[Trennmuster] Hamiltonkreis, Hamiltonkreise
Alexander Malkis
malkis at in.tum.de
Fr Jan 13 00:02:48 CET 2023
On 12.01.23 11:44, Keno Wehr wrote:
> Die Silbengrenze wird willkürlich angesetzt (hier offenbar
> nach der orthographischen Konvention im Englischen)
„Nach der orthographischen Konvention im Englischen“ (wenn's wirklich
rein orthografisch ist oder wäre) ist nicht „willkürlich“, sondern
etymologisch in erster Näherung; wie es in zweiter Näherung ist, verrät
uns Gisbert. Nach meinem Verständnis zieht (im Englischen) ein
betonter, kurzer Vokal den anschließenden Konsonanten mit in die Silbe.
Es ist keine rein orthografische Regel. Sicher bin ich mir als
non-native speaker bei dieser Erklärung natürlich nicht; wenn jemand
„Ham-il“ im Englischen besser erklären kann – bitte …
Unabhängig davon geben nach meinem Verständnis die Lücken in
[ˈhæm əl tən]
die Silbengrenzen an. Denn dieselbe Webseite
https://www.dictionary.com/browse/hamilton , welche die oben erwähnte
IPA-Transkription auflistet, enthält auch die für einen
Ottonormalsterblichen lesbare Transkription [ham-uhl-tuhn]. Es müsste
sich schon um einen enormen Zufall halten, wenn alle vier Angaben (zwei
von dictionary.com, eine von thefreedictionary.com und eine von
https://en.wiktionary.org/wiki/Hamilton) WILLKÜRLICH das Gleiche tun
(also, gemäß „Ham-il“ trennen oder die erste Grenze von Sprechsilben
nach „Ham“ setzen).
On 12.01.23 12:34, Selke, Gisbert W. wrote:
> Auch die Etymologie liefert (jenseits des Hinweises auf die *aktuelle* Trenn-Praxis in englischsprachigen Ländern) keine klaren Hinweise darauf, dass ham-il-... zu trennen wäre.
> Momentan habe ich kein vernünftiges etymologisches Wörterbuch im Zugriff, aber zumindest die Recherche in Wiktionary und Etymologeek liefert Hinweise darauf, dass das Irische irrelevant ist, weil sich der Familienname anscheined von dem englischen Ort Hamilton in Leicestershire ableitet. Dort führt zumindest Wiktionary eine Ableitung von hamel und dune (Hügel) aus. Und leitet hamel als "blunt, flat-topped" von protogerm. *hamalaz "kastriert" ab (verwandt mit dem deutschen Hammel). Etymologeek verweist auf hamel < protoindoeuropäisch *kóymos < *ke + *haimaz (Heim, Haus, Dorf). Ein gutes *etymologisches* Argument für die Trennung ham-il-... ergibt sich daraus jedenfalls nicht. (Bei aller Vorsicht bzgl. Verlässlichkeit der von mir genannten Quellen.)
>
> \Gisbert
Große Nachschlageleistung, danke! Für dich bedeutet *etymologisch*, dass
du dich so weit zurück auf protoindoeuropäisch beziehst. Wow. Für mich
wäre *etymologisch* ganz banal die älteste Sprache interessant, die
heute noch gesprochen wird und “hamil“ noch (bis auf kleine Änderungen)
enthält. Zum Vergleich: Uns würde bei der Frage nach der Worttrennung
vermutlich nicht mehr so sehr interessieren, wie „Chomsky“ am Zeilenende
im Altkirchenslawischen umgebrochen wurde, auch wenn die Herkunft des
Wortes für sich genommen ein faszinierendes Thema ist.
Alexander
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