[Debatte-Grundeinkommen] Nochmal Finanzierungsgedanken

Werner Schumacher schumacher.marburg at freenet.de
Mi Dez 7 18:37:42 CET 2005


Lieber Herr Westphal,

>Aber: Je länger ich darüber nachdenke, desto stärker beschleicht mich ein
>Gefühl, dass bei diesen Vorschlägen etwas sehr grundsätzlich noch nicht
>stimmt. Für eine so radikale Idee wie das GE scheinen sie mir immer noch zu
>sehr mit dem Bisherigen verhaftet. Das ist verständlich - aber vielleicht
>nicht zielführend. 
>
Das geht mir ebenso.

>Denn wenn sich das GE aus Steuern finanziert wie letztlich auch die
>Sozialhilfe heute - egal, ob das nun 1 Steuer ist oder 2 oder 3 -, dann ist
>das Resultat wieder ein komplexes System wie heute, in dem es auferlegten
>(!) Zwang und Kontrolle geben muss.
>
>Mein Gefühl ist: Wenn schon die Marktwirtschaft für Selbstregulation steht,
>warum dann nicht wirklich Selbstregulation "ins System" einbauen?
>
Können Sie erklären, was Sie damit meinen? Denn Sie machen auf einen 
wichtigen Unterschied aufmerksam, nämlich auf den den Steuerung und 
Regelung. Das sind zwei gänzlich verschiedene Dinge. Wie und womit kann 
eine Selbstregulation funktionieren?

Werner Schumacher


>Liebe Liste,
>
>ich bin den Gedanken zum Thema GE-Finanzierung gefolgt (soweit ich das als
>nicht-BWLer kann). Sie scheinen mir mal mehr, mal weniger plausibel. Auch
>die 1 Steuer von Götz Werner finde ich von der Idee her ersteinmal
>interessant.
>
>Aber: Je länger ich darüber nachdenke, desto stärker beschleicht mich ein
>Gefühl, dass bei diesen Vorschlägen etwas sehr grundsätzlich noch nicht
>stimmt. Für eine so radikale Idee wie das GE scheinen sie mir immer noch zu
>sehr mit dem Bisherigen verhaftet. Das ist verständlich - aber vielleicht
>nicht zielführend.
>
>Die Amerikaner sagen: You can´t have the cake and eat it. So scheint es mir
>im Bezug auf die Finanzierung auch zu sein. Man kann soetwas wie das GE
>nicht haben - glaube ich -, wenn man ansonsten im Grunde "das System"
>beibehalten will. Mit "das System" meine ich: das GE finanziert sich aus
>Steuern.
>
>Denn wenn sich das GE aus Steuern finanziert wie letztlich auch die
>Sozialhilfe heute - egal, ob das nun 1 Steuer ist oder 2 oder 3 -, dann ist
>das Resultat wieder ein komplexes System wie heute, in dem es auferlegten
>(!) Zwang und Kontrolle geben muss.
>
>Mein Gefühl ist: Wenn schon die Marktwirtschaft für Selbstregulation steht,
>warum dann nicht wirklich Selbstregulation "ins System" einbauen?
>
>Solange aber der Staat noch Steuern eintreiben muss, solange reguliert sich
>das System nicht selbst. Solange der Staat zwischen "gewünschter"
>Wertschöpfung und "ungewünschter" unterscheiden muss, d.h. zwischen
>Wertschöpfung, die innerhalb des Systems stattfindet und zu Steueraufkommen
>führt, und solcher, die kein Steueraufkommen produziert ("Schwarzarbeit"),
>solange ist das System nicht wirklich selbstregulierend und die Menschen
>darin nicht wirklich frei.
>
>Außerdem ist dem System nicht die "Notwendigkeit" zum Konsum. Und wo Steuern
>erhoben werden, ist immer auch der Keim gelegt für den Wunsch, genau diese
>Steuern zu umgehen (legal mit Sonderregelungen oder illegal).
>
>Insofern erscheinen mir derzeit Finanzierungsvorschläge, die im Grunde das
>existierende System beibehalten wollen und nur ein GE einführen, als zu
>kurzgreifend. Allemal, da wir ja im Grunde alle Freiheiten haben den Umgang
>mit Geld zu gestalten, wie wir wollen. Geld ist nur eine Konvention und
>seine Eigenschaften folgen keinem Naturgesetz. Wir können es also
>modellieren, wie wir wollen.
>
>Gruß
>
>Ralf Westphal
>
>_______________________________________________
>Debatte-grundeinkommen Mailingliste
>JPBerlin - Politischer Provider
>Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
>http://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/debatte-grundeinkommen
>
>
>  
>




Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen