[Debatte-Grundeinkommen] Kritik am BGE

zippi zippi7 at gmx.de
Sa Nov 12 18:18:28 CET 2005


Am 12.11.2005 um 11:13 schrieb Wolfgang Strengmann:

>>
>> Götz Werner strebt meines Wissens eine Umsatzsteuer von 48% an.
>>
>> Das ganze ließe sich lösen mit einem Geldschöpfungs-Modell, wo für
>> jeden Bürger pro Monat die gleiche Summe Geld geschöpft wird, das
>> dann naturgemäß an Wert verlieren muss. In einem solchen Modell
>> werden Steuern im herkömmlichen Sinne überflüssig.
>
> Um Missverstaendnisse zu vermeiden: das ist nicht das Konzept von 
> Goetz Werner.
> Ich halte das auch fuer oekonomischen Unsinn.
>
> Bei Goetz Werner wuerde die Mehrwertsteuer uebrigens fast 100% 
> betragen - 48%
> des (Brutto-)Preises wären dann Steuern, daher kommt die Zahl. Da kann 
> man
> drueber diskutieren, ich faende allerdings eine Finanzierung ueber die
> Einkommensteuer und/oder ueber Sozialversicherungsbeitraege sinnvoller.
>
Hallo,
G. Werner hat theoretisch recht, wenn er sagt, dass Unternehmens- und 
Einkommenssteuern unnötig sind, da diese sowieso in der 
Preiskalkulation enthalten sind. Nebenbei, auch eine niedrige 
Unternehmensbesteuerung finde ich nicht problematisch, wenn die 
Abschreibungsmodelle geändert werden.

Andererseits: Gleichrangig mit dem BGE halte ich die Internalisierung 
externer Unternehmenskosten für wichtig (die resultierenden 
Preiserhöhungen finde ich hauptsächlich aus ökologischer Sicht 
vertretbar). Auch wenn es dabei bekanntermaßen Schwierigkeiten mit der 
Messung und Abgrenzung (letztlich sind ja auch Infrastruktur- und 
Bildungskosten oder auch Kosten des Rechtssystems größtenteils 
Unternehmenskosten) gibt. Dies hat zwar direkt nichts mit dem BGE zu 
tun, aber gerade bei Finanzierungsmodellen für ein BGE halte ich das 
Überdenken des gesamten Steuersystems für wichtig, sonst kommt am Ende 
wirklich ein "Kapitalistenparadies" heraus. Aus dieser 
Argumentationslinie ergibt sich: Finanzierung des gesamten 
Staatshaushaltes aus Gewinnsteuern (oder Wertschöpfungssteuer, ich 
verstehe darunter eine Mehrwertsteuer, der die marxsche Definition von 
Mehrwert zugrunde liegt, ich hab leider Herrn Englers Buch noch nicht 
gelesen, und weis nicht wie er sie definiert).

zu Herrn Acker:
Ich stimme Ihrer Argumentation prinzipiell zu, allerdings fallen mir 
beim Thema Konkurrenz auch EON, RWE, Microsoft, Intel usw. ein. Und 
Intel hat z.B. kein natürliches Monopol, sondern eher ein Quasimonopol 
auf Grund von Vorsprung bei der Akkumulation von Kapital und Know How. 
(um nicht missverstanden zu werden, dies ist nicht zwangsläufig 
"schlecht" oder gar "böse")

zum Lebensgeldmodell:
Das halte ich auch für ökonomischen Unsinn. Für Einzelhändler mag das 
attraktiv sein, die ökonomische Tatsache, dass für Investitionen (also 
für technischen Fortschritt) die Akkumulation von Kapital oder die 
Verwendung angesparter Geldmittel notwendig ist, wird von diesem Modell 
nicht hinreichend berücksichtigt. Ausserdem ist es ein Eingriff in die 
Konsumentensouveränität.

viele Grüße
matthias



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