[Debatte-Grundeinkommen] Volkswirtschaftliche Werthaltigkeitmenschlicher Arbeit

j.behncke j.behncke at bln.de
Mo Mai 30 18:23:35 CEST 2005


Lieber Mathias, liebe Liste!

Stimme Dir grundsätzlich zu. Würde aber die Akzente noch etwas anders legen:
Der Zentrale Punkt für volkswirtschaftliche Prosperität ist die
Wertschöpfung (sofern man nicht auf Rohstoffe zurückgreifen kann wie Öl oder
kalifornische nuggets ). Und dies wird im allgemeinen in Geld gemessen, so
daß das Buch oder das Bild erst dann zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung
beiträgt, wenn es verkauft wird, nicht, wenn es geschrieben oder signiert
ist.

Die Summe der Wertschöpfung definiert volkswirtschaftliches Vermögen. Eine
Gesellschaft von Schuhputzern leistet eben eine geringere Wertschöpfung als
eine Gesellschaft von Ingenieuren mit High Tech Produkten.

Meines Erachtens ist die Wertschöpfung in Deutschland noch hoch genug, um
ein Grundeinkommen zu finanzieren: Und zwar aus Steuern, welcher Art auch
immer, nicht nur aus Produktsteuern ( das wäre dann ja wohl im wesentlichen
die Mehrwertsteuer ). Parallel dazu muß aber immenses Geld in Bildung
investiert werden, weil andernfalls die Wertschöpfung sinkt und wir zu einer
Bananenrepublik mutieren. Und zwar denke ich an  Bildungsinvestitionen
vergleichbar zu dem amerikanischen Weltraumprogramm in den 60 er Jahren,
nicht mal hier oder dort ein paar Milliarden mehr für Bildung.

Man muß also zwei Dinge gleichzeitig tun: Grundeinkommen einführen, um die
Lohnarbeitskrise zu lösen, und in Bildung investieren, damit die
volkswirtschaftliche Wertschöpfung ein Niveau hat und behält, welches das
Grundeinkommen finanziert. Das eine ohne das andere zu tun entspräche einem
letzten Strohfeuer: danach gehen die Lichter aus, das Geld ist verbraucht.

Grüße

Joachim Behncke
AK Grundsicherung/Grundeinkommen von Bündnis90/DieGrünen Berlin


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Matthias Dilthey <dilthey at pfsg-online.de>
An: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
<debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
Datum: Sonntag, 29. Mai 2005 12:33
Betreff: [Debatte-Grundeinkommen] Volkswirtschaftliche
Werthaltigkeitmenschlicher Arbeit


>Liebe Mitstreiter,
>
>bei allen Überlegungen zu einem BGE bitte ich zu berücksichtigen, daß unter
>volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten menschliche Arbeit keinen anderen
>Stellenwert hat, als maschinelle Arbeit.
>
>Erst das verkaufte und bezahlte Produkt leistet einen volkswirtschaftlichen
>Beitrag. Unabhängig von dessen Herstellungsart.
>
>Das gilt auch für geistige Arbeit. Geistige Arbeit wird entweder Teil der
>Produktion (z.B. in Ablaufplänen) oder gewinnt Wert durch den Transport des
>Gedankengutes (Gedichte durch Verbreitung in Büchern).
>Anders ist der Widerspruch, der sich z.B. bei völlig verarmten Malern
auftut,
>deren Gemälde post mortem zu Höchstpreisen gehandelt werden, nicht zu
lösen.
>Nicht die Arbeit des Malens, sondern erst der Handel des durch diese Arbeit
>entstandenen Produktes, nämlich des Bildes, leistet einen
volkswirtschaftlich
>relevanten Beitrag.
>
>Nachdem eine Volkswirtschaft nur das verteilen kann, was auch
>volkswirtschaftlich relevant erwirtschaftet wurde (logisches, aber an sich
>unbewiesenes Postulat), kann eine Finanzierung eines BGE ausschließlich
über
>eine Produktbesteuerung erfolgen. Denn ausschließlich das Produkt, nicht
die
>Arbeit, leistet einen Beitrag zum Volksauskommen.
>
>Befinde ich mich da im Irrtum?
>
>Matthias Dilthey
>_______________________________________________
>Debatte-grundeinkommen Mailingliste
>JPBerlin - Politischer Provider
>Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
>http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
>





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