[Debatte-Grundeinkommen] Verminderung des Arbeitsvolumens

Bernd Kowarsch bernd at abnuto.de
Mi Nov 16 13:50:31 CET 2005


----- Original Message -----
From: "Reimund Acker" <reimund.acker at t-online.de>
To: "BGE Liste" <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Sent: Tuesday, November 15, 2005 10:16 PM
Subject: [Debatte-Grundeinkommen] Verminderung des Arbeitsvolumens

Hallo ihr!

Reimund Acker schrieb:
>Ich halte die Verminderung des Arbeitsvolumens (Summe aller geleisteten
>Erwerbsarbeitsstunden pro Jahr) durch Produktivitätsfortschritte für einen
>zentralen Punkt in der Diskussion um das BGE. Ich sehe darin eines der
>wirksamsten Argumente für ein BGE, auf das ich ungern verzichten würde.

Dem gegenüber halte ich die, von allen bloß wirtschaftsmäßigen Erwägungen,
unabhängige Begründung des BGE für erforderlich. Das BGE einzuführen muß
doch auch solchen Gesellschaften möglich sein, die eher agarisch-handwerk-
lich, also quasi ohne dinglichen Fortschritt leben.
Ein allen Gesellschaften möglicher Fortschritt ist der durch Erkenntnis.
Hier; der Erkenntnis des Inhaltes der Würde des Menschen, Erkenntnis des
Zweck-an-sich seins jedes Menschen.
Meiner Ansicht nach muß das BGE Menschenrecht, nicht ein bürgerlich-, poli-
tisches-, oder wirtschaftlich-, soziales-, kulturelles Recht sein.

>Michael Opielka hält die "These vom Überflüssigwerden menschlicher Arbeit
>durch Produktivitätssteigerung" für einen Mythos; Jörg Althammer meint,
>"Die Hypothese vom 'Ende der Erwerbsgesellschaft' ist mit den empirischen
>Fakten nicht vereinbar."; etc.

Das sind verschiedene Dinge. Menschliche Arbeit wird sicher nicht überflüs-
sig, trotzdessen kann, zB. per BGE, auf ein Ende der Erwerbsgesellschaft,
auf die Trennung von Arbeit und Einkommen hingearbeitet werden.

>Die Frage wird dabei oft so behandelt, als ginge es darum anhand
empirischer
>Fakten das Bestehen einer Gesetzmäßigkeit zu begründen oder zu widerlegen.
>Aber die Produktivitätsentwicklung wird durch die Gesellschaft beeinflusst.
>Daher ist die entscheidendere Frage doch die nach der Wünschbarkeit:
>_Wollen_ wir die weitere Steigerung der Arbeitsproduktivität oder nicht?

Wir können doch nicht eine offene Frage zur Begründung von irgendwas nehmen.
Wenn, gerade per BGE, der Industrie die ArbeitnehmerInnen davonlaufen oder
unbezahlbar werden, wenn die Gesellschaft der Industrie ihre Begrenztheit
zur
Natur hin beizubringen hat, dann darf das doch nicht dazu führen, daß man
glaubt, das BGE wieder einsammeln zu dürfen, gar zu müssen.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Auch ich will, daß die Menschen weni-
ger arbeiten und vor allem darüber, wie und was sie arbeiten, selbstbestimmt
entscheiden können. Allerdings behaupte ich, daß die Robotisierung hierzu
nicht wirklich geeignet ist. Unabhängig davon wissen wir aber erst nach der
Einführung des BGE (vielleicht sollten wir das mittelfristig mal auf >beG
[hm]
= bedingungsloses und existenzsicherndes Grundeinkommen< umstellen),
wie wir arbeiten wollen/werden.

liebe Grüße -
(Silas) Bernd
________

Hier möchte ich mir dann noch erlauben, auf meine kleine Beitragssammlung
zum Thema der wirtschaftunabhängigen Begründung des BGE, hinzuweisen.
Vom Klappentext:

Die Würde des Menschen ist, daß er Zweck ist und nicht Mittel.
Der Zwang zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit der Existenz
natürlicher Personen widerspricht diesem Axiom.

Unbedingt gerechtfertigt ist die Existenz eines jeden Menschen.
Unbedingt schutzwürdig die zum ihrem Erhalt notwendigen Mittel.
Wir sind nicht fähig jede Freiheit zu schützen. Es gibt einen Ort,
an dem Freiheit beginnt. Hier ist sie unbedingt schützenswert.
Unsicherheit der Existenzmittel mindert Schutzwürdigkeit
bedingt schutzbedürftiger Freiheiten.

Nur einen Weg hat der Staat, den Menschen jenseits von Gewalt,
Frieden zu lehren. Er muß sie über die Einbeziehung einer geistigen
Dimension zu moralischer Wohlhabenheit führen.

http://file2.carookee.de/forum/Grundeinkommen/file/674980/Silas%20Bernd;%20p
aX%20-%20partei%20f%FCr%20absolutes%20eXistenzrecht.pdf?d
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