr von Hr. Werner bzw. dem 
BGE erfahren haben und sich selbständig informieren.

Generell wundere ich mich aber (beziehung auf den Betreff hier) dass 
immer wieder Leute vordergründig enttäuscht sind, wenn das BGE generell 
positiv vorgestellt wird, dass nicht ihre Vertreter dabei sind. Das es 
überhaupt positiv vorgestellt wird ist der erste große Gewinn, in meinen 
Augen. Wenn Ulrich Beck sich positiv zu den dahinter liegenden Gedanken 
äußert, dann ist das in meinen Augen sehr viel wert, denn seine Texte 
werden in den Unis von angehenden Soziologie- oder 
Sozialarbeit/Pädagogen-Studenten für Arbeiten herangezogen, er wird 
diskutiert und gelegentlich sogar als Pflichtlektüre behandelt. 
Ähnliches gilt im Wirtschaftsbereich sicher für Götz Wernder. Die 
Tatsache, dass Menschen "die es geschafft haben" sich um die anderen 
bemühen und das als Wert vermitteln, der letztlich allen zu Gute kommt 
ist mit einfach nur gut!

Hier unten also mein Text ans ZDF.
Gruß:
Christiane Brosamer


"der gestern erwähnte Berlin-Mitte Abend war recht enttäuschend.

Besser ist eine Monitor-Sendung, die man im Netz sehen kann, in der auch 
Ulrich Beck als weit bekannter und anerkannter Soziologe zu hören ist, 
auf dessen Äußerungen sich eigentlich die Debatte um die Unterschicht 
bei Illner beziehen sollte. Zu sehen auf
http://www.wdr.de/tv/monitor/real.phtml?bid=837&sid=153
(oder www.wdr.de/tv/monitor/beitragsuebersicht.phtml - falls der direkte 
Link oben nicht funktioniert).

Die Vertreterin der Arbeitslosen hat sich allerdings bei Illner sehr gut 
geäußert, wurde auch von Frau Illner unterstützt. Auch alle anderen 
gaben sich eifrig Mühe, ihr Solidarität zu bekunden, was allerdings 
gelegentlich schief ging. Mit richtiger Brille betrachtet war es eine 
(tragische) Humoreske.

Die Fragwürdigkeit politischer Konstellationen wurde ansonsten quasi 
durch das Verhalten der Diskussions-Teilnehmer demonstriert - ihr selber 
denkend nach zu gehen wurde nicht ermöglicht. Und das, obwohl Götz 
Werner als Vertreter neuer Modelle eingeladen war.

Frau Illner bemerkte gleich zwei mal, dass er ein Anthroposoph sei (was 
man vielen Menschen nachsagen kann, die aber durchaus verschiedene 
politische Ideen vertreten können, so wie Katholken und Juden auch. Er 
war vermutlich nicht in dieser Funktion eingeladen). Sie versäumte, ihn 
zu seiner These eines Grundmodells - dem bedingungslosen Grundeinkommens 
zu befragen - vergaß ihn in der ersten 3/4 Zeit überhaupt 
offensichtlich. (Etikett ja, Inhalt nein).

Insgesamt erscheint mir (durch die mit Erwerbseinkommen versehenen 
Teilnehmer der Sendung betont) dass offensichtlich Ängste vor den 
Konsequenzen eines Grundeinkommens, das auch den "Besten" zu kommt 
bestehen. Das erschien letzlich bei genauem Betrachten irgendwie in 
einer Weigerung der Gleichstellung der "Tüchtigen" mit den Erwerbslosen 
begründet (speziell der Historiker vermittelte mir den Eindruck).

Die Macht würde durch das BGE natürlich etwas anders verteilt werden - 
quasi automatisch. Denn Arbeitsverhältnisse werden mit dem 
Grundeinkommen mehr als vorher auf Leistung, Fähigkeit und wirklichen 
Bedürfnissen aufbauen, als auf Druck und Geldfluß. Man wird feststellen 
müssen, dass der Mensch gerne etwas tut - und zwar etwas Sinnvolles, 
Selbstbestimmtes."
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lothar walczak schrieb:
> Hallo.
> Ich empfinde Götz Werner durchaus als "Experten". Ausserdem verfügt er 
> über das Charisma, das nötig ist, um solch eine Idee zu verbreiten....
> Dass er in dieser Sendung (M.Illner) kaum zu Wort kam, lag wohl in der 
> Absicht der Moderation. Er ist deswegen ja auch sichtlich ungehalten 
> geworden - normalerweise gar nicht seine Art...
>
> Grüße
> Lothar Walczak



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