[Trennmuster] Zwilling
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Do Okt 15 14:40:03 CEST 2020
On 14.10.20, Keno Wehr wrote:
> Am 14.10.20 um 21:29 schrieb Guenter Milde:
> > On 9.10.20, Keno Wehr wrote:
> > > Was sagt der Frakturduden zur ll-Ligatur in „Zwilling“ und „Drilling“?
> > > Mit unserer derzeitigen Auszeichnung (Zwil>ling) würde die aufgebrochen,
> > > aber ich bezweifle, dass das richtig ist.
> > Ein ausdrückliches Verbot von Ligaturen an der Suffixgrenze ist erst in den
> > 80-er Jahren aufgekommen (vgl. dokumente/Trennregeln.txt).
> Welches Dokument meinst du hier? Mit diesem Namen gibt es keins.
Jetzt schon (es war lokal).
> > Im Wörterverzeichnis ist bei Zwilling und Drilling ebenso wie bei "alle"
> > und anderen Doppel-L mit der Lupe eine Verschmelzung der beiden
> > Buchstaben zu erkennen.
> Danke fürs Nachschlagen!
> > Ob das nun heißen möge, dass die Endung "-ling" wie "-fi" zu den
> > Ausnahmen gehören sollte oder dass die Ligierung über
> > Ableitungsendungen zur Druckzeit die Regel war bleibt offen.
> Ich dachte eigentlich weniger daran, eine Ausnahme für die Nachsilbe „-ling“
> zu machen, als für genau die beiden Wörter „Zwilling“ und „Drilling“.
> Ich bin mir nicht sicher, ob die Deutung Zwil+ling/Dril+ling korrekt ist,
> zumal ja „Zwi“ und „Dri“ offenbar einen Bezug zu „zwei“ und „drei“ haben.
> Ich werde mal versuchen, hier mehr zur Etymologie herauszufinden.
Zwilling < ahd. zwiniling (9. Jh.),
mhd. zwinelinc, (mit Assimilation von n nach l) ahd. zwilling (Hs. 13.
Jh.), mhd. zwillinc, mit dem Herkunftssuffix germ. -inga- abgeleitet
von ahd. zwinal ‘doppelt, zweifach, zugleich geboren’ (10. Jh.).
Dieses ist eine l-Bildung zu germ. *twina-, das sich mit dem Suffix
ie. -no- wie lit. dvỹnas, dvynỹs ‘Zwilling’, lett. dvīŋi (Plur.),
russ. dvójnja (двойня) ‘Zwillinge’ (ie. *du̯ino-) zu ie. *du̯i- stellt,
eine in Weiterbildungen auftretende Variante der unter ↗zwei (s. d.)
angegebenen Grundform. Nl. tweeling, mnl. twēlinc, twilinc, mnd.
twēlink sowie frühnhd. zweiling ‘Zwilling’ sind jüngere Ableitungen
vom Zahlwort zwei. Als Tierkreiszeichen (Übersetzung von lat. geminī)
Zwillinge (16. Jh.); zuvor mhd. zwinlein, Deminutivbildung zu
substantiviertem ahd. zwinal (s. oben).
Analog https://www.dwds.de/wb/Drilling
In Anlehnung an ↗Zwilling (s. d.) im 16. Jh. aus älterem Dreiling (15.
Jh.) gebildet.
> Im Moment neige ich zu „Zwil-ling“ und „Dril-ling“.
Ich sehe es als einen Beleg für die Ligatur über die
Ableitungsendungsgrenze hinweg -- zumindest bei vollständiger Assimilation
(vgl a{ſſ}imilieren,
In meinem Fraktur-Duden ist nicht zu erkennen, ob fl als Ligatur (von einem
Bleiblock) oder mit Unterschneidung gesetzt ist. Aber der f-l-Abstand ist in
flunschen und in Hanfling der gleich.
Viele Grüße
Günter
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