[Debatte-Grundeinkommen] Erwiderung auf Thesen F. Hoffmanns; Anregung an Volkswirte und Sozialwissenschaftler

Tobias Crefeld tc-wasg at onlinehome.de
Mi Aug 30 20:38:03 CEST 2006


On Wed, 30 Aug 2006 13:08:25 +0200 "Klaus Jaeger"
<jaeger.moers at t-online.de> wrote:

> zu 2. Die Berechnung der Höhe des Bedarfs in Währung ist - zugegeben
> - schwierig. Aber das geschieht ja bereits; das ALG 2, die
> Sozialhilfe usw. sind der Höhe nach berechnet worden, staatliche
> Institutionen berechneten den Bedarf / die Kosten zur Lebenshaltung
> von Singles, Familien, Rentnern, usw.  - auch wenn man diese
> Berechnungen kritisieren mag. (Was ich tue, denn sie gehen von viel
> zu niedrigem Bedarf aus.)
> 
> Vielleicht gibt es ja hier in der Debatte einen oder mehrere
> Volkswirtschaftler, die bereit wären, den Versuch zu wagen, den
> BGE-Einkommensbedarf,  ermittelt aus prognostizierten Kosten für die
> Realisierung der Menschenrechte, unter Mitarbeit von
> Sozialwissenschaftler  zu errechnen?

Wer sich für dieses Fach näher interessiert, dem sei als Einstieg der
Artikel "Warenkorb" bei Wikipedia empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Warenkorb - dort nochmal speziell der Link
Preisindex.

Natürlich wird es immer Unschärfen geben, aber das heißt ja nicht, dass
wir deswegen gleich den Versuch aufgeben müssen und stattdessen einen
unsinnig niedrigen Betrag ansetzen und als BGE "verkaufen". Man kann die
aus ALG-2, BAFöG, Sozialhilfe und Pfändungsfreigrenze resultierenden
Ergebnisse sicher im Mittel als Ausgangsbasis einer Diskussion
verwenden. Ein wirklich sinnvoller Wert hängt rein politisch davon ab,
inwieweit sich die Intention eines BGE in den Köpfen der Bürger
verankert hat. Daran gilt es dementsprechend zu arbeiten.

Zielsetzung muss natürlich sein, dass hiermit auch ausreichend Reserven
gebildet werden können. 
Die derzeitige Bemessung von ALG-2, Sozialhilfe und Grundrenten basiert
ja doch eher auf der Annahme, dass noch genügend Natural-Reserven z.B.
durch qualitativ hochwertige Güter aus früheren Zeiten zur Verfügung
stünden und heute nur noch billig nachgekauft wird. Aber irgendwann
rächt sich diese Billigheimertour natürlich, einmalige größere
Investitionen sind nötig und dafür müssen Rücklagen vorhanden sein. Und
im Laufe seines Lebens hat man ja auch einen wechselnden Finanzbedarf.

Insofern halte ich es für durchaus überlegenswert, die Höhe des BGE
variabel zu halten und mit einfachen Parametern wie Alter und Region
zu verknüpfen. Ob daraus etwas Sinnvolles resultiert, muss man
gedanklich durchspielen, aber existenzsichernd muss es schon bleiben.


Gruß, 
 Tobias.



Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen