[Debatte-Grundeinkommen] Matthias Z Zippi

INGRID k0871692 at tiscali.de
Sa Mai 27 20:10:08 CEST 2006


Hallo Axel,
warum das so ist, liegt wahrscheinlich sehr an prekären 
Lebensverhältnissen und daran, dass die fortschrittlichen politisch 
Aktiven  hier zu wenige sind und  immer an vielen verschiedenen Fronten 
zu kämpfen haben. Außerdem scheint mir ein Grund zu sein, dass sich 
viele betroffene Menschen hier eher ohnmächtig vorkommen und sich 
anstatt offensiv eher regressiv verhalten. Wenn dann etwas passiert, was 
ihnen unmittelbar an die Substanz bzw. den Geldbeutel geht, gibts dann 
eher Ärger (wobei 3/4 aller Bürgerbegehren hier in den letzten 20 Jahren 
an der Quote gescheitert sind).
Zu deiner Bemerkung, "dass den Betroffenen klar gemacht werden soll . . 
. ." .  merke ich an, dass es - hier zumindest zum Thema 
Privatisierung -  sehr intensive Debatten in attac und 
Symphatisantenkreis bereits gegeben hat, auch beim 1. 
grenzübergreifenden Freiburger Sozialforum war dies ein 
Themenschwerpunkt. Die Betroffenen wissen m.E. mehr, als man allgemein 
so annimmt. Aber Wissen ist nicht alles. Und mir scheint, dass dieses 
Wissen hierzulande allzu oft in Lethargie umschlägt (du kennst ja: "Wir 
können ja doch nichts machen....."). Außerdem ist leider der 
Durchschnittsbürger politisch eher desinteressiert. Und dieses müssen 
wir m.E. angehen - genauso wie wir ins Auge fassen müssen, dass die 
politische Bildung in diesem Land so schlecht ist, dass sie 
Gleichgültigkeit eher befördert als sich einmischen - gerade bei den 
20 - 30 jährigen!  Dem kann man nur mit ERfahrungen gegensteuern, dass 
man eben doch was machen /Einfluss nehmen kann!
Zu deiner ursprünglichen Frage:
Für mich ist die Forderung nach einem BGE eher systemüberwindend zu 
verstehen (in einem Prozess), denn es ist nicht möglich ohne eine 
größere Umverteilung von oben nach unten. Das ist aber in den 
vorherrschenden Machtverhältnissen gerade nicht erwünscht genauso wenig 
wie Selbstbestimmung für JEDE/N erwünscht ist - trotz aller 
Lippenbekenntnisse, dass sich die Gesellschaft nicht noch mehr 
polarisieren soll, werden immer brutaler Bevölkerungsgruppen 
kategorisiert und hemmungslos gegeneinander ausgespielt, so dass sie 
sich ja nicht solidarisieren - altes Spiel immer noch effektiv.
Demgegenüber ist das Grundeinkommen die Verwirklichung des REchts auf 
menschenwürdiges Leben und Teilhabe auf dem aktuellen Stand der 
hochentwickelten industrienationen in Europa, es ist im globalen Kontext 
das REcht auf menschenwürdiges Leben und  Teilhabe für jeden Bürger in 
jedem Land.   Deshalb müsste m.E. die Durchsetzungsstrategie  einen 
grenzübergreifenden Charakter haben - zumindest in einem Kontinent - wie 
ja bereits begonnen.
Hoffentlich kommt dies einer Antwort auf deine Frage näher.
Ciao         Ingrid




----- Original Message ----- 
From: "Axel Benz" <axel-benz at t-online.de>
To: <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Friday, May 26, 2006 4:58 PM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Matthias Z Zippi


INGRID schrieb:
> Bei uns in Freiburg ist derzeit ein Bürgerentscheid wegen des 
> geplanten
> Verkaufs der städtischen Wohnungen an eine privaten Investor akut.
> Solange die kapitalismuskritischen und sozialpolitischen engagierten
> Kräfte immerzu mit solchen RegionalenKatastrophen befasst sein müssen,
> ist auch der Kampf für das BGE immer wieder lahm gelegt.

Hallo Ingrid,

warum ist das eigentlich so? Und würde das nicht bedeuten, dass der
Kampf für ein Grundeinkommen nur dann Sinn macht, wenn

1. den Betroffenen klar gemacht wird, dass sowohl "städtische
Wohnungen", die den Gesetzen des Marktes unterworfen sind, als auch ihre
"Privatisierung" nur zwei Seiten der gleichen Medaille sind und dass
2. auch ein Grundeinkommen nur der erste Schritt in eine Zukunft sein
kann, in der das  (menschenwürdige) Wohnen nicht davon abhängig ist,
dass es sich "rechnet"?

Hier also nochmals meine Frage(n):

Ist das Grundeinkommen nur eine Forderung, die das bestehende
Wirtschaftssystem stabilisieren soll, oder eine Übergangsforderung, die
auf ein anderes, selbstbestimmtes Leben hinausweist?
Und was bedeutet diese Frage für die Formen unseres Kampfes für ein
Grundeinkommen?

Axel

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