[Trennmuster] Spezialmusteranwendung

Keno Wehr wehr at abgol.de
Sa Jun 11 23:06:12 CEST 2022


Am 09.06.22 um 14:16 schrieb Guenter Milde:
>> Bei der Lang-s-Schreibung habe ich mich für die Verwendung von Mustern
>> entschieden, die das Vorkommen von *Rund-s* beschreiben, aus dem alleinigen
>> Grund, dass mir dies natürlicher vorkam. Wenn es gute Gründe gibt,
>> stattdessen Lang-s-Muster zu verwenden, kann das leicht realisiert werden.
> Ich habe beide Pseudo-Muster ausprobiert: [...]

Also scheint es derzeit keinen guten Grund für eine Änderung zu geben.

> \autotypelangoptions
>     Praktisch wäre es, wenn die Sprache optional wäre,
>     mit der Haupt-Dokumentsprache (oder der aktuellen/aktiven Sprache am
>     Punkt des Befehls) als Voreinstellung.

Als dritte Variante wäre auch noch denkbar, dass die Option ohne Angabe 
einer Sprache für alle Sprachen gilt, für die überhaupt Muster 
vorliegen. Für long-s könnte man für nichtdeutsche Sprachen auch eine 
Basisversion implementieren, die s am Ende und ſ im Innern des Worts setzt.

Den Bezug auf die „aktuelle/aktive“ Sprache finde ich schwierig, da die 
Optionenwahl typischerweise in der Präambel stattfindet.
Bei
\usepackage{polyglossia}
\usepackage{autotype}
\setmainlanguage{german}
\setotherlanguage{english}
\autotypelangoptions{ligbreak}
ist nicht klar, welche Sprache die aktive ist.
Der Bezug auf die Hauptsprache wäre schon eher möglich.

Die Sprache müsste dann optionales Argument sein:
\autotypelangoptions[ngerman]{ligbreak}
Daran stört mich etwas, dass die Symmetrie zu \autotypefontoptions 
verloren geht.
Ich denke darüber nach.

> \autotypefontoptions
>     Eine Voreinstellung für die Y-Schriften würde die Nutzung vereinfachen.
>     Entweder mit automatischer Erkennung oder einem Kennwort.

Ja, daran hatte ich auch schon gedacht. Automatische Erkennung ist kein 
Problem. Die Frage ist nur, wie weit man den Kreis zieht. Voreinstellung 
nur für die y-Schriften oder für alle gebrochenen Schriften auf dem CTAN 
oder auch noch für weitere?

> Die Möglichkeit zur Konfiguration über Optionen würde das Paket
> "normaler" machen. Bsp:
>
>      \usepackage[ligbreak,longs]{autottype}

Das wäre vielleicht normaler, aber auch altbackener. Nach meiner 
Beobachtung geht die Tendenz in den letzten Jahren bei den LaTeX-Paketen 
klar weg von Paketoptionen und hin zu eigenen Befehlen zur Optionswahl. Vgl.
\usepackage[ngerman]{babel}
vs.
\usepackage{polyglossia}
\setmainlanguage{german}.

> Ligaturaufbruch
> ===============
>
> Eine Reihe von frei erhältlichen OpenType Frakturschriften beinhaltet den
> ZWNJ aber nutzt ihn für "Eingabe-Ligaturen" (ähnlich dem "---" für den
> Gedankenstrich in TeX). http://www.ligafaktur.de/LOB-Schriften.pdf
>
> Bei Aktivierung des Ligaturaufbruchs wird dann
> "g" nach Ligaturbruchstelle zu "«",
> "r" nach Ligaturbruchstelle zu Rund-R,
> und beim Kopieren aus dem PDF-Anzeigeprogramm (evince) wird der ZWNJ zum
> Leerzeichen.

Das ist wohl kaum im Sinne des Erfinders, oder? Bei Opentype-Schriften 
sollten solche faulen Tricks doch nicht mehr nötig sein.

> Eine Option zur manuellen Auswahl von ZWNJ oder Kerning wäre hier hilfreich.

Das lässt sich machen.
Stephan hatte auch mal vorgeschlagen, die Bindehemmer in einem späteren 
Bearbeitungsschritt wieder zu entfernen, aber das würde für diese 
Schriften wohl nicht reichen.

> Evt. ließe sich das mit einem einstellbaren Kerning verbinden.

Das sehe ich eher getrennt davon. Das Problem beim Kerning ist, dass man 
eine Option mit drei Werten braucht, wenn man volle Flexibilität will: 
1. Buchstabe, 2. Buchstabe, Kerning (mit oder ohne Einheit?). Das ist 
syntaxmäßig etwas schwierig. Anders natürlich, wenn für alle 
Buchstabenkombinationen gleiches Kerning wie bei "| erfolgen soll.

> Letzteres ist sicher sinnvoll, da der günstigste Abstand von der verwendeten
> Schrift abhängt (also ggf als \autotypefontoptions?).

Ja, aber wie genau?
Ein Problem ist auch, dass der Name einer Schrift alles andere als 
eindeutig ist.
Für Nicht-Opentype-Schriften gibt es nur den TeX-Fontnamen. Das ist der, 
den man mit dem Befehl
\fontname\the\font
erhält. Aufgrund seines eigenwilligen Aufbaus ist er nur nach 
Nachbearbeitung brauchbar (siehe Kommentar zur Funktion „normalize_font“ 
in autotype.lua).
Für die y-Schriften und die Sütterlinschriften vom CTAN lässt sich damit 
arbeiten, aber für andere Schriften könnte es problematisch werden.
Für Opentype-Schriften gibt es dann noch „name“, „psname“ und „fullname“.
Fette und kursive Schnitte einer Schrift brauchen vielleicht andere 
Kerning-Werte, was aber für den Nutzer zu unübersichtlich werden könnte.
Hier muss ich erst noch sehen, ob ich einen praktikablen Weg finde.

> Für die Dokumentation: Zum manuellen Ligaturaufbruch kann auch der
> Shorthand-Befehl "| oder der bedingte Trennstrich an der richtigen
> Bruchstelle verwendet werden:
>
>    Graufliege Grau"|fliege Grau"-fliege

Ja, das kann ich aufnehmen. Für Padrinoma (und für TeX) wirken beide 
Shorthands wie der Anfang eines neuen Worts.

> Lang-s und Rund-s
> =================
>
> Das ist schon ein großer Schritt in die Richtung welche ich mit den
> Lang-ſ-Mustern erreichen wollte.
>
> Auch zur S-Auswahl kann der Shorthand-Befehl "| an der richtigen Bruchstelle
> verwendet werden:
>
> Wach\autotyperounds tube → Wachs"|tube
> Wach"|stube

Ja, weil "| ein neues Wort beginnt. Vor "| wird also immer ein Rund-s 
gesetzt. Dass nach "| ein Lang-s steht, ist nicht 100-prozentig sicher, 
wenn ich es richtig sehe, aber sehr wahrscheinlich. Wenn das zweite 
Teilwort in der Wortliste steht, dürfte das auf jeden Fall klappen.

> Ein vollständiges Minimalbeispiel für die schönen yfonts wäre schön.
> Hier ist ja wegen der Kombination von luatex und 8-bit Fontkodierung ein
> wenig "basteln" angesagt, was Schriftauswahl, Eingabe- und
> Ausgabekodierung betrifft.

Ehrlich gesagt habe ich da gar nichts gebastelt, sondern mich dem 
zufrieden gegeben, was in der yfonts-Anleitung steht: Umlaute müssen als 
\"a oder "a etc. eingegeben werden.
Ich war schon froh, dass diese alten Schriften überhaupt mit LuaTeX 
laufen, da ich früher der Meinung war, dass da nur Opentype-Schriften gehen.
Mehr als was im Abschnitt 4.2.1 der Anleitung steht, weiß ich dazu nicht 
zu sagen.

> Mit yfonts habe ich immer ein ſ am Wortende :(

Das ist merkwürdig. Du kannst gern den ersten autotype-Issue eröffnen, 
um das Problem zu beschreiben, oder du schickst mir deine Beispieldatei 
per E-Mail.

> Für die praktische Anwendung fehlt es noch an guten, geeigneten freien Fonts
> (bzw. der Unterstützung für die "ligafaktur"-Fonts).

Der Autor des Missaali-Pakets hat noch eine Frakturschrift in 
Vorbereitung (s. S. 59 der Anleitung). Das lässt hoffen.
Ein paar brauchbare sind vielleicht in der Font-Library zu finden: 
https://fontlibrary.org/de/search?category=blackletter&order=

Danke für alle Hinweise und schöne Grüße
Keno



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