[Debatte-Grundeinkommen] Zu den Meldungen des Tages

aralex aralex at gmx.net
Di Nov 22 21:42:31 CET 2005


Guten Abend 

Ich möchte Stellung zu den Meldungen des Tages nehmen, da diese mich teilweise namentlich ansprechen: 

   1. Antwort an Avji Sirmoglu (Florian Hoffmann)
   2. Re: Antwort an Avji Sirmoglu (Matthias Dilthey)
   3. re (zippi)
   4. Replik von Pelzer zu Kumpmann (Katrin Mohr)

Herr Hoffmann, Sie haben schon recht, dass meine Gedanken nicht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen hinweisen. Die einzige Bedigungung diese Modells wäre für einen BGE-Anspruch nicht über Euro 1935 zu verdienen. Wer darunter verdient erhält einen Ausgleich zur Differenz/Limite von Euro 1935. Wer gar nichts verdient, der erhält 1935 Euro, ohne Bedingung. Kinder und Jugendliche bis zur Mündigkeit Euro 330, die die Erziehungsberechtigten für diese selbstverständlich verwalten. Dadurch fällt u.a. die "Zwangsarbeit" weg und die immens kostspieligen Beschäftigungsprogramme für die Arbeitslosen, Ausgesteuerten usw. und vieles andere. Es gibt dann nebenher bis zum Lebensende keine andere Sozialversicherung als dieses materiell existenzsichernde BGE, ausser des Krankenversicherungswesens. Dadurch fallen viele andere Ämter mit den nach sich bringenden Kosten weg. 
Die Gesellschaft der Vollzeitbeschäftigung, ist heute schon Vergangenheit. Dass unsere Kulter die Technologie so weit entwickelt hat, ist in vieler Hinsicht positiv; dort, wo immer Maschinen, uns Arbeit abnehmen. Die dadurch entstehenden "Lohn"-arbeits-Lohn-Löcher können durch eine materielle existenzielle Sicherung abgedeckt werden. Sich selber einen Sinn für die sonstige Existenz zu geben, liegt an jedem selber. Kulturelle und Bildungs-Angebote gibt es so viele. Weiter lernen, anderes machen, kreativ sein usw. liegt an. 

Dass, das BGE nicht eine negative Einkommenssteuer ist, das weiss ich. Auch kenne ich das verwirklichte Modell in den USA, das sich auf die Lohnarbeitsgesellschaft stützt. Herr Dilthey hat mich schon richtig verstanden mit seinen Hinweisen. 

Bei einer Verwirklichung dieses Modells, würden wieder sehr viele Arbeitsstellen wegfallen, die von so vielen Beamten etc. Denn es gäbe eben dann nur dieses BGE als Sozialversicherung, dass die materielle Existenz gewährleistet. Dadurch vermindert sich die Anzahl der tätigen Beamten. Zunächst würde es so aussehen, dass so viele Menschen auf eine materielle Existenz von Euro 1935 reduziert werden. 
Aber der Wege sind so viele, dass viel Neues entstehen kann und nicht jeder bei einer materiellen Existenz von Euro 1935 stehen bleiben muss und im Weiteren wären bei diesen Gedankengängen das gesamte Segment der sozial Schwachen aufgefangen. Das grosse Heer der Arbeitslosen, Ausgesteuerten, der Armen etc. Keine sozialen Kontrollen mehr usw. Es wäre schon ein gesellschaftlicher Fortschritt, wenn man sich  einigen könnte, so miteinander in einer Gesellschaft umzugehen. Wir sind in einer gemeinsamen sozialen Umgebung eingebettet, ob uns das gefällt oder nicht, und dies bringt eine Verantwortung mit sich. Die neue Regierung der SPD spricht schon wieder von Vollzeitbeschäftigung. Voll an der Realität vorbei. (Sind die Fr. 1.--/Euro-Jobs, die Schritte zu einer Vollzeitbeschäftigungs-Gesellschaft? Ich weiss, dass das eine zynische Bemerkung ist.) 
Ich denke, dass sich das Ganze (BGE) finanziell verwirklichen lässt. Aber das Handicap liegt nicht am Mangel einer finanziellen Verwirklichungsmöglichkeit für solch ein BGE, sondern an den starren "Gewohnheits"-Vorstellungen. So war es immer, so wird es sein, so wird es weiter sein. Irgendwie verschläft man zur richtigen Zeit, die notwendigen Änderungen herbeizuführen, und das wird sich eines Tages sehr bitter rächen. Wir können untereinander noch viel miteinander debattieren, aber eigentlich liegt es an uns, konkret die politischen Parteien anzusprechen und der grossen Menschenmenge, das BGE verständlich zu machen und zwar eines, das materiell existenzsichernd ist, mit nur einer solchen Einschneidung (Bedingung), wie bereits erwähnt und ansonsten bedingungslos.

Sie schreiben Herr Hoffmann:  Ich behaupte eines BGEs bedarf es nicht. Es reicht ein Artikel in der Verfassung und Ausführungsbestimmungen dazu, damit niemand mit dem Geld davon läuft und der Computer richtig programmiert wird. Wenn Sie (oder jemand anderes) es wünschen, würde ich auch versuchen, den Artikel zu formulieren.

Ich kann mir nun bei dieser Äusserung nicht vorstellen, wie dann der Einzelne zu seinem BGE kommen kann. Können Sie sich dazu äussern??


Im Weiteren schrieb Bernd Kowarsch:

>> Meiner Ansicht nach muß das BGE Menschenrecht, nicht ein bürgerlich-, 
>> poli-
>> tisches-, oder wirtschaftlich-, soziales-, kulturelles Recht sein.
>  
>
M. Dilthey: 
Das sehe ich genauso, auch wenn meine Argumentation eine andere ist. 
Die Menschheit  (und insbesondere das einzelne Individuum) ist nur eine 
Fußnote im Weltenlauf, also sollten wir uns allen das Leben so angenehm 
wie möglich gestalten.


viele Grüße
matthias

Frage an Bernd Kowarsch und M. Dilthey: Wenn das BGE nicht ein Menschenrecht ist oder so angesehen werden darf, was ist es denn sonst?
Auch in der Deutschen Verfassung, ist ein Passus enthalten, man solle für das Wohl aller sorgen. In diesem Sinne sollte jede Gesellschaft für alle ihre Bürger besorgt sein.
Das Recht auf eine materielle Grundexistenz haben doch alle. Dass dann damit, sich alle nähren, kleiden, eine Wohnmöglichkeit und ein wenig Teilhabe an den sozio-kulturellen Geschehnissen, gönnen können.

Im Weiteren denke ich auch, dass das wirtschaftliche Gefüge, ein stets bewegliches Gefüge ist und dadurch die Verantwortung der Gesellschaft eben erst recht steigt. Rahmenbedingungen für das Wirtschaften gibt einerseits die Gesellschaft und anderseits kreiert sich die Wirtschaft weitere dazu. Der Kontext einer Ethik in der Wirtschaft, müsste da wieder unbedingt einziehen. 


Freundliche Grüsse
Avji Sirmoglu






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