[Trennmuster] Suffix-Trenner

Guenter Milde milde at users.sf.net
Di Jun 9 11:59:01 CEST 2020


On  8.06.20, Keno Wehr wrote:
> Am 08.06.20 um 13:22 schrieb Guenter Milde:
> > > Gebeugte Formen wie die auf „-ide“ und „-ischen“ werden von den
> > > Wörterbüchern grundsätzlich nicht gebucht und bei den Grundformen stellt
> > > sich die Frage nicht.
...
> > > Ich finde im Einheitsduden „Es|sayi|stin“ und „es|sayi|stisch“, was sich
> > > wohl wiederum durch o. g. Prinzip für Flattervokale erklärt

> > Der Suffix "-ist" hat also nicht die gleiche "Trennkraft" wie "-los".
> > Fragt sich, ob das auf "-isch" und "-id" übertragen werden kann.
> >
> > Wie ist es bei "Androide" oder "Danaiden" und "Nereiden" oder der
> > "Zykloide"?
> >
> > > und meines Erachtens nicht zur Nachahmung empfohlen ist.
> > Gleichwohl haben wir beschlossen in AR dem Einheitsduden zu folgen.
> > In NR steht es uns frei, Essay-istin zu bevorzugen.

> Bisher galt die Bindung an den Einheitsduden aber nicht sklavisch. Wir haben
> für die AR auch noch die Trennung „Ho-spi-tal“, obwohl das bereits vor der
> Rechtschreibreform im Duden geändert worden ist.

Bei Hospital nennt mein 71er Ost-Duden keine Trennausnahme (was die reguläre
Trennung Hos-pi-tal impliziert). Aber soviel ich weiß ist die Auszeichnung
Hos-pi-tal;Ho-spi-tal damit begründet, dass der Einheitsduden 91 an der
"historischen" Trennung festgehalten hat.

> In der Dokumentation ist auch lediglich von einer Orientierung an den Regeln
> des 91er-Dudens die Rede: »Die Trennmuster für die traditionelle
> Rechtschreibung in Deutschland und Österreich orientieren sich an den
> verbindlichen Regeln des Dudens in der Fassung von 1991«.

Ich sehe dies auf einen Hinweis, welche Fassung der verbindlichen Regeln
der Liste zugrundeliegt. Bei der "historischen" Rechtschreibung ist mir
die "Schönheit" der Trennungen weniger wichtig als die korrekte Umsetzung
der damals geltenden Regeln.

Und ich bin froh, dass ich mir für die AR die Einzelfallentscheidungen
sparen kann: "Im Zweifelsfall entscheidet der Duden".



> Diese Duden-Regeln nun scheinen mir in Bezug auf die Trennung zwischen
> Vokalen nicht glücklich formuliert.
> Da heißt es:

>    R 180 Vokalverbindungen dürfen nur getrennt werden, wenn sie keine
>    Klangeinheit bilden.

>    Befrei-ung, Trau-ung, bö-ig, europä-isch, faschisto-id, Muse-um,
>    kre-ieren, sexu-ell, Ritu-al

>    Enger zusammengehörende Vokale bleiben, wenn das möglich ist, besser
>    ungetrennt.

>    Natio-nen, natio-nal, Flui-dum, kolloi-dal, asia-tisch, Idea-list,
>    Sexua-lität, poe-tisch, böi-ge, europäi-sche

>    Wenn i und i zusammentreffen gilt:

>    einei-ige, Unpartei-ische

>    [...]


> Im Wörterverzeichnis wird „An|droi|de“, „Da|nai|de“, „Ne|rei|de“ und
> „Zy|kloi|de“ getrennt.

Das zeigt, dass die Trennung vor der Endung -id(e) anders behandelt
wurde, als die Trennung an Fugen (Ko|itus, Wär|me|iso|lie|rung), wo die
Trennung nach dem führenden Vokal nur im Notentext erlaubt ist.

   Ko<i·tus, Wärme=i·solierung  vs. Da-na.i-de

> Es ist nicht recht einzusehen, warum „öi“ und „äi“ in „böige“ und
> „europäische“ enger zusammengehören sollen als in „böig“ und „europäisch“.
> Genauso wenig ist einzusehen, dass „yi“ in „Essayistin“ enger zusammengehört
> als in „Essayist“.

Diese Überlegung hatte ich auch schon. Ich fand dann eine für mich
nachvollziehbare Herleitung.

"öi" gehört in "böig" genauso zusammen wie in "böige", der Unterschied
ist in der Alternativtrennung mit Abstand eins:

* Grundsätzlich vermeidet Duden(91) "Flattertrennungen" (Trennmöglichkeiten
  im Abstand 1) damit nicht in einem Text "bö-
  ige" neben "böi-
  ge" steht.

* Wenn sich bei Anwendung der anderen Regeln zwei Trennmöglichkeiten im
  Abstand eins ergeben, muss also eine eliminiert werden.

  "öi" gehört weniger zusammen als "ig", daher bö-i-ge -> böi-ge


> Zudem klingt „bleiben besser ungetrennt“ nicht recht verbindlich.

Das entspricht ungefähr unserer Kategorie "Nottrennung".


> Ich würde in dieser Beziehung an der derzeitigen Auszeichnung nichts
> ändern.

Ich plädiere dafür, in den Mustern bei Flatterei vor -ide, -ige, -ische
konsistent nach dem i zu trennen.

Für die Auszeichnung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

a) ">" nur für End-Konfixe (-los, -haltig, -tum, -weise, ...)
       mit "Morphemgrenzeigenschaften" (keine Ligatur, getrennte
       Aussprache, Unterdrückung von Trennung daneben (reu·e>los))

   "-" für Endungen (-ig, -isch, -id) ohne "Morphemgrenzeigenschaften"
       (verbundene Aussprache, Trennung daneben erlaubt (bö-i-ge,
       An-dro-i-de))

b) "=" für End-Konfixe
   ">" für Endungen (wobei der Filter: vermeide_flattervokale dann auch
       bei ">" die zweite Trennstelle nimmt (bö>i-ge -> böi-ge).
       
c) ">" wie bisher für Endungen und End-Konfixe
       (wobei der Filter: vermeide_flattervokale dann auch
       bei ">" die zweite Trennstelle nimmt (bö>i-ge -> böi-ge).

Wir sollten das im Zusammenhang mit der Überlegung zu "-isch" (Thread vom
27.05.) betrachten und entscheiden.

Viele Grüße
Günter



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