[Debatte-Grundeinkommen] Mindestlohn
Peter Voss
vossp at tdcadsl.dk
Fr Apr 29 23:58:26 CEST 2005
Sehr geehrter Dr. Behnke,
da ich ein Beführworter des Mindestlohnes neben einem hohen Grundeinkommen bin, will ich Sie fragen, von welchem Modell Sie ausgehen, wenn Sie das Nebeneinander beider
Lohnformen verneinen?
Es waren in den letzten Tagen mehrere denkwürdige Einträge im Forum, teils als Buchbesprechungen, Zeitungsartikel und Beiträge im 5. Informationsblatt, die mich vorläufig in meiner Vorstellung ein wenig unsicher sein lassen.
Nur will ich als Globalantwort geben, dass ich nicht daran glaube, dass der Arbeitsmarkt total verschwindet: der öffentliche Sektor wird grösser werden, die Industrie wird mehr und mehr in der Tiefe spezialisierte Produkte herausbringen, die vielfach gewandelt und verändert auf den Markt gebracht werden. Trotz zunehmender Automatisierung oder - besser noch - Robotterisierung, werden auch die Lieferanten entsprechende Entwicklungen durchmachen. Anfangs ist das schwierig und erfordert Datalogen und IT-Science-Mitarbeiter, dann aber schliessliche auch nur noch normal ausgebildete. Aber die Innovation geht weiter - und es gibt noch viele unerschlossene und nicht entdeckte Bereiche, die noch erschlossen werden wollen. Und ich denke da am wenigsten an Biotechnologie, deren Fehlleistungen jedoch in der Zukunft noch viel Erfindungsreichtum fordern wird, um schreckliche Folgen in den Griff zu bekommen. Dann gibt es den Servicebereich, in dem
Personen ohne weitere Ausbildung und Handwerker viel mehr Arbeit finden könnten als jetzt unter der Vorraussetzung des BGE.
Obwohl ich also nicht an das Verschwinden der Arbeit glaube, so glaube ich auch nicht daran dass man die Bezahlung alleine über die Konsomsteuer hereinbekommt. Hierfür gibt es viele Gründe. Einer von diesen ist, dass viele Konsumtransfers garnicht im näheren Umfelt getätigt werden und zunehmend mehr auch aus dem Ausland pr Internet bestellt wird.
Da sieht es bei den geltenden Bestimmungen nicht gut aus für die Konsumsteuer. Wenn z.B. die Kinesen und Inder stärker in den Angebotsektor zu deren Preisen handeln, dann würde selbst bei einer Transferierung von Konsumsteuern aus diesen Ländern an unsere Steuerbehörden wenig dabei herauskommen. Ferien im Ausland sind ein anderes Problem kann man das alles fixen. Darum setze ich ja auch auf die Vergrösserung der öffentlichen Sektors, wobei auch die Differenzierung von Gesundheitsleistungen diverser Art stark mit- spielen werden.
Im Gegensatz zu vielen Anderen sehe ich nicht recht, dass die Menschen sehr viel Lust haben sollten zu arbeiten, wenn der Mehrlohn gegen Null geht. Hingegen ist mir eingängig, dass fürchterliche Jobs in Zukunft sehr teuer bezahlt werden müssen.
Wenn ich jetzt noch hinzunehme, worauf der bm-drogist (Entschuldigung) mit seinger natürlichen Unterscheidung von Betriebs- und Nationalwirtschaft hinweist, dann bin ich
sehr führ eine Kombination von Einkommensbesteuerung aller Formen von Geldtransfers von einer Einheit zu einer anderen Einheit, was bedeutet kann: von einer Firma zu ihrem Mitarbeiter, von einem Vermögen zu einem Erben oder Nutzniesser oder von einer Person zu irgendeiner anderen, aus welchen Gründen auch immmer - abgesehen von Taschengeld aus besteuerten Einkünften jeder Art. Als Bruttosteuer vorgesehen ohne jegliche Abzüge, würde sich wohl ein Prozentsatz von 35 mit der Zeit auf 25 % fallend vorstellen lassen.
Bevor Ihnen vor Schreck der Atem vergeht, ist hinzuzufügen, dass damit auch die Renten-, die Kranken- und Pflegekosten und so weiter mit abgedeckt werden sollen, um mit dem Kokus-Pokus der viel zu teuren System aufzuräumen. (In meinem Lande (DK) bekommt der gesamte Gesundheitssektor etwa 8, 3 % vom Nationalprodukt und nicht sehr viel Eigenbeitrag ausser bei Zähnen (70 - 80 %) und Optik (85%) (Klammerwerte sind Schätzungen auf Grundláge eigener Erfahrungen).
Dazu käme dann die MwSt, nun als Verbrauchsteuer von 20 bis 30 Procent, aber graduiert nach grünen Gesichtpunkten auch wesentlich niedriger und höher.
Wenn man also vorraussetzt, dass die Arbeitsmenge gross bleiben wird, und man ein kalkulierbares Steueraufkommen haben will, dann wird man auch einen relativ hohen Mindeststundenlohn fordern müssen.
Mir persönlich würde es dabei wenig ausmachen, wenn der Spargel teuer wäre. Vielleicht sollte er garnicht in Deutschland angebaut werden.
Ich bin mir Klar darüber, dass mein Beitrag keine durchdiskutierte Begründung ist, aber
er gibt doch einen Grund an bei einer anderen gedanklichen Vorraussetzung als gemeinhin in diesem Forum vertreten wird. Ist nur noch hinzuzufügen, dass auch ich für eine teilweise Entkoppelung von Arbeit und Einkommen eintrete; es soll nämlich keine Gegenrechnung für
ein steuerfreies Grundeinkommen geben, sodass es sich wirklich lohnen kann zu arbeiten, insbesondere wenn der Stundenlohn hoch zu sein hat.
Mit freundlichem Gruss
Peter Voss
-------------- nächster Teil --------------
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