[Debatte-Grundeinkommen] Finanzierung bei Goetz Werner

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Mi Jan 11 17:55:02 CET 2006


Hallo alle im Jahr 2006,

natürlich ist auch nach meinen Pi mal Daumenberechnungen das 
GötzWernerGrundeinkommen komplett kontraproduktiv.
Rechne ich auf meine Erhaltungskosten als Selbständige zur Infrastruktur 
[Miete (334), Krankenversicherung (295), Rechtsschutz-VS, Haftpflicht-VS, 
Hausrat-VS, Telefon (100), Handy (50), Kabel (9,95), Internetgebühren 
(39,95), GEZ, Strom (45), Heizung (53)] von derzeit diesen 
Mehrwertsteueranteil von 32 Prozent darauf, dann lande ich bei mehr als 1245 
Euro. Dann habe ich noch keine Lebensmittel, Bekleidung, Bildung-, 
Weiterbildungs-, Mobilitäts-, Genussmittel-, Gesundheitskosten und 
möglicherweise 1x Kino im Monat oder sonstige Kultur und den Freizeitsport 
bezahlt. Aus dieser Bedarfsperspektive ist natürlich 1500 Eur Grundeinkommen 
ein schlechter Scherz. Ich als Kleinunternehmerin könnte dann sofort den 
Bettel hinwerfen, weil ich erstens gar nicht solche Monatseinnahmen habe, 
zweitens überhaupt keine Einkommenssteuer zahle und drittens weder 
Existenzmittel geschweige solche für die Selbständigkeit aufbringen kann. 
Insgesamt rechnet sich das GötzWernerGrundeinkommen nur für Großunternehmen. 
Das Kleinunternehmertum und der traditionelle Mittelstand würden die Grätsche 
machen und viele ArbeitnehmerInnen auch.
Für uns als Netzwerk ist es ziemlich nachteilig, dass Götz Werner sich mit 
seinen Großannoncen einschaltet. Da jede/r in diesem Land noch rechnen kann, 
wird die Grundeinkommensidee völlig niedergemacht. Viele haben mich schon 
entsetzt daraufhin angesprochen, wieso ich für solch ein schreckliches 
Einkommen bin nach dem sie das GötzWernerGrundeinkommen für ihre 
Lebenssituation berechnet hatten.

Viele Grüße
Rena

Am Mittwoch, 11. Januar 2006 13:32 schrieb wss.privat at web.de:
> Freunde des Grundeinkommens,
>
> der Beitrag  von Georg Hänig und ähnliche von wenigen lassen auf
> etwas Realismus hoffen nachdem seitenlange Vermutungen und
> Schwärmereien die Liste gefüllt hatten. Selbst die Sozialromantiker
> um 1900 (z. B. Popper-Lykeus) hatten mehr Sinn für die Tatsachen
> des Lebens. Tatsächlich m u ß geklärt werden, w o h e r das Geld
> kommt, und welche Wirkungen das Inkasso haben könnte.
>
> Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um zusätzliche
> 32 Prozent, muß auch der Empfänger des Grundeinkommens
> bezahlen. Das würde vermutlich eine Belastung von etwa
> 30 Prozent bedeuten, wodurch sich das Grundeinkommen auf
> 840 EURO verringern würde.
>
> Andererseits  würden gut verdienende Menschen natürlich und
> mit Recht sagen, sie hätten bisher zB. netto 3000.- EURO gehabt
> Da sie dafür nun nur noch 70 Prozent der Güter kaufen könnten, die
> sie vor der Mwst-Erhöhung kaufen konnten, wollen sie einen Ausgleich
> im Bruttolohn und rund 45 Prozent haben.
>
> Diejenigen Einrichtungen, die die Löhne bezahlen müssen, haben
> diese Löhne bislang im Preis der gelieferten Güter kalkuliert. Sie werden
> die erhöhte Löhne also in erhöhte  Preise umsetzen, was das Grundein-
> kommen bestimmt nochmals um  15 Prozent auf  714.- EURO verringerte.
>
> Wenn das Aufkommen der Mehrwertsteuer auf 8  Prozent je Punkt
> geschätzt wird, bedeutet das bei zusätzlich 32 Prozentpunkte jeden-
> falls theoretisch  256 zusätzliche Milliarden. Teilt man durch 80 Mio
> Einwohner und 12 Monate, so erhält man 267.- EURO/Monat!!! Aber selbst die
> Annahme auf 256 Mrd. EURO ist unzutreffend. Die Schwarzarbeit würde sich
> explosiv vermehren und es würde eine kriminelle Mwst-Vermeidungs-Industrie
> entstehen. Wenn dann die Hälfte einkäme, wäre es schon schön!
>
> Es wäre vielleicht nützlich ein Gedankenexperimet für ein Modell eines
> unbedingten Grundeinkommens durchzuführen also z. B. die Idee, a l l e
> Subsidien und alle Sozialkassen abzuschaffen, also Arbeitsamt zumachen,
> Harz 1 bis Harz x weg, Rentenversicherung zumachen, Sozialmt wird
> zugemacht, Kindergärten und Schulen werden privatisiert, das
> Branntweinmonopol abgeschafft, Steinkohlesubvention weg, Steuersparmodelle,
> Frühverrentnung abgeschafft, Kilometerpauschale weg, Uberstundenzuschläge,
> Dienstmädchenprivileg und andere Leckereien weg,  usw usw. Alles
> Steuerfreibeträge werde abgeschafft, es müssen "ab der ersten Mark"
> einheitlich zB. 30 Prozent Steuern bezahlt werden. Dafür gibt es ohne
> Ansehen der Person zB. 1000 EURO Grundeinkommen. Nun kann man rechnen!
>
> MfG Wolfgang Schmied
>
> <georg at jaehnig.org> schrieb am 10.01.2006 23:30:13:
> > Hallo,
> >
> > ich bin neu in dieser Liste und weiß insofern nicht, ob meine Frage
> > schon besprochen wurde. Falls ja, freu ich mich über einen
> > entsprechenden Link.
> >
> > Ich habe mal versucht, Götz Werners Modell [1] mit meinen
> > Laienkenntnissen durchzurechnen. Er schlägt ein Grundeinkommen von
> > 1200 EUR vor, welches über eine Mehrwertsteuer von 48% finanziert
> > werden soll. Gleichzeitig sollen alle anderen Steuern aus Einkommen
> > abgeschafft werden.
> >
> > Eine Erhöhung  der Mehrwertsteuer um 32% muss also:
> > * erst die Einnahmeverluste aus der weggefallenen Einkommensteuer decken
> > * und dann noch 1200 EUR Grundeinkommen monatl. für jeden finanzieren.
> >
> > Werner geht davon aus, dass 1% Mehrwertsteuer etwa 8 Mrd. EUR
> > ausmachen [2]. 32% zusätzliche Mehrwertsteuer wären also 256 Mrd. EUR.
> >
> > 2003 betrugen die Einnahmen aus Einkommensteuer 172 Mrd. EUR [3].
> > Sollen diese Einnahmen von der höheren MwSt. gedeckt werden, bleiben noch
> > übrig: 256 Mrd. - 172 Mrd. = 84 Mrd. EUR
> >
> > Teilt man 84 Mrd. durch 80 Mio. Bürger und 12 Monate, kommt man 87,50
> > EUR Grundeinkommen - weit weniger als 1200 EUR.
> > Woher soll der Rest kommen?
>
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