[Debatte-Grundeinkommen] Debatte-grundeinkommen Nachrichtensammlung, Band 16, Eintrag 24: 2. Re: Vermischtes zu meiner KritikamWernerschen GE

Matthias Dilthey info at psgd.info
Mi Jul 19 22:02:58 CEST 2006


Sehr geehrte Frau Horster,

das Werner´sche Modell mit nur einer Steuer (in Form der jetzigen MwSt) kann 
nicht funktionieren. Dieses Modell verschiebt die Kapitalrendite weg von 
Produktions-Anlagevermögen hin zu Kapitalanlagen.
Somit verbleibt dem produzierenden Gewerbe (erstmal) nicht genügend Kapital, 
um die Produktion aufrecht erhalten zu können.

Nun könnte man einwenden, daß dann eben die Preise steigen werden und so das 
Produzierende Gewerbe die notwendige Kapitalrendite erwirtschaften kann.
Dem steht aber entgegen, daß die "einfachen Leute" trotz BGE nicht genügend 
Kaufkraft haben, das notwendige Preisniveau zu bezahlen.


Wesentlich größere Sorgen bereitet mir das "solidarische Bürgergeld" von 
Althaus.
Die "schwarze Basis" ist dem BGE-Gedanken nicht so abgeneigt, wie man denken 
sollte. Die breiter werdende Unterstützung für Althaus beweist das.

Althaus hat aber seine Bürgergeld-Höhe ziemlich exakt an den Punkt gesetzt, an 
dem die von Blaschke zu recht prognostizierten Auswirkungen für die Menschen  
am grausamsten sind:
"Und ein niedriges Grundeinkommen würde zum anderen – unter den gegebenen
Arbeitsmarktbedingungen – ökonomisch zur Niedriglohn-Erwerbsarbeit (und zu 
Kombilöhnen) zwingen, so wie heute schon massenhaft Grundsicherungsbeziehende 
ökonomisch zu Niedrig(st)lohnjobs gezwungen, also unfreiwillig verdammt sind. 
Ein Mindestlohn kann die Niedrig(st)lohnwirkung von niedrigen Grundeinkommen 
etwas minimieren, allerdings nur im oben aufgezeigten, beschränkten Rahmen."

Was Blaschke nicht in Worte gefaßt hat, ich ihm aber zwischen die Zeilen lege:
Durch das Althaus´sche Bürgergeld werden auch die zu Niedrigstlohn-Bezieher, 
die heute noch ein erkleckliches Erwerbsauskommen haben.

Ob wissentlich oder nicht: Althaus stellt ALLE ruhig!
- Seine eigene Basis: Wir sparen ohne Ende Verwaltungskosten
- Die SPD: Das Bürgergeld hat Kombi-Lohncharakter
- Die FDP: Das Modell kommt der negativen Einkommensteuer sehr nahe
- Linkspartei: Ihr habt den Mindeslohnn (bei dem Modell gehen auch 10,-- Euro)
- Die Grünen: das ist doch mehr als die Grüne Grundsicherung
- Das Netzwerk: Wir haben das BGE realisiert
- Die Unternehmer: So billig hat noch nie jemand gearbeitet
- Die Arbeitslosen: Hartz ist weg!

Wenn dann nach Einführung des "solidarischen Bürgergeldes" jeder feststellt, 
daß ihm nicht mehr genug zum Leben bleibt, schiebt Althaus die Schuld uns 
Netzwerkern "in die Schuhe". Das BGE ist für längere Zeit gestorben!

Daß Althaus ein Trojanisches Pferd vor unsere BGE-Tore gestellt hat, haben wir 
erkannt. Wie können wir verhindern, daß ein "Verirrter" unter uns das Tor 
aufmacht?
Attac hat den Riegel schon in der Hand. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, 
bis attac den Riegel auch anhebt? (verg. Beitrag von heinrich-p 19.07.06)


Sorgenvolle Grüße

Matthias Dilthey


Am Mittwoch, 19. Juli 2006 12:31 schrieb KarenHorster at web.de:
> Sehr geehrte Frau Oehrlein
>
> Eine Antwort auf Ihren Einwand erübrigt sich meiner Ansicht nach aber ich
> bestätige Ihnen gerne, dass ich zu den gleichen Resultaten, wie Sie gelangt
> bin. Entweder will man das nicht wahrhaben oder ich weiss nun nicht, warum
> diese Faktoren nicht angegangen werden.
>
> Wenn das bedingungslose Grundeinkommen als Subventionierung der Unternehmen
> dienen soll und die Mindestlohnlimite auch untergraben wird, dann ist die
> Grundeinkommen-Befürwortung zu einem Pro-Unternehmen-Fond geworden.
>
> Der Hinweis von Robert Ulmer betr. des Kongresses Solidarische Ökonomie
> (ich hatte im Debatte-Forum danach gefragt, ob man was wisse), ist ein
> wertvoller Hinweis. Man sollte sich Kräfte suchen, um eigene
> wirtschaftliche Zusammenhänge aufzubauen. (Ich meine damit aber nicht
> zurück zum Tauschhandel und dergleichen oder Kreation von Zusammenhängen im
> Rahmen/Schutz von esoterischen oder weltanschaulichen Zirkeln.) Man kann an
> diesem Kongress teilnehmen und den TeilnehmerInnen die Idee des
> Grundeinkommens - wie sie ursprünglich entstand - verdeutlichen. Vielleicht
> können Sie hingehen, ich wohne leider zu weit weg.
>
> Ich sehe - wie ich es schon einmal ausgeführt habe - keine wirkliche Chance
> für ein existenzsicherndes bedingungsloses Grundeinkommen mehr. Die
> Wirtschaft und deren Exponenten vereinnahmen diese Idee bereits zu ihrem
> Vorteil und die entsprechenden politschen Parteien werden diese
> Vereinnahmung vorantreiben. Lange waren sich linke und aufklärische Kreise
> untereinander uneinig, ob sie überhaupt die Idee des Grundeinkommens
> befürworten wollen und sollen. Ob nicht alle unbedingt und zwinglich
> arbeiten gehen sollen, obwohl es gar nicht Arbeitsplätze für alle gibt und
> ob man nicht dies oder jenes tun solle. Der Fetisch Arbeit stand drohend im
> Raum. Diese Uneinigkeit haben inzwischen andere zu ihrem Vorteil
> ausgenutzt. Begangene Versäumnisse lassen sich nun nicht einfach so
> wegräumen. Den Tenor übernehmen nun schon andere, wie das Grundeinkommen
> und was für eines nun verwirklicht werden soll. Sie sehen, ich beurteile
> die Entwicklung schon rabenschwarz, aber die deutliche Zeichen sind nicht
> zu übersehen.
>
> Freundliche Grüsse
>
> Karen Horster
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