[Debatte-Grundeinkommen] Nochmal Finanzierungsgedanken

Reimund Acker reimund.acker at t-online.de
Fr Dez 16 01:59:21 CET 2005



Ralf Westphal schrieb:
> Wenn unser Problem ist, dass nicht genügend konsumiert wird, weil
> die Leute
> auf dem Geld sitzen, [...]

Wieso ist das ein Problem? Und wieso ist es "unser" Problem?

> Viel besser wäre es doch, wenn Geld selbst eine Eigenschaft
> hätte, die mich
> motiviert, es auszugeben. Eine heißte Herdplatte hat die
> Eigenschaft "heiß",
> die mich unmittelbar motiviert, meine Hand wegzuziehen. Das ist erwünscht.

Merkwürdiger Einfall. Ich gebe doch normalerweise Geld aus, um etwas zu
kaufen,
das ich brauche oder zumindest gern hätte. Die motivierende Eigenschaft
sollte
also natürlicherweise von der Ware ausgehen und nicht vom Zahlungsmittel.
Selbstverständlich könnte man Geld herstellen, das verfault oder nach einem
Monat
ungültig wird. Oder permanent an Wert verliert: Inflation! Gibt's schon.
Und Aufbewahrung gegen Zinsen vergällt man durch Besteuerung.

> Für Geld gibt es aber keine in der Bevölkerung eingebauten Rezeptoren, die
> die Notwendigkeit zu mehr Geldausgabe wahrnehmen könnten. Oder:
> Der Rezeptor

Nochmal: Warum ist mehr Geldausgeben notwendig? Wir haben doch kein
Deflationsproblem.

> Wenn es nun also gut ist, dass Geld in den Umlauf kommt statt darauf zu
> sitzen, dann sollte das Geld eine Eigenschaft erhalten, die ich
> unmittelbar
> und sehr einfach wahrnehmen kann und die mich motiviert, es eben nicht
> festzuhalten, sondern es auszugeben, damit andere Werte schöpfen. Das Geld
> selbst sollte mich motivieren, einen Stuhl beim Tischler zu
> kaufen, der dann
> Holzteile zu einem Ganzen zusammenfügt, dass mehr ist als seine Teile und
> einen Wert für mich darstellt.

Ich habe schon genug Stühle, sie gefallen mir noch immer und sind auch nicht
kaputt :-)

> Insofern würde ich sagen: Geld sollte stinken :-) Denn wenn Geld stinkt,
> dann will ich es nicht lange behalten.

Wem es stinkt, der kann ja weniger verdienen/arbeiten.

> Wir
> könnten sicherlich Kühlschränke bauen, die 50 Jahre halten. Aber
> das tun wir
> nicht. Weil irgendwann der Markt dann gesättigt wäre. Jeder Haushalt kann
> vielleicht nur 1-2 Kühlschränke gebrauchen. Also bauen wir Kühlschränke
> weniger robust, als wir könnten - und schüren dann auch noch Modetrends:
> Kühlschränke mit Fernseher, mit Eiswürfelautomat usw.

Ich bin auch für langlebige Güter. Dann müßte ich noch weniger Geld ausgeben
;-)

> Geld dagegen kann ich unbegrenzt konservieren und nicht nur das, je länger
> ich es konserviere, desto mehr habe ich davon. Ich werde also
> ermutigt, Geld
> nicht auszugeben. (Die Inflation als Verfall von Geld halte ich für
> vergleichsweise vernachlässigbar.)

Zentralbanken sehen das anders: Die Geldmenge ist ein wichtiges Stellglied
zur
Steuerung der Bereitschaft, Geld auszugeben.

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Reimund Acker




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