[Trennmuster] Präfixe
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Mo Apr 27 14:11:29 CEST 2020
On 23.04.20, Keno Wehr wrote:
> > > Es ist ein Unterschied, ob da »An<ästhesio<=logie« (mit <=) oder
> > > »ab<be<kommen« steht. Im zweiten Fall greift die Rechtsassoziativität, d. h.
> > > das erste Präfix hat mit dem zweiten nichts zu tun, sondern bezieht sich auf
> > > den gesamten Folgeteil: ab-(be-kommen). Im ersten Fall werden zunächst zwei
> > > Präfixe zusammengesetzt und dann vor den folgenden Wortteil gesetzt:
> > > (An-ästhesio)-logie.
> > Und bei
> >
> > ab<ge<=früh=stückt
> > Ur<ur<=groß=va-ter
> >
> > ?
> Das müsste meiner Ansicht nach »ab<=ge<=früh=stückt« (mit Ausnutzung der
> Rechtsassoziativität; günstigste Trennstelle nach »ab«) und
> »Ur<=ur<=groß=vater« heißen.
Bei Ur+ (ur+ (groß + vater) stimme ich der Zerlegungshierarchie zu, bei
ab - ge - früh -stückt ist der Fall komplexer: kommte es von "abfrühstücken"
mit eingeschobenem -ge- oder von "gefrühstückt" mit vorangestelltem ab-? Ich
halte beides für mögliche Herleitungen.
Die Auszeichnung von eingeschobenen Teilen ist bei "=" relativ einfach:
Bundesministerium für Familie -> Bundes=familien=ministerium
Bei Präfixen ist das ungelöst:
"nach<geben" und -zu-
a) nach<zu<geben # unsymmetrisch.
b) nach<zu<<geben # unsymmetrisch.
c) nach=zu=geben # Wechsel des Trennzeichens
> > > Wir haben einige zusammengesetzte Präfixe in zusatzlisten/initialkonfixe und
> > > ein flüchtiger Blick auf in die Wortliste zeigt bereits, dass da – meiner
> > > Meinung nach – etliche Klassifizierungsfehler vorliegen. So müsste es
> > > »Im<muno<=loge« statt »Im<muno<loge« heißen und »Palä<onto<=loge« statt
> > > »Paläonto<loge«.
> > Und dann Im<muno<=logen==kon-gress ...
> > das wird mir schnell zu komplex.
> >
> Genauer gesagt »Im<muno<=logen==kon<gress«.
> Wenn die Wortstruktur angemessen dargestellt werden soll, geht es nicht
> anders. Solche Wörter sind auch eher selten.
Mir mishagt die die Doppelnutzung von "<=" als
a) "globaler" Präfix eines Kompositumgs (ab<=früh=stücken)
b) zusammengesetzer Präfix (Do<deka<=eder)
Mit "<<" wäre der Im<muno<<logen=kon<gress etwas einfacher. Beim
Ururgroßvater hülfe es nicht.
> Wenn man es möglichst einfach halten will, sollte man statt einer falschen
> Klammerung lieber im Hinblick auf die wichtigsten Trennstellen vereinfachen.
> Dann wäre es:
> ab<ge<früh-stückt (ohne Auszeichnung der Binnenstruktur von »frühstückt« in
> diesem Wort, aber weiterhin »früh=stücken« ohne Präfix)
> Ur<ur<groß-va-ter (aber »Groß=va-ter«)
> Im-mu-no<logen=kon-gress
Allerdings gelten für "normale" Trennstellen und Trennungen zwischen
Konstituenten verschiedene Regeln: eine normale "Sprechsilbentrennung" gäbe
in de-1996 ab<ge<frühs-tückt.
> Zur Erzeugung von Trennmustern (auch gewichteten) wären die nötigen
> Informationen auch so vorhanden, allerdings glaube ich, dass die
> uneinheitliche Auszeichnung bei der Wortlistenbearbeitung einen größeren
> Stolperstein darstellt als die kompliziertere Auszeichnung der ersten
> Variante.
Sehe ich genauso. Bei "Umkategorisierung" der verschachtelten Fugen
opfern wir Kontrollmöglichkeiten (Test aller "-" auf Regelkonfomität) und
Konsistenz (Werners Test der Pattern fiele dann auch flach).
> > Ich überlege schon länger, ob wir nicht lieber -loge und -logie, "die den
> > Charakter eines Kompositionssuffixes angenommen haben"
> > (https://www.dwds.de/wb/etymwb/-logie) als Suffixe auszeichnen, also
> >
> > Astro>logie
> > Im<muno>logie
> Das hätte durchaus seine Berechtigung, allerdings werden – abgesehen
> vielleicht von manchen umgangssprachlichen Ad-hoc-Bildungen – in diesen
> Fällen zwei gleichermaßen bedeutungstragende wie unselbstständige Wortteile
> miteinander verbunden, sog. Konfixe.
> Mir wäre eine symmetrische Behandlung von Konfixen am Wortanfang und -ende
> lieber.
Dummerweise sind die Trennregeln für Präfixe und Suffixe verschieden:
Präfixe werden gemäß Rechtschreibregeln nach Morphologie getrennt,
Suffixe nach "Sprechsilben". Die unterschiedliche Auszeichnung hat hier eine
wichtige Funktion und ich muß meine Idee wieder zurückziehen:
Mit >logie wäre es nach de-1996 Ge-ne-a>lo-gie, mit <logie
Ge-ne·a<lo-gie. Der Duden sagt Ge|nea|lo|gie (Unterdrückung der Abtrennung
einzelner Vokale am Wortrand auch bei Wortfugen.)
> Beispielsweise »De-mo^kra-tie«, »As-tro^lo-gie«, »Im<mu-no^lo-gie«,
> »Gram-mo^phon«, wobei ^ dann in der Bindungsstärke zwischen < und = steht.
Find ich nicht so sinnig.
> Oder gleich »De-mo=kra-tie«, »As-tro=lo-gie« etc., wie ich schon früher
> einmal vorgeschlagen habe.
Das ist durchaus möglich.
+1 Die Eigenschaften der Trennstelle nach Präfix oder Bestimmungswort sind gleich:
* Nicht an "formale Sprechsilbenregel" gebunden (Ab<stand, Blau=druck)
* Schluss-s (als<bald, Haus=tür vs. faſ-ten)
* Ligaturaufbruch: auf<fahren, Lauf=freude vs. hof-fen
Dh. eigentlich kann auf "<" komplett verzichtet werden und alles mit "="
markiert.
-1 Der Präfixmarker "<" erlaubt meist eine einfachere Auszeichnung.
Ab<be<ru-fungs=an<trag vs. Ab=be==ru-fungs===an=trag
-1 Unterschiedliche Semantik: Auto<nomie ist keine Lehre von Autos.
> > oder ggf. doppelte Prä- und Suffixmarker:
> >
> > Do<de-ka<<e·der
> Geht auch.
Sieht schöner aus als Do<de<=kae·der, aber führt eine neue
Zeichenkombination ein.
> > Im<muno>>logie
> Das eher nicht.
Diesen Vorschlag ziehe ich zurück (siehe oben).
Ein Problem sind noch die "verblassten" und die "assimilierten" Präfixe.
Schon in AR wirkt sich die Assimilation auf Trennung und ſ-Schreibung in
dem Sinne aus, dass "Sprechsilbentrennung" und Lang-s (Aſſimilation)
benutzt werden und Ligaturen nicht aufgebrochen werden. Insofern ist die
Auszeichnung "As-si-mi-la-tion", "Kor-re-la-tion", ... durchaus
berechtigt.
Viele Grüße
Günter
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