[Debatte-Grundeinkommen] Neues Modell der Finanzierung des BGE

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Di Dez 27 23:07:23 CET 2005


Lieber Herr Hoffmann,

auch zu Ihren weiteren Anmerkungen rasch einige Bemerkungen:

Ein wichtiges Zauberwort der Produktgestaltung heißt: K.I.S.S.! Keep  
it simple and stupid!

Politische Öffentlichkeit und der Markt sind nicht dasselbe,  
gleichwohl gibt es Parallelen; diese aufnehmend bezweifle ich, dass  
auf dem Markt die Unterschätzung der Kunden, die im "stupid" (nicht  
im "simple") steckt, wirklich funktioniert. Man muss überzeugend  
zeigen, dass ein Produkt die Lösung für ein Handlungsproblem  
darstellt, dass der potenzielle Kunde (spätestens seit er die Lösung  
kennt) hat; man muss überzeugend zeigen, dass ein politischer  
Vorschlag die Lösung für ein Handlungsproblem darstellt, dass die  
politische Gemeinschaft hat; und man muss dabei auch das  
Handlungsproblem deutlich werden lassen. Dies muss so "simple" wie  
möglich, aber auch so kompliziert wie nötig geschehen – niemals aber  
"stupid"; dies nämlich würde die Bürger, die zu überzeugen, und das  
heißt eben: sie als Bürger zu würdigen, gleich wieder zu  
manipulierbarem Stimmvieh entwürdigen.

Die von mir gestellte Grundfrage lautet doch: Wem gehört das Geld,  
wem gehören die "Steuereinnahmen"? Gehört das Geld dem Staat, dann  
verfolgt der damit seine Ziele. Gehört es dem Bürger, sind es  
"Bürgereinnahmen" oder ist es "Bürgereinkommen", dann verfolgt der  
Bürger damit seine Ziele!

Zur Erläuterung: Bisher ist es so, dass der Staat sagt: Ich habe viel  
Geld und erfülle damit meine Wünsche, finanziere damit z. B. meine  
Armee. Wenn Du Bürger Deine Wünsche erfüllen willst, dann mußt Du mir  
Panzer bauen, o. ä., dann gebe ich das Geld an Dich weiter, und dann  
kannst Du Dir damit Deine Wünsche erfüllen. Das ist das Prinzip der  
Gegenleistung (Das aber nur für den Bürger gilt - der Staat bekommt  
sein Geld ohne Gegenleistung!)

Mit dem BGE stellt sich der Bürger (nach meinem Modell) dem Staat  
gleich.

Beginnen wir wieder beim letzten Satz: Mit dem BGE stellt sich der  
Bürger nicht dem Staat gleich, denn der Bürger ist immer schon Kern  
der Vergemeinschaftung, die sich im Staat eine verfasste Organisation  
gegeben hat. Das BGE lässt dies deutlich werden. Entsprechend hat  
nicht der Staat Wünsche, die denen der Bürger entgegenstehen. Im  
Staat handeln die Bürger durch ihre Organe als Gemeinschaft; und wenn  
sie nicht wollen, was ihre gegenwärtigen Repräsentanten in den  
Organen tun, dann sind allein sie selbst schuld, wenn sie das nicht –  
durch Abwahl, Neuwahl etc. ändern. Die Steuereinnahmen sind die  
Steuereinnahmen der politischen Gemeinschaft, die damit auch die  
Organe ihrer verfassten Organisation finanziert. Der Staat ist  
nichts, was nicht die Bürger wollen, dass er ist.

die Befreiung von der Gängelung durch den Staat

ist insofern also nichts anderes als die gut-kantische Befreiung von  
der Gängelung durch sich selbst.

Gerne streite ich auch in Zukunft mit Ihnen zusammen für das BGE!


Gern schließe ich mich Ihrem Wunsch an und wiederhole aus der  
vorhergehenden E-Mail:
Das Beste Ihnen und dem gemeinsamen Streit für ein bedingungsloses  
Grundeinkommen im neuen Jahr
Ihr Thomas Loer
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Dr. Thomas Loer
Wacholderweg 27
D-59192 Overberge
Tel.: (0 23 07) 98 45 64
Fax.: (0 23 07) 98 45 65
t.loer at FreiheitStattVollbeschaeftigung.de
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