[Debatte-Grundeinkommen] Mindestlohn, reply to J.Behnke
Peter Voss
vossp at tdcadsl.dk
Mo Mai 2 18:15:36 CEST 2005
Lieber J. Behnke
Ihre Frage, ob das Grundeinkommen aus den Steuern auf den Mindestlohn finanziert werden soll, kann ich zu einem kleinen Teil bejahen. Zum "kleinen Teil", weil das eben auch Steuern abwirft.
Aber mein Formelausdruck weisst darauf hin, wenn die Arbeitslöhne abstürzen, weil die Polen für 3 - 5?/h zu arbeiten bereit sind, unsere Leute auch langsam weich werden und sich billiger als die 20 E/h verkaufen bereit sein werden, dass dann das gesamte auf Lohnsteuern basierte Nationaleinkommmenssystem zusammenbricht. Deshalb ist ein möglichst hoher Mindestlohn sozusagen der Stopklotz dafür, dass die negative Entwicklung ganz einfach die Einführung eines Bürgerlohns unmöglich macht.
Wenn man den Bürgerlohn hätte, dann könnte man besser steuern, wie das Gesamtgefüge sich anpasst. Ohne Bürgerlohn bricht der Sozialstaat wahrscheinlich in sich zusammen unter dem Druck der freien Märkte und des Kapitalismus'.
Zwar wird eine Anpassung nötig sein, aber wir können ja nicht so ganz unmittelbar von persönlichen Einkünften von '1500?/M und bis zu viel mehr' auf ein Niveau von 680?/M und in Zukunft weniger runter. Denken Sie bitte an den Werteverlust für den Einzelnen der daraus resultierenden Armenarmee, den bzw. die ich bei einer längeren Fortsetzung des jetzigen Kurses ganz einfach einmal vorraussetze.
Im Übrigen dient ein Bürgerlohn auch der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Wenn die Politiker bereit sind einen Bürgerlohn von ? 1.500 oder etwas mehr zu bezahlen, könnten sie ja viel leichter erreichen, dass die Bürger einverstanden wären mit den notwendigen Anpassungen der Wirtschaft ans Weltgefüge; dann könnte man ganz sicher auch den besonderen Entlassungsschutz für die Älteren sowie das Pensionierungsalter aufgeben, denn dann würde sich dass alles von selber einrenken: kein Politiker müsste mehr darüber nachdenken, ob die Leute nun länger oder kürzer arbeiten müssten.
MfG / Peter Voss
----- Original Message -----
From: j.behncke
To: Peter Voss
Sent: Monday, May 02, 2005 9:39 AM
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Mindestlohn
Lieber Peter Voss!
Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Ich habe noch eine Frage dazu:
Meine Formel ist:
Mindestlohn = Existenzsicherung durch Arbeit
Ihre Formel ist:
Mindestlohn = (Existenz)Sicherung des Grundeinkommens
Wie ist das zu verstehen? Meinen sie, das Grundeinkommen wesentlich durch die Steuern aus verdienten Löhnen im Mindestlohnbereich finanzieren zu können?
Güße aus Berlin
Joachim Behncke
-------------- nächster Teil --------------
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